Tier des Monats: Braunkehlchen
Der "Wiesenclown" ist ein echter Europäer
Ornithologen haben sich den Kosenamen "Wiesenclown" für das Braunkehlchen ausgedacht – eine Anspielung auf die weiße Binde über den Augen. Dabei sind die zierlichen Vögel echte Überflieger, gerade kehren sie aus ihren Winterquartieren aus Afrika zurück.
Er ist 12 bis 14 Zentimeter klein und 15 bis 24 Gramm leicht – dabei leistet der zierliche Vogel einiges: die kalte Jahreszeit verbringt das Braunkehlchen in den Savannen und Grasländern südlich der Sahara. Mehr als 5000 Kilometer haben die Braunkehlchen hinter sich, wenn sie im April zurück aus dem Winterquartier nach Europa kommen. Wie viele andere Zugvögel auch fliegen Braunkehlchen nachts, tagsüber suchen sie nach Nahrung oder ruhen sich aus.
Das Braunkehlchen, so formuliert es der NABU, ist ein echter Europäer: Mehr als 75 Prozent der Weltpopulation leben auf unserem Kontinent. Das sind 5,4 bis 10 Millionen Brutpaare, mehr als die Hälfte lebt in Skandinavien und Russland. In Deutschland gibt es schätzungsweise 19.500 bis 35.000 Paare, die meisten davon sind in Mecklenburg-Vorpommern zu finden. Das Braunkehlchen fühlt sich sowohl im Tiefland als auch im Mittelgebirge wohl, sogar auf dem Tempelhofer Feld mitten in Berlin wurden schon brütende Braunkehlchen gesichtet. Vielleicht wurde der Vogel auch deshalb im Jahr 2023 Vogel des Jahres.
In diesen April-Tagen suchen die Tiere nach blütenreichen Wiesen, sie brüten in Bodennestern – doch die Bestandszahlen sind stark gefährdet. Eine Feststellung, auf die wir im Rahmen der Serie "Tiere und Pflanzen des Monats" immer wieder stoßen.
In ihrem Governorjahr blickt Sabina Gärtner-Nitsche auf das Grüne Band, und immer wieder präsentieren wir Tiere und Pflanzen, deren Bestände stark gefährdet sind und deshalb auf der Roten Liste stehen. Vor allem weil Landschaftsformen wie blühende Wiesen und Brachen verschwinden.
Auffällig ist der kleine Vogel nicht, seine Kehle und die Brust sind orangebraun gefärbt, der Rücken ist braun mit dunklen Flecken. Fliegen Braunkehlchen auf, blitzt die weiße Schwanzbasis. Weiß ist auch der sogenannte Überaugenstreif – dem Vögelchen hat dies den Spitznamen "Wiesenclown" eingebracht.
Ruhig sitzen sieht man Braunkehlchen, ähnlich wie Rotkehlchen, selten – beide Arten wippen viel mit dem Schwanz. Unbeweglich bleibt das Braunkehlchen nur, wenn sich ein Greifvogel nähert. Dann hofft es, dass es farblich mit seiner Umgebung verschmilzt.
Im April beginnt der kleine Bodenbrüter mit dem Nestbau, im Mai legt das Weibchen vier bis acht blaugrüne Eier, die es allein ausbrütet. Nach etwa zwei Wochen Brutzeit schlüpfen die Jungen. Im Alter von 17 bis 19 Tagen klettert der Nachwuchs aus dem Nest. Bis sie fliegen können, verstecken sie sich die jungen Braunkehlchen in der Nähe des Nestes, zu dem die Eltern immer wieder mit Futter kommen, um die Kleinen zu versorgen. Doch schon im September heißt es schon wieder Abschied nehmen, dann geht es auf die große Reise nach Afrika.
Ulrike Löw (RC Nürnberg-Reichswald) ist seit 20 Jahren als Journalistin tätig. Ihr Schwerpunkt liegt bei rechtlichen Themen: Aktuelle Rechtsnews interessieren sie ebenso wie juristische Hintergründe, regelmäßig sitzt sie in Gerichtssälen und berichtet über Strafprozesse. Ab August 2021 ist sie Berichterstatterin des Distrikts 1880.
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