NEUES VOM RC BRÖCKEDDE · FOLGE 97
Mottenzapf lädt ein
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Jeden Herbst gab Freund Mottenzapf eine große Einladung. Wieder einmal saß er mit der Gattin zusammen, um die Gästeliste zu besprechen. Der Bügel seiner Lesebrille hatte sich verzogen und er meinte: „Laden wir doch auch Freund Stüllebert ein, den Optiker. Der kann das dann gleich richten.“
Die Gattin nickte und sagte: „Ich habe so ein komisches Ziehen im Bauch. Nehmen wir auch Freund Dr. Mümmelschanz?“
„Sicher doch, ich wollte den Internisten ebenfalls konsultieren.“
Kassierer Knödler kam auch auf die Liste, zwecks Auskunft über eine heikle Erbschaftssache. Freund Zambrotta, Intendant des Bröckedder Schauspiels, wurde ebenfalls eingeladen – „wir müssen mal wieder ins Theater“, meinte Mottenzapf. Er überblickte die Gästeliste: „Und wir brauchen Freund Munzinger.“
Die Gattin wandte ein: „Mit Frau Munzinger komme ich nicht so klar.“
„Macht nichts. Ich möchte Munzinger wegen meiner ugandischen Staatsanleihen befragen.“
Das Fest wurde ein großer Erfolg, die Gäste amüsierten sich prächtig. Während der Vorspeise wurde die Mottenzapfsche Brille am Tisch repariert. Beim Hauptgang skizzierte Knödler auf einer Serviette die Rechtslage in Sachen Erbschaft, Munzinger versorgte Mottenzapf mit einer detaillierten Uganda-Auskunft. Beim Espresso lieferte Dr. Mümmelschanz der Gattin eine Erstdiagnose, danach untersuchte er im Flur den Gastgeber. Und zum Abschied steckte Zambrotta dem Gastgeber diskret einen Umschlag zu.
Als alle gegangen waren, zogen die Mottenzapfs Bilanz. Zufrieden erklärte der Hausherr: „Brille gerichtet, mit dem Ziehen im Bauch war nichts, auch mir geht es gut, das Erbe von Tante Moni müssen wir nicht versteuern, und unsere Uganda-Papiere sind sicher. Von Zambrotta habe ich zwei Premierenkarten, wenn auch nur fünfte Reihe. Alles in allem – es geht doch nichts über unsere rotarischen Freunde.“
Ein Jahr später stieg die nächste Party. Erneut hatten die Mottenzapfs jede Menge Anliegen, erneut waren die rotarischen Freunde mit diversen Dienstleistungen gefällig. Mottenzapf war wieder zufrieden. Doch drei Tage später kam die erste Rechnung. Es folgten weitere, am Ende hatte Mottenzapf 7300,37 Euro inklusive Mehrwertsteuer und Anfahrtskosten zu bezahlen. Enttäuscht sagte er zur Gattin: „Die rotarische Freundschaft ist auch nicht mehr das, was sie mal war."
Die Gattin nickte und sagte: „Ich habe so ein komisches Ziehen im Bauch. Nehmen wir auch Freund Dr. Mümmelschanz?“
„Sicher doch, ich wollte den Internisten ebenfalls konsultieren.“
Kassierer Knödler kam auch auf die Liste, zwecks Auskunft über eine heikle Erbschaftssache. Freund Zambrotta, Intendant des Bröckedder Schauspiels, wurde ebenfalls eingeladen – „wir müssen mal wieder ins Theater“, meinte Mottenzapf. Er überblickte die Gästeliste: „Und wir brauchen Freund Munzinger.“
Die Gattin wandte ein: „Mit Frau Munzinger komme ich nicht so klar.“
„Macht nichts. Ich möchte Munzinger wegen meiner ugandischen Staatsanleihen befragen.“
Das Fest wurde ein großer Erfolg, die Gäste amüsierten sich prächtig. Während der Vorspeise wurde die Mottenzapfsche Brille am Tisch repariert. Beim Hauptgang skizzierte Knödler auf einer Serviette die Rechtslage in Sachen Erbschaft, Munzinger versorgte Mottenzapf mit einer detaillierten Uganda-Auskunft. Beim Espresso lieferte Dr. Mümmelschanz der Gattin eine Erstdiagnose, danach untersuchte er im Flur den Gastgeber. Und zum Abschied steckte Zambrotta dem Gastgeber diskret einen Umschlag zu.
Als alle gegangen waren, zogen die Mottenzapfs Bilanz. Zufrieden erklärte der Hausherr: „Brille gerichtet, mit dem Ziehen im Bauch war nichts, auch mir geht es gut, das Erbe von Tante Moni müssen wir nicht versteuern, und unsere Uganda-Papiere sind sicher. Von Zambrotta habe ich zwei Premierenkarten, wenn auch nur fünfte Reihe. Alles in allem – es geht doch nichts über unsere rotarischen Freunde.“
Ein Jahr später stieg die nächste Party. Erneut hatten die Mottenzapfs jede Menge Anliegen, erneut waren die rotarischen Freunde mit diversen Dienstleistungen gefällig. Mottenzapf war wieder zufrieden. Doch drei Tage später kam die erste Rechnung. Es folgten weitere, am Ende hatte Mottenzapf 7300,37 Euro inklusive Mehrwertsteuer und Anfahrtskosten zu bezahlen. Enttäuscht sagte er zur Gattin: „Die rotarische Freundschaft ist auch nicht mehr das, was sie mal war."
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
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