Ehrenamt - in dieser Familie Ehrensache!

Zwei Präsidenten in einer Familie – kann das gut gehen? Und ob, wie in Hersbruck zu erleben ist. Gut 12.000 Einwohner hat die Stadt im mittelfränkischen Landkreis Nürnberger Land, Ralf Amann (58) ist hier Präsident des Lions Club Hersbruck, Tochter Katharina Amann (34) Präsidentin des RC Hersbruck.

Sind Rotary und Lions nicht Konkurrenten? Die Amanns winken ab. Freilich stehen Service Clubs in gewisser Weise in einem Wettbewerb miteinander. Aber dann ist es ein Wettbewerb für die gute Sache und die Erfahrung des Vaters bei den Lions die beste Hilfe, die er seiner Tochter geben kann. Ein Ehrenamt, soviel wird rasch klar, ist in dieser Familie Ehrensache.

Ralf Amann engagiert sich seit über 40 Jahren auch bei der Freiwilligen Feuerwehr, seit zwölf Jahren ist er Mitglied des Lions Club, 2014/2015 war er bereits Präsident, 25 Jahre vorher wurde der Lions Club gegründet. "Mein Chef war damals auch dabei", sagt er und erinnert sich daran, dass die Gründungsmitglieder damals das "Gemeinwohl" im Sinn hatten. Ein großes Wort, und doch klingt es bei ihm ganz einfach.  Er freut sich noch immer darüber, dass während seiner ersten Amtszeit 30.000 Euro bei dem Benefiz-Ball "Tanz in den Mai" zusammen gekommen sind, eingeladen hatten damals die Lions aus Hersbruck, Lauf und Altdorf. Das Geld ging an die Nürnberger Land Tafel e.V. ; der gemeinnützige Verein konnte eine dringend benötigte Kühlanlage beschaffen. 

Ab 5. August werden die Lions wieder beim Altstadtfest mit einem Weinstadl vertreten sein, danach geht's an die Planung für den Adventskalender der Lions, vollgepackt mit Gewinnen von Sponsoren, der Erlös kommt wieder dem Projekt "Klasse 2000" zugute, dem bundesweit größten Programm an Grundschulen zur Gesundheitsförderung, Sucht- und Gewaltprävention. Ein Kreislauf aus Aktivitäten und Terminen, der durch das ganze Jahr führt.

"Wir brauchen unsere Kinder nicht zu erziehen, sie machen uns sowieso alles nach", heißt es – und so wuchs Katharina Amann mit der Idee, dass es nicht nur wichtig ist, sondern Spaß macht, gemeinsam mit Freunden die Gesellschaft lebenswerter zu machen, auf. Sie war dabei, wenn der Vater den beliebten Lions-Benefizball vorbereitet hat. "Das gefiel mir immer gut."

So gehörte sie zu den 20 Gründungsmitgliedern, als der RC Hersbruck als 73. Club im Distrikt 1880 im Juli 2021 an den Start ging.  Unter den Mitgliedern sind vorwiegend junge Eltern, schildert Katharina Amann. Der RC Hersbruck engagiert sich in der direkten Umgebung. Eines der ersten Projekte unter Gründungspräsident Alexander Hertel: Auf Streuobstwiesen wurden Äpfel eingesammelt, anschließend wurde das Obst gepresst, der Apfelsaft ging an Kindergärten in Hersbruck.

Überhaupt lässt sich die Frage "Was macht ihr denn so, bei Rotary?" in Hersbruck unmittelbar beantworten. Der erste "große" öffentliche Auftritt in Hersbruck war ein Weinfest "mit rotarischem Hintergrund".  Wein und mediterranes Fingerfood wurden öffentlich serviert, der Erlös sollte später den Mädchen und Jungen der Hersbrucker Kindergärten ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Auch bat der Rotary Club einen örtlichen Schausteller darum, sein Karussell zwei Tage in der Innenstadt aufzustellen. Die Kindergartenkinder erhielten Gutscheine – und so wurden zwei Gruppen, die in der Pandemie leiden, unterstützt.

Der RC Hersbruck ist ein junger Serviceclub, das Wirken des Lions Club ist in Hersbruck schon lange zu sehen. In seiner ersten Amtszeit als Präsident sorgte Ralf Amann dafür, dass sich auf Fingerkuppen durch die Stadt spazieren lässt: Vor der Eisdiele findet sich ein Bronzemodell, das einen Teil der Altstadt maßstabgetreu zeigt. Kleine Punkte in der Blindenschrift Braille erläutern Bürgerhäuser, Kirchen, Straßen und Plätze. So können nicht nur Sehbehinderte die Stadt ertasten. Das Modell wurde bereits unter Ralf Amanns Vorgänger im Amt auf den Weg gebracht.

Nur einen Steinwurf entfernt liegt das Hirtenmuseum. Am Wochenende vom 5. bis 7. August ist Altstadtfest in Hersbruck. Dann bewirtet der Lions Club Hersbruck im Hof des Hirtenmuseums im Weinstadl die Gäste.

Die Amanns freuen sich schon. Zwei Präsidenten, zwei verschiedene Serviceclubs, doch ein Ziel: Katharina und Ralf Amann wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben. Gezielt, schnell und unbürokratisch.