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Hofgeismar

Asylothek

Hofgeismar - AsylothekFotostrecke: Bibliothek der besonderen Art
Kleiner Bücherwurm: Man kann nicht früh genug damit anfangen, Bücher auf ihre vielfältige Art und Weise zu genießen. - FÜR MEHR IMPRESSIONEN VON DER ASYLOTHEK KLICKEN SIE AUF DAS BILD! © Gitta Hofmann (alle Fotos)

Der RC Kassel-Hofgeismar beteiligt sich „hands-on“ und finanziell an einer Bibliothek für Asylbewerber

Christian Kaiser13.09.2018

Als im Herbst 2015 Tausende Flüchtlinge in den Raum Kassel strömten, war den Rotariern vom RC Kassel–Hofgeismar schnell klar, dass nach Deckung des körperlichen Grundbedarfs der Neuankömmlinge hier auch „geistige“ Nahrung gefragt ist. Die daraufhin entwickelten Angebote, an denen teilweise auch die anderen Kasseler Clubs beteiligt waren, reichten vom „Gemeinsamen Spazieren“ über das „Café Zuflucht“  und Deutschunterricht an der Käthe-Kollwitz-Schule bis zum „Kochen für die Integration“.

In einem kürzlich gehaltenen Vortrag erinnerte Rudolf Schmidt (RC Kassel-Hofgeismar) daran, dass sein Club auch an der Hofgeismarer „Asylothek“ maßgeblich beteiligt war. Die Projektidee stammte von Gitta Hofmann, einer in Hofgeismar lebenden Journalistin, die nach Abstimmung mit Behörden und Hilfsorganisationen an die 30 ehrenamtliche Helfer gewinnen konnte. Vier Ehepaare aus dem RC Kassel-Hofgeismar waren von Anfang an dabei. Darüber hinaus übernahmen Club und Distrikt mit 5.000 Euro über die Hälfte der Kosten.

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Auch befreundete Geschäftsinhaber riefen zum Mitmachen auf.

Zuflucht in Bücher
Ziel des Projektes war es, Lernmaterial zum Spracherwerb und muttersprachliche Literatur zur Verfügung stellen. Damit wollte man der Langeweile entgegenwirken, Möglichkeiten zum Spracherwerb bieten, einen Beitrag zur Strukturierung des Alltags leisten und - nicht zuletzt - auch ein Zeichen der Solidarität und Mitmenschlichkeit geben.

Das Echo auf Spendenaufrufe in Presse und Rundfunk war erfreulich. Viele Bücher – insbesondere in englischer Sprache – wurden zu den Abgabestellen gebracht. Die abgeholten Regale, Tische und Sessel wurden in einem angemieteten ehemaligen Laden untergebracht, der zudem als Treffpunkt für Teambesprechungen diente. Die Unterbringung der eigentlichen Asylothek wechselte dagegen häufig und erforderte immer wieder viel Improvisation. Dafür sorgte alleine schon die Dynamik der Flüchtlingsströme mit entsprechenden Änderungen bei den Aufnahmeeinrichtungen.

Mit Spendengeldern konnten ergänzend zu den gesammelten Büchern auch zweisprachige Bücher für Kinder und Erwachsene sowie Bücher in Arabisch, Syrisch, Albanisch, Farsi/Persisch angeschafft werden. Darunter auch der „Refugee Guide“, eine kleine Orientierungshilfe für das Leben in Deutschland, der in mehreren Sprachversionen an die Nutzer der Asylothek verteilt wurde. Auch wurde das Angebot um Hilfen beim Ausfüllen von Formularen, Übersetzungen, Spiele für Kinder und Sprachunterricht erweitert.

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Wie hier in Calden freuten sich die Spender, Macher und Nutzer gemeinsam über die neue Asylothek.
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Als sein schönstes Erlebnis in der ganzen Projektzeit bezeichnet Rudolf Schmidt die überrascht- aufgeregte Reaktion einer jungen Iranerin, die ein Buch in ihrer Sprache entdeckt hatte, auf dessen Besitz in ihrem Heimatland ihren Angaben zufolge die Todesstrafe stand.  

Abschließend zitierte der evangelische Theologe aus der im 25. Kapitel des Matthäusevangeliums angekündigten Rede des Menschensohns zum Großen Weltgericht am Ende der Zeiten: „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen“ – „So hören es, die zur Rechten stehen. Da stehen wir in diesem Falle auch.“


Lesen Sie hier von weiteren rotarischen Aktionen für und mit Flüchtlingen:

Club geht mit Flüchtlingen spazieren

Café Zuflucht

Hüftschwung im Café Zuflucht

Kochen für die Integration

Christian Kaiser

Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.