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Neues vom RC Bröckedde – Folge 204

Rotarische Promis

Neues vom RC Bröckedde – Folge 204 - Rotarische Promis
© Marcus Schäfer/pengfingerstudio.tumblr.com

Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.

Alexander Hoffmann01.08.2023

Freund Wurmteufel war ein treues Mitglied des RC Bröckedde, sehr engagiert und in den Meetings präsent. Eines Tages las er, dass auch der britische König Charles III. Rotarier war. Einerseits freute ihn das, andererseits erinnerte er sich an die rotarischen Promis, die die Mitgliederliste seines Club zierten. In der Tagesschau traten die Größen aus Politik, Wirtschaft und Kultur öfter auf, aber im Salon Hindenburg sah er nur selten eine dieser Zelebritäten.

Otto Wurmteufel war kein Promi, aber ein rechtschaffener Landwirt, der für seine prächtigen Kühe und sein Obst bekannt war. Seine süßen Äpfel waren sogar in Großbritannien begehrt, trotz Brexit blühte der Export. Die Äpfel waren eine Zutat zum legendären Apple Crumble, dem Nachtisch, den man auf der Insel so liebte.

Wurmteufel klagte bei Präsident Pröpke: „Warum tauchen die Promis kaum bei uns auf, wenn überhaupt?“

Pröpke hüstelte verlegen: „Nun ja, als Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind sie überall gefragt und stehen unter enormem Zeitdruck, deshalb geben wir ihnen lange Leine. Aber es macht sich doch gut, dass sie zu uns gehören, so irgendwie.“

„Ich bin nicht öffentlich, aber stehe jeden Morgen um fünf Uhr auf wegen meiner Kühe. Dann folgt ein langer Tag, aber Zeit für Rotary nehme ich mir auch“, erwiderte Wurmteufel.

Er hatte seine speziellen Erfahrungen, wenn auch nur mit Halbpromis. In seiner Zeit als Präsident stritt er sich mit dem Bröckedder Bürgermeister. Der kam nie zum Meeting, obwohl er direkt gegenüber dem Bröckedder Hof wohnte. Zuletzt klingelte Wurmteufel bei ihm zu Hause und zeigte sich erbötig, den Herrn Bürgermeister eigenhändig über die Straße ins Meeting zu lotsen. Es half nichts, auch bei drei anderen Halbpromis nicht. Und Wurmteufel komplimentierte alle vier aus dem RC Bröckedde, was als „Wurmteufel-Massaker“ in die Clubannalen einging.

Insofern war sein Nachfolger Pröpke erstaunt, als ihm Wurmteufel beim nächsten Treffen eröffnete: „Bald habe ich kaum noch Zeit für den Club.“

„Warum?“

„Muss nach London zu meinem Freund Charles.“

„Wer ist das?“

„Der König natürlich. Er will mich persönlich zum Ritter schlagen wegen meiner Verdienste um den deutsch-britischen Austausch und speziell den Apple Crumble.“

„Das freut mich sehr, lieber Otto.“

„Die Anrede Sir Otto wäre mir künftig lieber“, entgegnete Wurmteufel steif und reichte Pröpke eine frisch gedruckte Visitenkarte mit stilisiertem Apfel, einem Krönchen und Sir Otto Wurmteufel in fetten Versalien.

Während Pröpke noch die Karte studierte, wandte sich Wurmteufel zum Gehen. „Sorry, der nächste Termin ruft. Schon schlimm, wie man als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens unter Druck steht.“

Alexander Hoffmann
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
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