Distriktkonferenz
Ein Jahr voller Freude in Verantwortung
Governorin Edith Karos setzt ihre Meilensteine und ihr Nachfolger Reinhard Fröhlich lädt ein: Imagine Rotary
Wir sind Rotary – in großer Vielfalt. Zugegeben, wir sind noch nicht so vielfältig wie der junge Club Frankfurt/ Rhein-Main, den Cara Dielmann auf der Distriktkonferenz am 25. Juni 2022 per Videozuschaltung aus der Corona-Isolation vertreten hat. Der Club ist so divers und inklusiv, wie es für jüngere Leute, die in einem freien Land und einer offenen Gesellschaft nach 1990 aufgewachsen sind, eben selbstverständlich ist. In einem traditionsreichen Club wie dem RC Frankfurt mit 95 Jahren Geschichte und 135 Mitgliedern, wie ihn Präsident Aurelio Fichtner auf der Konferenz vertreten hatte, herrscht selbstverständlich eine andere Idee von Vielfalt, die sich aber durch Wachstum und die Aufnahme jüngerer Mitglieder ebenfalls wandelt. Und Wachstum gibt es, denn es ist auch unverzichtbar. Rebecca Schmidt wurde als neues Mitglied im RC Frankfurt und zugleich als 4000. Mitglied im Distrikt auf der Konferenz begrüßt.
Wer heute zu Rotary komme, sagte Andrea Bartl (RC Frankfurt-Palmengarten), der komme, weil er Selbstwirksamkeit erleben wolle, um zusammen mit anderen an seinem Ort des Wirkens die Welt spürbar zu verändern. Andrea Bartl wurde in Wiesbaden als Leiterin Clubdienst auf Distriktebene verabschiedet, und Cara Dielmann folgt ihr nach. Auch das ist ein Generationswechsel, wie ihn das Gruppenfoto der Distriktkonferenz zum Ausdruck bringt: Rotary im Distrikt 1820 ist in den vergangenen Jahren jünger und weiblicher geworden. Schauen wir mal, ob es auch bunter und farbiger werden wird in den kommenden Jahren.
Elevate Rotaract
Zur Vielfalt von Rotary soll und wird in Zukunft Rotaract (noch) mehr beitragen als bisher. Laura Schnurr, Rotaract-Distriktsprecherin, nannte eine interessante Zahl: Nur fünf Prozent der Rotaracter werden später auch Mitglied bei Rotary. Laura Schnurr sieht da erhebliche Steigerungsmöglichkeiten. Ieva Martinsone, Mit-Initiatorin der One Million Trees Aktion, wünscht sich von den Rotariern eine Kommunikation "auf Augenhöhe" und bietet Schulungen für Rotaractbeauftragte in den Clubs an, um die Kontakte zu intensivieren.
Rotary ist in Aktion
Heidemarie Krüger (RC Baunatal), DG Nominée und zugleich "Action-Frau", verkündete, dass 80 Prozent der Clubs sich mit Hands-on-Projekten am Acton Day beteiligt haben. Zehn Clubs nahmen am distriktweiten Video Contest teil. Drei der Videos wurden mit einem ersten Preis ausgezeichnet, und die Preisträger konnten wählen zwischen 300 Euro für ein Sozialprojekt, Rotary-Merchandise-Artikel im selben Wert sowie zehn Eintrittskarten für die documenta 15.
Das waren die Gewinner:
- Der RC Frankfurt-International führte gemeinsam mit dem RC Frankfurt-Airport, dem RC Frankfurt-Palmengarten sowie den beiden Frankfurter Rotaract-Clubs eine Müllsammelaktion durch.
- Der älteste Frankfurter Club, der RC Frankfurt, renovierte gemeinsam mit dem jüngsten Club, dem RC Frankfurt/Rhein-Main, hands-on die Teestube Jona im Bahnhofsviertel.
- Der RC Eschwege führte gemeinsam mit der Sparkassenversicherung ein Fußballtraining für Jugendliche als Inklusionsprojekt durch.
Als nächster Action Day steht der 13. Mai 2023 bereits fest. Heidemarie Krüger rät zur rechtzeitigen Planung und zur Benachrichtigung der lokalen Medien.
Rotary hilft den Menschen – aus und in der Ukraine
Ernst Hanisch, Ukraine-Beauftragter im Distrikt, beschrieb das breite Engagement der Clubs. Es sei in einer „Graswurzel-Bewegung“ entstanden und ohne jeglichen „Druck von oben“. Bereits eine Woche nach dem russischen Einmarsch war über die ersten Hilfsaktionen auf unserer Distrikt-Homepage zu lesen.
Thilo von Debschitz (RC Wiesbaden-Kochbrunnen) berichtete in Wiesbaden zum Beispiel von sechs Hilfskonvois und 225.000 Euro an Spendengeldern, die sein Club – unterstützt von vielen auch nichtrotarischen Helfern – bisher in die Ukraine gesandt hat.
Auch das Kümmern um hier gelandete ukrainische Familien hat inzwischen eine große Bedeutung. So organisiert der RC Fulda-Paulustor zweimal wöchentlich Ausflüge für ukrainische Familien, um ein bisschen neues "Heimatgefühl" zu vermitteln.
Vor allem diese neue Heimat zu finden, sei nach all den Brüchen im Leben der Flüchtlinge wichtig, berichtete Ariadna Vogt, die selbst aus der Ukraine stammt und in Chicago aufwuchs. Ihr Ehemann, Bernhard Vogt (RC Usingen), hatte gleich nach dem Angriff auf die Ukraine eine WhatsApp-Gruppe zu dem Thema gegründet. Stephanie Roßkopf aus Rodgau schilderte schließlich in einem Videobeitrag aus dem jüngsten Ukraine-Talk, wie ihre Familie neun Menschen aus der Ukraine in ihrem Haus auf ihrem landwirtschaftlichen Betrieb aufgenommen hat.
