Neues vom RC Bröckedde - Folge 196
Die Notgans
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Pünktlich zu St. Martin lud der RC Bröckedde zum traditionellen Gänseessen, das gehörte zu den Genen des Clubs. Doch in diesem Jahr herrschte im Vorfeld plötzlich Unruhe. „Die wollen sie uns wegnehmen!“, warnte Kassierer Knödler Präsident Pröpke.
„Wer will wem was wegnehmen?“
„Die Vegetarier und Veganer rütteln an unserer Gans. Denken Sie nur an den Vortrag von Freund Mürbmatte vor einer Woche“, knurrte Knödler.
Mürbmatte, seines Zeichens Internist, hatte kenntnisreich über die Mortalitätsrate infolge Herzkranzverfettung gesprochen und auf seinen Schaubildern eine Gans in Form eines dickbäuchigen Todesengels präsentiert.
Freund Wohlleben holte für die Gansfraktion zum Gegenschlag aus. Er würdigte im Folgevortrag die Gans als Lieferant des höchst wichtigen Mineralstoffs Magnesium, dazu den Gehalt an Eisen, Vitamin A und einigen Vitaminen der B-Gruppe. In einem Video zeigte er zudem glückliche Gänse auf dem Musterhof eines freilaufenden Biobauern, die freudig St. Martin entgegenfieberten.
Bald drohte das Gansthema den Club zu entzweien. Präsident Pröpke fragte den Koch des Bröckedder Hofs, ob er auch eine fettfreie Gans im Angebot habe. „Wir hatten mal eine Tofu-Gans“, erwiderte der Koch, „die lief aber nicht so gut.“
Die Diskussion im Club eskalierte, doch Pröpke zeigte sich diplomatisch: „Wir setzen auf Vielfalt, auf Toleranz und eine lebendige Diskussionskultur.“
Ein Gansausschuss wurde installiert, der nach langen Beratungen den Koch um eine Zubereitung in vier Varianten bat:
Gans klassisch
Gans aus Magerhaltung
Gans vegan Gans digital,
optisch genießbar auf dem Smartphone.
Der Koch schlug die Hände über dem Kopf zusammen und kündigte einen Tag vor dem Gans-Event fristlos, unter Mitnahme der bereits bestellten Gänse. Der Wirt des Bröckedder Hofs wühlte verzweifelt in seinen Vorräten und servierte den Freundinnen und Freunden eine Notgans. Sie bestand aus einem Süppchen mit dem übrig gebliebenen Soßenfond der Vorjahresgänse, dazu ein paar versteinerte Maroni. Frisch war immerhin das Rotkraut. Dazu sang der eilends engagierte Tenor der Bröckedder Oper das Volkslied Fuchs, du hast die Gans gestohlen.
Pröpke rühmte die Notgans als „kreativ-kulinarische Überraschung nebst Kulturkomponente“, doch Knödler widersprach: „Ich will keine lebendige Diskussionskultur und auch keinen Tenor, im nächsten Jahr will ich wieder eine Gans, dick, fett und knusprig.“
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