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Distrikte 1910 und 1920

Eine rotarische Jahresbilanz aus Österreich

Das Resümme rotarischer Leistungen präsentiert sich in der Arbeit der Dienste und gemeinsamen Beschlüsse des Governorrates.

Heinrich Marchetti-Venier01.07.2015

Der Einsatz der fünf Dienste in Österreich

Es hat sich in beiden österreichischen Distrikten 1910/1920 seit 2003 langsam die Form einer Rotary Akademie durchgesetzt, welche neben den Schulungsveranstaltungen für Präsidenten und Sekretäre, die zum Teil in Workshops und als Wordcafés (1910) oder in Frontalvorträgen und Workshops (1920) abgehalten werden, verschiedene Arbeitstreffen aller Dienste zu veranstaltet. Der Terminus Seminar wurde gestrichen und durch Workshops ersetzt, weil es um intensiven Meinungsaustausch und Innovationsgedanken gehen soll.

Der Berufsdienst findet jeweils im Oktober (1910) und Jänner (1920) die Möglichkeit, sein Programm den Clubs vorzustellen. Es sind verschiedene berufliche Austauschmöglichkeiten in Ländern gleicher beruflicher Ausbildung (duales System in Österreich, Südtirol, der Schweiz und Deutschland) oder Europaprojekte, wobei gleich ob Lehrlinge oder Mittelschüler, diese für einige Wochen das jeweilige berufliche Umfeld kennen lernen. Eine rotarische Berufsberatung haben heute Berufsmessen abgelöst und werden nur mehr sporadisch angeboten, dafür können oft Berufswünsche vermittelt werden. Der Clubdienst wird in verschiedener Form angeboten. So sind die „Welcomes to Rotary“ in 1910 regionale Veranstaltungen für Neurotarier, während 1920 mit einer Orientierungsveranstaltung für neue und interessierte Mitglieder das Auslangen findet. Dazu gesellen sich in 1910 und 1920 eigene Clubdiensttreffen mit jeweils verschiedenen Themen wie zur Freundschaft, aber auch zur Organisation im Clubleben und im Distrikt.

Dem Gemeindienst können zwei Arten von Meetings zugeordnet werden, das allgemeine Gemeindiensttreffen in jedem Distrikt entweder jährlich (1910) oder zweijährlich (1920) und das The Rotary Foundation-Seminar, einmal im April in 1920 und ab heuer in 1910 neu zweimal in Wien und Weiz. Im Vergleich zu allen anderen Diensttreffen sind sie absolut obligatorisch, wenn ein Club ein Grant-Projekt verfolgt, um die laufende Änderungen zu verfolgen und um die Berechtigung teilzunehmen, nicht zu verlieren. Sie bieten nicht nur eine Fülle an Information, sondern auch eine starke Motivation zum Handeln. 1,5 Millionen Dollar beträgt das Foundation-Projektvolumen beider Distrikte. Zwecks steuersparender Wirkung besteht der Rotary Projekt Verein für beide Distrikte, welcher bei aktueller Problemstellung wie der Hochwasserhilfe in Bosnien-Herzegowina oder dem Erdbeben in Nepal eine Spendensammeleinrichtung bildet, die weit über eine Million Euro verteilt haben. Auch die Shelterbox Österreich kann über diese Institution steuerschonend und zentral bedient werden. Eine dem Gemeindienst nahe stehende Fellowship, die in Österreich einen besonderen Stellenwert hat, ist die RFPD, welche sich seit Jahren gesundheitlichen Problemen in Afrika erfolgreich widmet. Eine Sonderstellung nimmt im Distrikt 1910 Bosnien-Herzegowina ein, weiterhin im Distrikt mit 13 Clubs integriert und im Programm „Bridge to Bosnia-Herzegowina“ heuer mit 500 000 Euro gefördert. Andere Fellowships dienen dem Radfahren, Schifahren, Golfen und Segeln, wobei Welttreffen im Schifahren und Golfen auch in Österreich stattfanden.

 Freundschaft allerorten

Die Beziehungen zu Clubs und Ländern im Ausland zueinander, in neun Länderausschüssen fokussiert, finden neuerdings in einer Tagung des Internationalen Dienste in Linz ein eigenes Gesprächsforum. Es werden die Tätigkeiten der Länderausschüsse vorgestellt und an Beispielen der Clubkontakte ihre europäische Bedeutung ins Spiel gebracht. Clubreise führen aber auch schon oft um den Globus, nach Indien, Neuseeland oder Südamerika. Jährliche Treffen des Tschechisch-slowakischen Ausschusses haben am Dreisesselberg haben eine 15jährigeTradition oder finden in beiden Ländern abwechselnd statt und verfügt der Ausschuss über einen Link in der Plattform 1910/1920. Der Kroatische Ausschuss hält wechselweise Meetings ab, einmal in Weiz (2014) und zweimal in Kroatien (Obatje 2013, Mali Losinj 2015). Seit 2011 besteht der Ausschuss Schweiz/ Liechtenstein/ Deutschland/ Österreich, jährliche Treffen fanden 2011 in Neuchâtel, dann in Kassel, in Gmunden und Baden-Baden sowie heuer in Chur statt. Dafür wurde im Distrikt 1830 eine eigene Plattform geschaffen. Der Ausschuss Italien/ Deutschland/ Österreich weist die zweitgrößte Anzahl an Kontakten aus und verfügt ebenfalls über einen Internetauftritt. Im frankophonen Ausschuss gibt es jährliche Treffen mit Deutschland und der Frankophonie, heuer in Stuttgart. Der Israel-Österreich Ausschuss bewegt allein Jugendaustausch und Projekte. Die Ausschüsse mit Ungarn, Slowenien und Rumänien haben Nachholbedarf. Neue Länderausschüsse mit der Türkei und Serbien sind angedacht, jener mit Ägypten wird demnächst unterzeichnet. Leider wollen manche neue Clubs keine Kontakte, es bestehen allein vier Wünsche aus Deutschland (D 1800/ Duderstadt-Eichsfeld, D 1830/ Reutlingen-Tübingen Süd, D 1842/ München-Residenz, D 1860/ RC Main-Rheinhessen) an österreichische Clubs.

