Schulbücher für Namibia

780 Kilometer sind es von Windhoek, der Hauptstadt Namibias, bis Nkurenkuru an der Grenze zu Angola. Eine kleine Rotarier-Delegation besuchte kürzlich die dortige ELCIN Sr. Secondary School, eine gymnasiale Privatschule, die 1870 von finnischen Mönchen der Evangelican Lutheran Church in Namibia gegründet worden war und zwei staatliche Schulen.

Anlass für die weite, anstrengende Reise war eine Bücherspende im Wert von 31.300 Euro für insgesamt drei Oberschulen in der Kavango-West Region, die hessische Rotarier unter Federführung des Länderausschusses Deutschland-Südliches Afrika zusammengetragen hatten.

Denn hier teilen sich fünf bis zehn Schüler ein Schulbuch, so der Initiator des Projekts, Bernhard Maisch (RC Marburg). Der Vorsitzende des Länderausschusses ist besonders stolz darauf, dass die Spenden überwiegend aus seinem eigenen Club unter der Präsidentschaft von Gisela Falk kamen – aber auch von den befreundeten Clubs Marburg-Schloss, Wiesbaden, Stadtallendorf, Neuss, Taunusstein, dem tschechischen Club Budovice und der Umckaloabo Stiftung – und vom Distrikt 1820 im Rahmen eines Distrikt Grants.

An der Auswahl der drei Schulen, der ECLIN Nkurenkuru, der Leevi Hakusembe und der Himarwa Iithete Sr. Secondary School hatte Wolfgang Fiedler von der Namibiahilfe Schieder e.V. mit langjähriger Erfahrung als Sponsor in der Kavango Region mitgewirkt. Denn der nächste Rotary Club, der dem Länderausschuss als zusätzlicher Garant für die erfolgreiche Abwicklung zur Verfügung gestanden hätte, wäre im entfernten Windhoek gewesen.

Grundlage der Bücherspende war eine detaillierte Bedarfsanalyse. Mit dem neuen Schuljahr wurden im Rahmen einer Lehrplanumstellung vor allem in den Fächern Biologie, Physik, Chemie und Geographie neue Bücher benötigt, die vom Schulministerium autorisiert waren. Auch war die Wunschliste länger als das Spendenaufkommen der Rotarier aus Marburg es ermöglichte. Die Auswahl wurde deshalb mit den Direktoren und dem als Kooperationspartner tätigen Wordweaver Publishing House (Peter Reiner) aus Windhoek getroffen und punktgenau umgesetzt.

Die Übergabe der Bücherspende war in allen drei Schulen ein besonderer Tag. Dem Gespräch mit der Schulleitung folgte eine Konferenz mit dem Lehrerkollegium. Themen waren unter anderem der Bedarf an Lernmitteln, das Ranking der Schule in Namibia, die Aussichten der Absolventen nach dem Schulabschluss und besonders die Chancen der Schülerinnen.

Ein Rundgang durch einige Schulklassen, alle Schüler in Schuluniform, ergab vielfältige Gesprächsmöglichkeiten mit interessierten, intelligenten jungen Menschen.

Dabei fiel der Renovierungsbedarf bei allen besuchten Schulen auf: undichte Dächer, bröckelnder Putz der Wände, reparaturbedürfte Böden. Und zu wenig Klassenräume!

So musste in der staatlichen Leevi Hakusembe Sr. Secondary School der Unterricht in großen Zelten durchgeführt werden.

Da die Schüler aus oft weit entfernten Teilen der Region in den Secondary Schools unterrichtet werden, übernachten sie alle in den Hostels der Schulen, die an die Jugendherbergen im Deutschland der 1950er Jahre erinnerten:  Doppelstockbetten in großen Zimmern. Auch mussten Schülerinnen auf dem Boden zwischen den Stockbetten übernachten.

Nach dem Rundgang war in allen drei Schulen die feierliche Übergabe der inzwischen ausgepackten Bücherstapel angesagt. Alle Schüler waren im Schulhof dabei, meist zwischen 350 und 500 Schüler. Der Ansprache des Schulleiters folgte die Übergabe durch Bernhard Maisch mit einigen Sätzen zum Zweck der Buchspende und - nicht zuletzt - zu Marburgs „Dreigestirn“ - der Heiligen Elisabeth, Landgraf Philipp und Emil von Behring, dem ersten Nobelpreisträger der Medizin.

Es folgten Auftritte des Schulchors sowie der Schauspiel- und Tanzgruppe, die den Schülern die Bedeutung der Bücher im rhythmischen Takt vermittelten. Großes Kino: begeisterte Schüler und Lehrer! Selbst der Schulleiter bewegte sich rhythmisch beim Auftritt der Schüler mit. Auch die Rotarier waren sichtlich berührt und strahlten, wie beim abschließenden Fototermin mit Schulleitung und Schülern zu sehen.

Welche Aufgaben und Möglichkeiten gibt es in Zukunft für die Schulen?

Es sind substantielle Hilfen für engagierte Lehrkräfte und motivierte Schülerinnen und Schüler gefragt, eine Unterstützung der Schulen mit weiterer Ausrüstung, Reagenzien und Lehrmaterial in Chemie, Physik und Biologie, sowie begleitende Angebote zur dualen oder polytechnischen Ausbildung – gerade in den ländlichen Gebieten Namibias. Denn auch handwerklich versierte Schulabgänger braucht Namibia.

Das erfreuliche Resümee nach mehreren Schulbesuchen an zehn Tagen in Namibia, über 1800 Kilometer Fahrt bis an die Grenze nach Angola und zurück nach Windhoek spiegelte sich in den dankbaren und lachenden Gesichtern der Schüler, der Lehrer und des Schulleiters und einem mehr als zufriedenen Ausdruck beim Vertreter der rotarischen Sponsor Clubs. Die Mühe hat sich gelohnt!