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Distrikt

Freude an Verantwortung

Distrikt - Freude an Verantwortung
Governorin Edith Karos schlägt die Glocke für die neue Distrikt-Homepage © Distrikt 1820 (alle Fotos)

Dieses von Governorin Edith Karos gewählte Jahresmotto beschreibt zutreffend die Stimmung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der Halbjahreskonferenz.

Christian Kaiser09.02.2022

Pandemiebedingt musste auch die Halbjahreskonferenz 2021/22 virtuell stattfinden. Im inzwischen fest etablierten „Studio Wiesbaden" des Distrikts 1820 konnte Governorin Edith Karos über 200 zugeschaltete Teilnehmer begrüßen. Außer ihr im Studio anwesend waren einige der späteren Referenten und insbesondere Claus Peter Müller von der Grün, der als Moderator durch die Veranstaltung führte.

In ihren Begrüßungsworten lud Edith Karos alle Teilnehmer ein, zum "Du" überzugehen. Wer wolle, könne ja nach der Konferenz wieder zum "Sie" zurückkehren. Ihr Führungsverständnis als Governorin brachte sie so auf den Punkt: "Dinge gestalten und die Rotarierinnen und Rotarier im Distrikt wie auch im Beirat überzeugen und motivieren".

Inzwischen hat Edith Karos 65 Clubs besucht, davon fast 60 physisch. Trotz streckensparender Rundreisen und gemeinsamer Besuche von Rotaract und Rotary Clubs sind bislang 12.000 km zusammengekommen. Auf die Frage des Moderators nach einem besonderen Erlebnis berichtete sie spontan vom Besuch beim RC Usingen in einer säkularisierten Hugenottenkirche – Stromausfall und Kerzenschein inklusive.

Die Schwerpunkte der Halbjahreskonferenz fasste Edith Karos so zusammen: Rotaract, Strategie, Action Day und das weltumspannende Netzwerk von Rotary erfahrbar machen.

Polarnacht, Partikel, Pinguine

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Dr. Helene Hoffmann berichtete von einem Antarktis-Studienprogramm.

Den Gastvortrag hielt Dr. Helene Hoffmann, University of Cambridge, Department of Earth Sciences: Nachdem auf dem elterlichen Bauernhof ihr Interesse für die Natur geweckt worden war, hatte sie Geophysik in Göttingen studiert. 2018 und 2019 nahm sie an einem 14 Monate dauernden Programm in der Antarktis teil, mit Überwinterung in der "Station Neumeyer". Schwerpunkt war die Messung von Luftpartikeln, Ozon, Spurengasen, Treibhausgasen. Auf der von ihr betriebenen Website www.cryosity.com erfährt man mehr und kann zudem die unterschiedlichen Kunstformen der Schneeflocken bewundern.

Auf den Klimawandel angesprochen, gab sie sich sehr pessimistisch: Die Problematik sei schließlich seit 40 Jahren bekannt. Deutschland sieht sie auf dem Weg zu CO₂-Einsparung und erneuerbaren Energien in einer Vorreiterrolle – auch wenn unsere eigenen Anstrengungen im Weltmaßstab wenig bewirken.

Rotary Action Day

Heidemarie Krüger, DGN und Koordinatorin in D 1820 für den vom RI-Weltpräsidenten Shekhar Mehta initiierten Action Day, berichtete, dass bereits 40 Rotary Clubs  und drei Rotaract Clubs Hands-on-Aktionen für den Action Day geplant haben. Unser Distrikt 1820 ist demnach im deutschsprachigen Raum, der diesen Aktionstag gemeinsam am 21. Mai 2022 durchführt, vorne mit dabei. Alle Clubs, die sich noch nicht für eine Teilnahme am Action Day entschieden haben, sind natürlich aufgefordert und eingeladen, dies noch zu tun. Als Zielgruppen und Stichworte für mögliche Programme nannte sie Obdachlose, Migrantenfamilien, Menschen mit Behinderung, Jugend, Umwelt, Kultur, Sport.

Das Kommunikations-Team des RI-Büros Zürich wird an diesem Tag "Foto-Shootings" durch professionelle Fotografen sponsern und dafür die mutmaßlich fotogensten Aktionen auswählen. Bewerben kann sich jeder teilnehmende Club mit einer Kurzbeschreibung seines Aktions-Projekts bei Kim Widlicki (kim.widlicki@rotary.org).

Nicht nur "Sichtbarkeit" und Öffentlichkeit sei Ziel der Aktion, sondern auch das Zusammenwachsen der rotarischen Familien. Als Beispiel nannte sie ein Projekt, das der älteste und der jüngste Frankfurter Club gemeinsam planen.

Thema Vielfalt

Unter dem Titel Rotary l(i)ebt Vielfalt entlockte der Moderator Claus Peter Müller von der Grün den Podiumsteilnehmern Cara Dielmann, Laura Schnurr und Rainer Klaus ein wahres Feuerwerk an Statements und Ideen.

