Distrikt
Ein RYLA-Urgestein bereitet sich auf den Abschied vor
In einem Interview verrät Harald Schiebel – Organisator von neun RYLA-Seminaren – seine Erfolgsgeheimnisse.
Harald Schiebel war lange Jahre der Distriktbeauftragte für RYLA im D1820. Daneben zeichnet er auch für die stets gut besuchten RYLA-Seminare des RC Biedenkopf verantwortlich. Anlässlich der laufenden Vorbereitungen auf das neunte RYLA-Seminar in Biedenkopf und seines baldigen Abschieds führten Wolfgang Engelhardt (RC Wetter), Vorsitzender des Distriktausschusses Werte, Bildung, Beruf, und Christopher Scherer (RC Eschborn), im Distrikt 1820 zuständig für RYLA, ein Gespräch mit Harald Schiebel.
Ihre RYLA-Seminare in Biedenkopf sind mittlerweile eine Institution im Distrikt. Wie fing eigentlich alles an? War es schwer, Ihren Club von der Ausrichtung eines RYLA zu überzeugen?
Nein, im Wesentlichen nicht. Es war allerdings auch mit meiner Person verbunden. Ich hatte gerade mein Präsidentschaftsjahr als einer der jüngsten Präsidenten souverän, aber etwas unorthodox abgeschlossen. Meine Amtseinführung fand im Rahmen eines Bundesligaspiels von Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Köln statt, was für den einen oder anderen Rotarier sicherlich eine ungewohnte und neue Perspektive auf das rotarische Leben darstellte. Dennoch bereitete dieses Präsidentschaftsjahr die Vertrauensbasis für die Unterstützung meines Clubs im Hinblick auf RYLA. Als ich den Vorschlag im Club unterbreitete und mich auch bereit erklärte, den Hauptteil der Organisation und der Verantwortung zu übernehmen, war der Beschluss schnell gefasst.
Was macht für Sie den Reiz eines RYLAs aus?
Für unser RYLA hier in Biedenkopf ist das insbesondere die Kombination aus Location und Teilnehmern. Die Jugendherberge als Veranstaltungsort erzeugt bei allen Teilnehmern immer eine Art Klassenfahrtsfeeling, mit Vierbettzimmer und allem was dazugehört. Auch wenn wir die Atmosphäre, welche die Teilnehmer erzeugen, nicht beeinflussen können, ist das doch jedes Mal aufs Neue ein aufregendes Gefühl. Als Beobachter von außen ist immer schön zu sehen, wenn Menschen mit gleichen Interessen Freitagabend als heterogene Gruppe zusammenkommen und im Laufe des Wochenendes zu einer sehr homogenen Gruppe werden, die sich am Ende auch durchaus freundschaftlich verbunden fühlt.
Wie haben Sie Ihre Themen ausgesucht?
Am Anfang hatte ich mich zwei Rotaractern zusammengesetzt und wir entwickelten ein Konzept mit mehreren hochkarätigen Namen. Wir wollten erstmal das Format etablieren und in den ersten Veranstaltungen Erfahrungen sammeln. Später fokussierten wir uns auf einen bis zwei Referenten und der inhaltliche rote Faden bekam mehr Gewicht. Nach einigen RYLAs hatten dann auch die Feedbackbögen einen wesentlichen Einfluss für die Themenfindung. Hier wurden oftmals Themen wie Zeitmanagement, Etikette, Rhetorik und Körpersprache genannt, welche wir dann auch im Rahmen unserer Seminare angeboten haben. Allgemein sollten sich die RYLAs thematisch am Mainstream orientieren und am Puls der Zeit liegen. Nischenthemen sind natürlich möglich, erfordern aber einen deutlich höheren Aufwand für Bewerbung und bergen die Gefahr, nicht die kritische Masse an Teilnehmern zu erreichen.
Inwiefern kann ein Club von der Organisation eines RYLAs profitieren?
Auf jeden Fall kann durch die Einbeziehung von Rotaractern auch ein engeres Verhältnis zum Nachwuchs aufgebaut werden, falls diese noch nicht vorhanden ist. Auch wenn unser Club dadurch zwar noch keinen rotarischen Freund dazugewonnen hat, so sind den RYLA-Seminaren in Biedenkopf doch einige tolle und interessante Rotaracter entsprungen, was ich in der Globalbilanz für Rotary sehr schön finde. Wir versuchen das Thema Rotaract auch aktiv am Sonntagmorgen im Rahmen eines Vortrags zu platzieren.
