Distrikt
Krisenbewältigung hat Tradition
Viele Clubs sind spontan dabei, um Flüchtlingen zu helfen – mit Wohnungen und Integrationsprojekten
Der Zustrom an Flüchtlingen bewegt viele Mitglieder in den Rotary Clubs, Fremden gastfreundschaftlich zu begegnen. Muhammad erzählt, dass er am ersten Tag in Österreich in eine Bäckerei kam. Dort lernte er Fritz Hummel kennen, der vor 40 Jahren in Syrien eine gute Aufnahme gefunden hatte. Er gab ihm Kleider, Essen und nahm ihn zum RC Feldbach mit, wo er den Clubfreunden die Frage stellte: „Wie können wir ihm helfen?“
Andere beispielhafte Aktionen: eine Einladung aufs Land für 42 unbegleitete Jugendliche aus sechs Ländern. Die Anregung von Präs. Claudia Daeubner griffen Past-Gov. Barbara Kamler-Wild (beide Wien-Graben) und ihr Mann Heinz-Georg (Wien) gerne auf. Sie bekochten die jungen Leute und nahmen sie zu einer Feuerwehrübung mit. Viele weitere Beispiele zeigen, dass sich jeder auf seine Weise selbst oder mit einer Aktion einbringen kann.
Bereits 1956, zur Zeit der Ungarn-Krise, hatten die noch wenigen Clubs in Österreich einen Hilfsfonds unter Leitung des RC Wiener Neustadt eingerichtet. Nahezu jeder Club ist auch heute wieder auf vielfältige Weise tätig. Einige stellten sofort Geld zur Verfügung und arbeiten hochwertige Projekte zum Wohnen aus wie die Clubs Hollabrunn-Weinland (6000 Euro), Wien-Graben (Wohngemeinschaften) und Wien-Schönbrunn (20.000 Euro).
Persönliche Einladungen
Eine Gruppe hat sich dem Sammeln von Kleidung und Schuhen verschrieben oder führt Deutschkurse durch, so die Clubs Zwettl, Hollabrunn-Weinland, Geras, Oberwart-Hartberg, Feldbach, Gleisdorf, Bad Kleinkirchheim und Hermagor. Damit verbunden sind Schulbeihilfen wie vom RC Krems/Wachau (5000 Euro), Integrationskurse, aber auch persönliche Einladungen nach Hause. Dem Schicksal arg mitgenommener Jugend aus Afghanistan widmeten sich die Clubs von Wien-Hietzing und Wien-Nestroy. Im Pfarrhof von Rot. Michael Unger (Ausseerland) bedankten sich schließlich Asylanten für die herzliche Aufnahme, indem sie für den Club kochten.
Rotary lässt niemanden vor der Türe stehen und bietet jederzeit Herberge in dunkler Zeit.
DDr. Heinrich Marchetti-Venier wurde in Oberösterreich geboren. Nach dem Abitur nahm er ein Studium des Lehramtes sowie der Geistes- und Naturwissenschaften an den Universitäten Salzburg auf, es folgten die Stationen, Wien, München, Bochum, Turin, Strasbourg und Washington. Anfangs Tätigkeit in der Raumordnung, später als Historiker und Privat-Gutachter sowie Autor. Er hatte lange Zeit das Amt des Distriktberichters für die österreichischen Distrikte D 1910 und 1920 inne. Heinrich Marchetti-Venier starb im November 2015.
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