Bekanntlich besonders erfolgreich ist der fünfte und Jugend-Dienst in Österreich. Hunderte junge Leute können im Langzeit-Jahrestausch zwischen fünf Kontinenten und dem Multidistrikt 1910/1911/1912/1913/1920 Länder und Kulturen erforschen. Als Rest des größten Distriktes der Welt sind auch heute noch die neuen Distrikte Ungarn, Slowenien und Kroatien im Multidistrikt infolge gemeinsamer Zertifizierung integriert. Kurzzeitaustausch, Camps oder RYLA-Seminare werden in Österreich sowohl im In- als Ausland gut angenommen. ROTEX unterstützt das Austauschprogramm im Inland. Besonders erfolgreich zuletzt der Ausbau des Interact-Clubnetzes (1966 erstmals in Mitteleuropa/ Gmunden), derzeit bestehen 18 Clubs. Rotaract, erstmals 1970 in Österreich gegründet, ist mit 31 Clubs in Österreich und Bosnien-Herzegowina vertreten und hält seinen Stand. Das Projekt „Ich laufe helfend“ ist ein jährliches Gemeinschaftsprojekt. Die einmal im Jahr im Oktober in Salzburg für alle Distrikte verbindlich abgehaltene Jugenddienstleiter-Tagung dient dem Treffen aller Jugenddienstbeauftragten, dem laufend zu erneuernden Informationsfluss sowie der Darstellung des ganzen Programmes.

Der Governorrat in Österreich

Die Distrikte 1910 und 1920 treffen sich als Erweiterter Rat einmal im Herbst und als Zehnerrat im Frühling, um Österreich weite, die 158 Clubs und beide Distrikt verbindende Angelegenheiten zu regeln und Terminkollisionen zu vermeiden. Das dabei vorgestellte und zuletzt schwächere Mitgliederwachstum wird auf fehlende Clubgründungen zurückgeführt. Zu den gemeinsam betriebenen und beratenden Einrichtungen gehören zu vorder das gedruckte Mitgliederverzeichnis (heuer durch Ratsbeschluss wieder stark verschlankt, weil auf der Homepage ebenso einzusehen) und eine verbesserte Internetplattform (jetzt auch im Vordergrund reduziert, aber mit vielen Hintergrundlinks versehen), der die Jugendorganisationen Interact und Rotaract angeschlossen werden. Die Programmierung einer Jugenddienstdatenbank und Automatisierung der Spendenbestätigungen wurden eingeleitet. Beide Distrikte verfügen über eine eigene Vereinsstruktur, aber ein gemeinsames Rotary Österreich Forum mit dem angeschlossenen Projektverein, Hier werden Spenden- und Katastrophenhilfe-Aktionen beider Distrikte oder größere Vorhaben ihrer Clubs durchgeführt.

Gebündelte Eventkultur

Gut vorbereitet und erfolgreich abgehalten wurde der Grazer Besuch von R.I. Präs. Gary Huang aus Anlass der von Österreich vor 25 Jahren begonnen und getragenen Gründung von Rotary in den Nachbarländern, zu dem die Clubs in Österreich ihren Obolus entrichtet haben. Der Empfang beim österreichischen Außenminister war genauso eine österreichische Aktion, um die internationale Rolle von Rotary ins rechte Licht zu setzen und für seine Unterstützung zu werben. Eine neue Herausforderung wartet bereits: das bis Jänner 2016 von Clubs zu meldende Hosting von Behinderten zu den Special Olympics in Schladming 2017.

 

Heinrich Marchetti-Venier

DDr. Heinrich Marchetti-Venier wurde in Oberösterreich geboren. Nach dem Abitur nahm er ein Studium des Lehramtes sowie der Geistes- und Naturwissenschaften an den Universitäten Salzburg auf, es folgten die Stationen, Wien, München, Bochum, Turin, Strasbourg und Washington. Anfangs Tätigkeit in der Raumordnung, später als Historiker und Privat-Gutachter sowie Autor. Er hatte lange Zeit das Amt des Distriktberichters für die österreichischen Distrikte D 1910 und 1920 inne. Heinrich Marchetti-Venier starb im November 2015.