Wovon hängt für Sie der Erfolg eines RYLA maßgeblich ab?
Das sind mehrere Punkte. Zum Einen hilft es, ein Aushängeschild zu haben, z.B. ein guter Referent oder aber auch eine Besichtigung bei einem Unternehmen oder einer lokalen Sehenswürdigkeit zu der die Teilnehmer nicht ohne weiteres Zugang haben. In der Planungsphase ist, wie bereits besprochen, die Unterstützung durch Rotaracter insbesondere bei der Themenfindung sehr hilfreich. Während der Veranstaltung Präsenz zeigen, für Disziplin sorgen und ein Gefühl für die Gruppendynamik entwickeln ist ebenfalls ein für mich zentraler Aspekt. Darüber hinaus: richtiges Marketing zum richtigen Zeitpunkt. Eine zu frühe Bewerbung des RYLAs kann nicht zum gewünschten Effekt führen, da der Zeitpunkt noch zu weit in der Zukunft liegt. In Biedenkopf starten wir zwei Monate vor der Veranstaltung mit der Bewerbung über die Rotary- und Rotaract-Distriktverteiler und der persönlichen Ansprache. Das hat sich in der Vergangenheit als sehr erfolgreich erwiesen.
Welche Tipps würden Sie einem Club mit auf dem Weg geben, welcher zum ersten Mal ein RYLA organisiert?
Der Schlüssel sind sehr gute Referenten mit einem sehr guten Namen in ihrem Themengebiet. Damit zusammenhängend sollte die Zielgruppe klar definiert sein. Ein ausgewiesener Experte in einer Nische benötigt auch den entsprechenden Teilnehmerkreis. Je einfacher ein Thema ist, umso größer ist auch die mögliche Zielgruppe. Themen wie Etikette, Rhetorik sind auch für Auszubildende geeignet und machen es einfacher ggfs. auch den einen oder anderen Ausbildungsbetrieb zu einer Entsendung von Teilnehmern zu überzeugen. Bei spezifischen Themen wird das schwieriger. Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
Der Zeitpunkt sollte ebenfalls richtig gewählt werden. Wir haben bewusst den Termin im November gewählt, da hier wenig Terminkonflikte mit Prüfungsphasen, Urlaubszeiten usw. existieren.
Auch muss man authentisch bleiben. Viel was wir hier in Biedenkopf gemacht haben, lässt sich vielleicht nicht zu 100 Prozent auf andere Clubs übertragen. Jede Region hat Ihren Fingerabdruck und sollte sich mit der Ausrichtung Ihres RYLAs wohlfühlen. Wir haben hier im Hinterland einen eher hemdsärmeligen Ansatz, der sich sowohl in der Wahl der örtlichen Jugendherberge als Veranstaltungsorts als auch in meinem sehr nahbaren Verhältnis zu den Teilnehmern zum Ausdruck kommt. Auch die Location sollte zum Thema passen. Am Ende sollte man sagen, es passt. Es passt zur Region, es passt zum Thema und es passt zum Club.
Am Besten ist es, wenn man selber Spaß am Thema und der Veranstaltung an sich hat. Dann fällt vieles leichter.
Sie möchten das RYLA in Biedenkopf im zehnten Jahr der Existenz an einen Nachfolger übergeben. Was ist Ihr persönliches Fazit nach neun ausgerichteten RYLAs?
Also in 2019 machen wir das neunte RYLA und ich hoffe, dass wir genügend Teilnehmer/innen bekommen für das neunte und dann hoffentlich in 2020 auch für das zehnte RYLA-Seminar. Noch ist der berühmte Bär nicht erlegt. Persönlich hat mir RYLA viele, viele Kontakte, Erlebnisse und Bekanntschaften gebracht. Aber auch die Themen und Inhalte der Seminaren haben mich „alten“ Hasen weiter gebracht und geformt. Ob jung oder alt: RYLA ist eine tolle Sache!
Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.
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