Hier einige Kostproben:

  • Wir müssen Vielfalt leben, um zu überleben.
  • Rotary muss statt (wie bisher) exklusiv zunehmend inklusiv werden.
  • Gemischte Clubs, nichtakademische Berufe - kurz alle Menschen, die helfen wollen, sind willkommen.
  • Die junge Generation strebt nach Selbstverwirklichung und ausgeglichener Work-Life-Balance. Soziales Engagement und Ehrenamt gehören dazu – ein guter Ansatz für Rotary.
  • Junge Menschen bringen neue Erfahrungen ein, auch aus der Arbeitswelt - Beispiel Influencer-Marketing.
  • Auch junge Menschen aufnehmen, die am Anfang ihrer Karriere stehen und bald weiterziehen.

People of Action: Wir tun was

Erster Schwerpunkt dieses Programmpunktes war der Bericht des Nachhaltigkeitsbeauftragten Harald Müller zum "Wald im Krankenbett". Demzufolge haben sich bisher 45 Clubs am Projekt "OneMillionTrees" beteiligt. Ein Workshop zum Thema im September 2021 war sehr gut besucht. Bisher sind 150.000 Euro gespendet worden, 50.000 Bäume wurden gepflanzt, verteilt auf 20 Baumarten. Hinzu kommen weitere Naturschutzprojekte, wie unter anderem Streuobstwiesen oder Insektenhotels. 50 Clubs haben sich bisher beteiligt; 75 Prozent von ihnen wollen weitermachen, meistens mit zusätzlichen Aktionen.

PDG Rainer Moosdorf, Covid-Beauftragter im Distrikt, lobte als erstes seinen Nachfolger Henning von Vieregge und seine Nach-Nachfolgerin Edith Karos für ihren gekonnten Umgang mit den besonderen organisatorischen Herausforderungen durch die Pandemie. Ein Global Grant Projekt mit der Uni-Klinik Frankfurt zur Schulung von Pflegepersonal im Hinblick auf den Umgang mit Covid, an dem sich etliche Clubs des Distrikts beteiligt hatten, habe sich als sehr nützlich erwiesen. In dem Zusammenhang erwähnte Rainer Moosdorf die vielen von Rotariern initiierten, organisierten und begleiteten Impfprojekte, unter anderem. im Kreis Offenbach und in Bad Hersfeld. Auch eine Klinik in Südafrika wurde mit Spendengeldern unterstützt.

Rainer Moosdorf bedauerte in diesem Zusammenhang, dass die Anstrengungen, die Covid-Impfungen international an die erfolgreiche "Polio Plus"-Aktion anzubinden, etwa "Polio plus Covid" bisher nicht erfolgreich waren. Denn das Vertrauen, das man sich mit "PolioPlus" weltweit aufgebaut hat, wäre für die Covid-Impfkampagne sicher sehr nützlich gewesen.

Jahresabschluss

Der von Schatzmeister Lucas Corzilius vorgestellte Abschluss 2020/21 wurde per elektronischer Abstimmung von allen 70 teilnehmenden Clubs genehmigt. Dem Governor 2020/21, Henning von Vieregge, wurde Entlastung erteilt. DG Edith Karos dankte dem Schatzmeister sowie auch ihrem Vorgänger Henning von Vieregge, der den Distrikt in pandemisch-herausfordernden Zeiten geführt habe.  

"Rotary goes International"

Nach der 30-minütigen Mittagspause, die viele Teilnehmer auch für Breakout-Sessions mit den Referenten des Vormittags nutzten, berichteten Thilo von Debschitz (RC Wiesbaden-Kochbrunnen) und Dieter Ziulkowski (RC Jerusalem) über die Pflege ihrer Clubpartnerschaft.

Alles hatte während der Pandemie mit einem Vortrag von Thilo von Debschitz beim RC Jerusalem begonnen. Die Mitglieder der beiden Clubs sind sich physisch bisher noch nie begegnet, doch die Clubmitglieder nehmen wechselseitig an Meetings teil, die dann in englischer Sprache ablaufen.

Dieter Ziulkowski sieht als positive Seite von Corona, dass Rotary dadurch internationalisiert wird. So sind beim RC Jerusalem regelmäßig Mitglieder aus aller Welt zugeschaltet. Der RC Jerusalem und der RC Wiesbaden-Kochbrunnen haben nun ein Theaterprojekt auf den Weg gebracht, das jugendliche Israelis und Araber zusammenbringt und das Verständnis füreinander fördert.

Vom Moderator Claus Peter Müller von der Grün auf das Verhältnis von Israelis und Arabern angesprochen, erklärte Dieter Ziulkowski, dass die zwei Millionen israelischen Araber integriert beziehungsweise integrationswillig seien und lieber in Israel als unter einer arabischen Regierung leben würden. Schwierig sei es mit den Palästinensern in den seit 1967 besetzten Gebieten, die unter anderem durch religiösen Fundamentalismus beeinflusst seien.

