Neues vom RC Bröckedde - Folge 144
Die Lenkzeitunterbrechung
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg
Seit alters her pflegte der RC Bröckedde eine herzliche Freundschaft mit dem RC Wobbelhausen an der Knatter. Als wieder mal der Jahresbesuch anstand, beäugte Präsident Pröpke das Programm und meinte zu Clubmeister Topfsiedel, der Zeitplan sei doch sehr eng gestrickt. Topfsiedel zitierte einen rotarischen Leitsatz: „Es wird schon irgendwie hinhauen.“ Nun ja.
Der Bus startete um acht Uhr in die 787 Kilometer lange Reise, quälte sich über diverse Autobahnen und erwischte gleich zwei Superstaus hintereinander. Nach viereinhalb Stunden machte der Fahrer 45 Minuten Pause. Topfsiedel kommentierte fachmännisch: „Das ist die gesetzlich vorgeschriebene Lenkzeitunterbrechung für den Fahrer.“ Als die Sonne unterging, war der Bus dem Ziel Wobbelhausen nicht wirklich näher gekommen, fand Pröpke. Die für 18 Uhr geplante Pflanzung eines Freundschaftsbaums war nicht mehr zu realisieren, auch das für 20 Uhr avisierte festliche Dinner mit Büfett geriet außer Reichweite.
Sieben Kilometer vor Wobbelhausen hielt der Bus erneut, es war stockdunkel. „Lenkzeitunterbrechung“, sagte der Busfahrer und machte es sich mit der BILDZeitung bequem. Das Angebot Topfsiedels, der immerhin einen Bootsführerschein vorzeigte, das Lenkrad für den Schlussspurt zu übernehmen, lehnte er ab. Gegen Mitternacht traf die Bröckedde-Delegation erschöpft im Hotel ein, wo ein einsamer Wobbelhausen-Rotarier verlegen berichtete, das Gala-Büfett sei nun leider schon leer gegessen.
Dafür war die Baumpflanzung auf 6.30 Uhr am nächsten Morgen verlegt worden. Schlotternd vor Kälte stand Pröpke dann im Wobbelhausener Stadtpark, häufelte eine Schippe Erde auf eine dürre Linde und lobte den tollen Verlauf des Freundschaftsbesuchs. Danach entfaltete sich die Wobbelhausener Gastfreundschaft in gnadenloser Fülle. Ab acht Uhr Stadtbesichtigung, um zehn Empfang im Rathaus, um elf Kreuzfahrt auf der Knatter mit Imbiss, 14 Uhr Wanderung durch das Biosphärenreservat von Wobbelhausen, 16 Uhr Teilnahme am „Löschangriff Nass“, einer Übung der Freiwilligen Feuerwehr Wobbelhausen, ab 18 Uhr vier Stunden Wagner in der Oper von Wobbelhausen, wo sich Pröpke dringend eine eigene Lenkzeitunterbrechung herbeisehnte.
22 Uhr war Abendessen mit Grußworten und gegenseitigen Treuebekundungen. Eine Stunde nach Mitternacht war Pröpke endgültig erledigt, aber er schwor sich: „Rotary heißt dienen und durchhalten.“ Auf der Rückreise kämpfte sich der Bus brav Richtung Bröckedde. Es war wieder stockdunkel, der Regen peitschte, als es noch 500 Meter bis zum Ortsrand von Bröckedde waren. Alle atmeten auf, sie sahen schon die Lichter der geliebten Heimat. Da hielt der Bus. Der Fahrer stellte den Motor ab, griff sich die BILD-Zeitung und sagte: „Sie wissen schon.“
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