Rotary öffnet einen Markt der Möglichkeiten
Während der Mittagspause hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich an Infotischen über rotarische Projekte zu informieren. Themen waren diesmal vor allem der Action Day, gesundekids, EndPlasticSoup, Ukraine und die rotarische Rad-Weltmeisterschaft, die vom 29. bis 31. Juli in Bad Homburg ausgetragen wird.
Distrikt goes International
Kurt Wengenroth (RC Marburg) im Distrikt zuständig für den Jugendaustausch, erwähnte mit Stolz, dass Rotary die größte private Austauschorganisation weltweit ist – und dazu die günstigste. Nach der Coronapause geht es im August mit dem Austausch weiter. Die „Outbounds“ haben bereits etliche Vorbereitungslehrgänge hinter sich und zeigten quasi zum Nachweis auf der Bühne einen Tanz, der mit viel Applaus bedacht wurde. Verstärkt wurden sie durch einige Rotexer, ehemalige Austauschschüler, die die In- und Outbounds an ihren Erfahrungen teilhaben lassen.
Bernhard Maisch (RC Marburg), Vorsitzender des Länderausschusses Deutschland-Südliches Afrika, stellte verschiedene Projekte vor, darunter "Go for Gold" (Südafrika) zur Ausbildungsförderung in Südafrika sowie ein Schulbuchprojekt in Namibia.
Uwe Simon (RC Korbach-Bad Arolsen) warb für die rotarische Fellowship der Radfahrer und insbesondere für eine Teilnahme an der in Bad Homburg stattfindenden Weltmeisterschaft in verschiedenen Alters- und Leistungsklassen.
Meilensteine 2021/22
Insbesondere in schwierigen Situationen zeigt sich die Kraft von Rotary, die mit unserem weltumspannenden Netzwerk sowie mit den vielfältigen Initiativen der einzelnen Clubs die humanitäre Hilfe genau dorthin bringt, wo sie gebraucht wird“, hat Edith Karos auf ihr Jahr als Governorin im Distrikt 1820 zurückgeblickt. Rotary habe viel Verantwortung in diesem Jahr mit seinen besonderen Herausforderungen getragen, „aber zu erleben, wie wir alle gemeinsam damit umgegangen sind, uns aktiv eingebracht und so viel Konkretes erreicht haben, das hat mir sehr viel Freude bereitet – Freude in Verantwortung“. Rotary habe im Distrikt „viel Konkretes, Vorzeigbares, Nachhaltiges“ geleistet.
Edith Karos schilderte die gemeinsam erreichten Erfolge als Meilensteine: Der Distrikt habe eine Strategie und ein Leitbild erarbeitet. Er definiere sich als Netzwerk und Nutzwerk für die Clubs. Die neue Distrikt-Homepage sei online und halte dank des Redaktionsteams das hohe Nachrichten-Tempo aufrecht. Als in der Corona-Welle im Herbst 2021 die meisten Kommunen ihre Impfzentren zurückgefahren hätten, haben die Rotary Clubs gehandelt. Mit den Impfaktionen haben Clubs im ganzen Distrikt rund 10.000 Menschen kostenlos geimpft. Sie nannte die Hilfe für die Menschen aus der und in der Ukraine, den Action Day und das Wachstum von Rotary im Distrikt 1820, aber auch die Nachhaltigkeit, für die sich die Clubs allenthalben engagieren: Die Clubs und ihre Mitglieder haben 2021 im Distrikt 60.000 Bäume gepflanzt und wollen diese pflegen. Das ist für Edith Karos der „Hammer-Meilenstein“ in praktizierter Nachhaltigkeit.
"Imagine Rotary"
Der neue Governor Reinhard Fröhlich stellte das weltweite Motto für 2022/23 in den Mittelpunkt: „Imagine Rotary! Stellt Euch vor, was Rotary alles sein kann. Welche Antwort geben wir in der Gemeinschaft von Rotary auf die Herausforderungen der Welt?“ Der Kampf gegen Polio sei nicht zu Ende. Bis vor kurzem sei das Virus bis auf Asien zurückgedrängt worden. Jetzt komme es durch Migration und Flucht wieder zurück: „Daher bitte ich jeden Club, dem Kampf gegen Kinderlähmung Priorität einzuräumen.“ Schließlich bat der Governor jedes Mitglied der Rotary und Rotaract Clubs: „Kommen Sie zurück aus der Pandemie. Kommen Sie wieder zu den Meetings! Machen Sie die Zoom-Box aus und treffen Sie Ihre Freundinnen und Freunde im Club. Ihre Freunde, Ihre Freundinnen wollen Sie sehen, wollen mit Ihnen sprechen! Nur so geht Freundschaft!“
Claus Peter Müller von der Grün ist Journalist. 1960 in Kassel geboren kehrte er — nach dem Studium in Dortmund und verschiedenen beruflichen Stationen in Dortmund, Düsseldorf und Frankfurt — nach der Wiedervereinigung nach Kassel zurück. Dem RC Kassel-Wilhelmshöhe gehört er seit dem Jahr 2000 an. Im Jahr 2013/14 war er Präsident seines Clubs. Sowohl im Club, als auch auf der Distriktebene war er schon mehrfach in Sachen der Kommunikation aktiv, derzeit ist er Distriktberichterstatter von D1820.
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