Carlo Link, Vorsitzender des Länderausschusses Deutschland-Israel, nutzte die Gelegenheit für den Hinweis, dass er auf Nachfrage Kontaktadressen von israelischen Rotary Clubs nennen könne, die an einer Partnerschaft interessiert seien.

Für mehr Bildung in Uganda und Indien

Günter Wöbken vom RC Kaufungen-Lossetal stellte sodann mit einem anschaulichen Filmbeitrag einen Global Grant in Uganda vor mit mehreren Nachbar-Clubs (RC Kassel, RC Kassel-Hofgeismar, RC Kassel-Wilhelmshöhe, RC Baunatal), der die umfangreiche Förderung einer Ausbildungsstätte für Jugendliche im ländlichen Raum zum Ziel hat.

Um "After School Education" geht es in einem Global Grant, mit dem der RC Bad Vilbel und der Hostclub RC Ambattur in der Region Chennai Kinder aus bildungsfernen Familien in Südostindien erreichen wollen. Hier warb Leonhard Fricke als Initiator um die Beteiligung weiterer Clubs, die ihn bei Interesse gerne kontaktieren können (fricke.leonhard@web.de).

Den Abschluss des internationalen Reigens bildete der Auftritt von Paul Harris. Paul Harris ist Rotarier in Alabama und mit seinem berühmten Namensvetter nicht verwandt. Als ehemaliger Stipendiat der Fulbright-Stiftung und Student der politischen Wissenschaften in Münster sprach er gut Deutsch. Als Hochschullehrer besucht er regelmäßig gemeinsam mit seinen Studenten Deutschland und sucht für den nächsten Aufenthalt im Raum Wiesbaden noch ein nachhaltiges gemeinnütziges Projekt. Auf die Stabilität der Demokratie in den USA angesprochen, beklagte er das um sich greifende Lagerdenken und das Verharren in "Echokammern".

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Moderator Claus Peter Müller von der Grün im Gespräch mit Paul Harris, einem Namensvetter des Rotary-Gründers

Thema Strategie

Die Fortentwicklung des Distrikts zum Netz- und Nutzwerk war Aufgabe der bereits im Mai 2020 von Edith Karos berufenen "Strategie-AG". Stellvertretend für die elf Mitglieder, die nahezu alle auch Mitglieder des Distriktbeirats sind, erklärten Björn Mentzer und Paul Freiling Grundlagen und Ziele. Dem hierbei ebenfalls erarbeiteten Leitbild zufolge sieht sich der Distrikt als inspirierender und motivierender Dienstleister der Clubs. Mit Hilfe der aus der Wirtschaft bekannten SWOT-Analyse hatte man zunächst die Stärken-Schwächen sowie Chancen-Risiken im Hinblick auf die zu leistenden Aufgaben beschrieben.

Ergebnis ist ein umfassendes "Strategie-Werk", das im Sinne eines agilen Vorgehens ständig angepasst und auf Praxistauglichkeit überprüft wird. Dieses eigentlich für den Distriktbeirat gedachte Vorgehen wurde bereits von einigen Clubs übernommen und hat sich dort insbesondere angesichts der jährlich wechselnden Amtsinhaber bewährt. Bei allem strategischen Denken darf natürlich die praktische Umsetzung nicht aus dem Blick geraten – oder, wie es Björn Mentzer formulierte, "nach dem Donnern muss auch endlich mal Regen fallen".

Neue Homepage

Den krönenden Abschluss der Halbjahreskonferenz bildete die Einweihungsparty für die neue Distrikt-Homepage. DG Edith Karos war voll des Lobes und bedankte sich bei allen Beteiligten, insbesondere aber bei den beiden "tragenden Säulen" Alissa Lerch und André Dammeyer. Beide wurden mit einer PHF-Medaille ausgezeichnet

Außerdem wurde diese Ehre den Mitgliedern der Strategie-Gruppe zuteil: Paul Freiling, Björn Mentzer, Anna Abrell, Andrea Bartl, Mariele Becker, Isabell Huschka, Harald Schaeff, Jürgen Stihl, Bernhard Vogt sowie Kurt Wengenroth. Dann floss Sekt und flog Konfetti – letztere bunt und nachhaltig aus Minitüten aus Papier, gefüllt mit Samen von Wildblühern.

Passend dazu wurden auf den Bildschirmen afrikanische Governors Elect beim Jerusalema Dance eingeblendet. Die rhythmische Musik animierte sicher den einen oder anderen zum Mitmachen – ehe dann pünktlich um 14 Uhr das "Studio Wiesbaden" des Distriktes 1820 sein Tagesprogramm beendete.   

Christian Kaiser

Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.