Am Grünen Band
Ein botanisches Juwel: Der böhmische Enzian
Der böhmische Enzian ist ein besonderes botanisches Juwel – er ist vom Aussterben bedroht, doch im Herbst 2023 war aus Österreich eine Sensation zu vernehmen.
Der Böhmische Enzian ist eine krautige, 35 bis 40 Zentimeter hohe Pflanze mit trichterförmigen, rötlich-violetten Blüten. Die Pflanze kommt, ganz wie ihr Name sagt, im Böhmerwald vor, also im Grenzgebiet zwischen Bayern, Österreich und Tschechien.
Die Pflanze ist eine echte Rarität – oder, um es trauriger auszudrücken, ein echtes Sorgenkind der Naturschützer, wie es die Kreisgruppe Freyung-Grafenau des BUND Naturschutz formulierte und den Böhmischen Enzian zum "Tag der Botanischen Wanderung" im nordöstlichen Teil des Landkreises Passau in den Mittelpunkt stellte.
In der Nähe der Landkreisgrenze bei Sonnen besuchten die Teilnehmer einen Standort, an dem noch zur Jahrtausendwende ein Restvorkommen des extrem seltenen Böhmischen Enzian gefunden wurde.
Zur Erhaltung der Art wurde seinerzeit jene Fläche, eine artenreiche Magerwiese, durch den Landkreis Passau angekauft, die staatlichen Fachstellen des Naturschutzes übernahmen die Betreuung der Pflanze. Ein Versuch zur Erhaltung der Art, der letztlich gescheitert ist.
Alle übrigen Standorte in Bayern, auf dem die stark rückläufige Art noch bekannt geworden ist, liegen im Landkreis Freyung-Grafenau. Immerhin waren Ende der 90er Jahre noch gut ein Dutzend Stellen bekannt, die damals systematisch erfasst wurden. Trotz vielfältiger und intensiver Bemühungen ist die Art auf dem größeren Teil der Flächen mittlerweile verschwunden. Auf der anderen Seite der Grenze, im Böhmischen, wurden ähnliche Beobachtungen gemacht.
Nachzucht
Die gute Nachricht: Zwischenzeitlich ist es gelungen, die Pflanze gärtnerisch zu kultivieren und mit Hilfe der nachgezüchteten Samen werden Aussaatversuche in den höheren Lagen des Bayerischen Waldes unternommen. Der Haken: Die Pflanze ist "zweijährig", das heißt, sie muss sich immer wieder neu aussäen. Und dazu muss sie sich gegen die Konkurrenz der übrigen Wiesenbewohner durchsetzen. An diesem Problem arbeiten die Naturschützer noch.
Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Im Herbst 2023 war aus Österreich eine kleine Sensation zu vernehmen. Auf einem privaten Feld in Raxendorf wurden etwa 300 Böhmische Enziane entdeckt. Bereits drei Jahre vorher war dort eine Herbstpopulation gefunden worden, nun meldete die Eigentümerin des Feldes der Abteilung Naturschutz eines Projektes zum Erhalt europaschutzrechtlich geschützter Arten den neuen Fund. Nun, so berichtet NÖN-TV (Nachrichten aus Niederösterreich), dass die Landwirtin und die Naturschützer Unterstützung von der Universität für Bodenkultur in Wien erhält.
Oberste Priorität hat, die neu entdeckte Population zu bewahren. Neben den beiden Populationen in Raxendorf fand man in den vergangenen Jahren auch eine in Maria Laach. Im Rahmen des Artenschutzprojektes des Landes wird die Entwicklung der Populationen beobachtet und Kontakt mit den Landwirtinnen und Landwirten zwecks geförderter, Enzian-konformer Bewirtschaftung gesucht.
Der Böhmischen Enzian bringt im ersten Jahr kleine Rosetten hervor, im zweiten blüht er hellviolett und stirbt nach der Samenreife ab. Es gibt Populationen, die im Herbst blühen und solche, die im Juli blühen. Die vom Aussterben bedrohte Art wächst auf traditionell bewirtschafteten, nährstoffarmen und ungedüngten Wiesen und Extensivweiden. Auf gedüngten oder nicht regelmäßig gemähten Flächen gedeiht die lichtbedürftige Art nicht, dort wird sie von anderen Pflanzen überwuchert.
Ulrike Löw (RC Nürnberg-Reichswald) ist seit 20 Jahren als Journalistin tätig. Ihr Schwerpunkt liegt bei rechtlichen Themen: Aktuelle Rechtsnews interessieren sie ebenso wie juristische Hintergründe, regelmäßig sitzt sie in Gerichtssälen und berichtet über Strafprozesse. Ab August 2021 ist sie Berichterstatterin des Distrikts 1880.
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