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Pflanze des Monats

Purpurne Schönheit, aber giftig

Pflanze des Monats - Purpurne Schönheit, aber giftig
Wieder häufiger zu sehen: die zarte Kornrade. © Annette Meyer

Früher gefürchtete Ackerbegleitpflanze, heute beliebte Sommerblume für den Garten: die Kornrade.

Ulrike Löw14.05.2024

Ein langer Stiel, rote bis purpurfarbene, seltener weiße, Blüten mit fünf Blütenblättern – doch vor allem die Samen der Schönheit sind giftig. Sogenannte Triterpensaponine führen zu Kratzen in Mund und Rachen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Kreislaufstörungen – und da viele Bauern befürchteten, dass die Kornrade ihre Ernte vernichten könnte, wurde sie auf Getreidefeldern und Äckern mit Unkrautvernichtungsmittel gezielt dezimiert.

Doch heute steht die Wild- beziehungsweise Heilpflanze aus der Familie der Nelkengewächse auf der Roten Liste und zählt somit zu den besonders gefährdeten Arten.

"Dabei ist die Kornrade kein Unkraut, sondern ein wahrer Insektenfreund – denn ihre weit geöffneten Blüten locken Insekten an, vor allem auch jene mit kurzem Rüssel", sagt Christian Bourgeois, Initiator der Bienenretter-Initiative. Heute ist die Kornrade in vielen Wildblumenmischungen enthalten, wer sie in seinem Garten pflanzt, trägt zur Artenvielfalt bei.

Die Kreisgruppe Dingolfing-Landau des Bundes Naturschutz hat sich der botanischen Besonderheit angenommen und gemeinsam mit einem Landwirt, der Stadt Landau und mit finanzieller Unterstützung des Freistaates Bayern ein Roggenfeld erworben – und lässt hier die Kornrade im Getreide wachsen.

Denn inzwischen hat man erkannt, dass die Saponine der Kornrade zwar zu Problemen geführt haben, doch die Zeiten, in denen die Reinigung des Getreides noch schwierig war, sind lange vorbei. Dazu kommt: Heute weiß man, dass die Saponine auch Gutes bewirken. Sie lassen schädliche Nematoden im Boden absterben.

In der seit Jahrtausenden gewachsenen Lebensgemeinschaften aus Pflanzen und Tieren, so der Bund Naturschutz, hängen von jeder Ackerwildkraut-Art im Durchschnitt zwölf pflanzenfressende und blütenbesuchende Tierarten ab – und von ihnen ernähren sich wieder andere Tiere. In der Konsequenz führt der Rückgang der Wildkräuter auch zum Rückgang des Rebhuhns.

Die Kornrade gilt auch als hervorragendes Beispiel dafür, wie sich Wildpflanzen in ihrem Lebenszyklus an die Kultivierung angeglichen haben. Früher wurde Getreide noch in Garben gebunden, in die Scheunen eingefahren und im Winter gedroschen. Dabei wurden langstielige Ackerwildkräuter wie die Kornrade mit eingefahren, überwinterten in der Scheune, gelangten mit dem Stroh in den Viehstall und im Frühjahr mit dem Mist wieder auf die Felder. Da das Getreidesaatgut früher nicht so perfekt gereinigt werden konnte wie heute, wurde die Kornrade immer wieder mit ausgesät.

Auch wenn die Blüten wunderbar aussehen: Einen Kornradenstrauß zu pflücken, ist nicht ratsam. Die Saponine sind auch für uns Menschen giftig. 

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Ulrike Löw

Ulrike Löw (RC Nürnberg-Reichswald) ist seit 20 Jahren als Journalistin tätig. Ihr Schwerpunkt liegt bei rechtlichen Themen: Aktuelle Rechtsnews interessieren sie ebenso wie juristische Hintergründe, regelmäßig sitzt sie in Gerichtssälen und berichtet über Strafprozesse. Ab August 2021 ist sie Berichterstatterin des Distrikts 1880.