Editorial
Bedingt einsatzfähig
Missstände in der Bundeswehr
Es steht nicht gut um die Bundeswehr. Die Geschichten von Panzern, die nicht fahren, Flugzeugen, die nicht fliegen, Gewehren, die nicht schießen, und überbordender Bürokratie bestimmen immer wieder die Schlagzeilen und beschreiben ihre bedingte Einsatzfähigkeit. Zuletzt verschlechterte sich das ohnehin angeschlagene Image der Truppe durch Meldungen über rechtsradikale Tendenzen und die Munitionsaffäre im Spezialkräftekommando KSK sowie durch die Posse um die neuen Sturmgewehre, die eigentlich der thüringische Hersteller Haenel hätte liefern sollen, die nun aber doch wieder bei Heckler & Koch bestellt wurden.
Die Leidtragenden dieser offenen Missstände sind die Soldaten, die über schlechte Ausrüstung und zunehmend über psychologische Belastungen klagen, nach dem Sinn ihres Einsatzes fragen und Respekt vermissen. Das war 2006 nicht anders, als der Krieg nach Afghanistan zurückkehrte und deutsche Soldaten dort plötzlich kämpfen mussten – doch sie wussten nicht, wofür und gegen wen. Antworten auf diese Fragen gab die Politik nicht. „Sie legten sich den Sinn ihrer Mission notgedrungen selbst zurecht, um kognitive Dissonanzen erst gar nicht aufkommen zu lassen. Ihre Bindung zum Staat und zur Bundeswehr als Institution manifestierte sich vor allem in den ‚tribal cultures‘ der Truppengattungen, in den kleinen Kampfgemeinschaften, den sogenannten Primärgruppen – und im taktischen Auftrag.“ In seinem Beitrag „Auf der Suche nach sich selbst“ beschreibt der Militärhistoriker Sönke Neitzel den Verlust der Identität der Streitkräfte.
André Wüstner, Vorsitzender des Deutschen Bundeswehrverbandes, geht hart mit der Politik ins Gericht. Die Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme liege entgegen aller Behauptungen in Wirklichkeit bei maximal 50 Prozent, was verheerende Konsequenzen für die Motivation der Frauen und Männer habe, die den Mangel tagtäglich verwalten: „Sie sehen, dass die Dinge allen Bekundungen zum Trotz kaum besser werden, und sie fühlen sich veralbert, wenn sie auf den Seiten des Verteidigungsministeriums aufgrund von Statistik-Tricks von 74 Prozent Klarstand lesen. Ist wenigstens Besserung in Sicht? Man darf skeptisch sein.“
Ihren härtesten Kampf führt die Bundeswehr offenbar im eigenen Land: Streitkräftefragen stünden zwar immer wieder im Zentrum von politischen Debatten, doch von einem echten Interesse in Politik und Gesellschaft könne keine Rede sein, schreibt Ulrich Schlie, Historiker und ehemaliger Leiter Planungsstab im Bundesministerium der Verteidigung. Die Streitkräfte befänden sich in einem tiefgreifenden Wandel. Gesellschaft, Politik und Medien hätten in ihrem Verständnis für die Rolle der Bundeswehr in der Gegenwart einiges nachzuholen.
Acht Rotary Clubs außerhalb des deutschen Sprachraums halten ihre Meetings in deutscher Sprache ab. Unser Autor Matthias Schütt hat einige von ihnen virtuell besucht und beschreibt sie in ihrer Entstehung, ihrer Geschichte, ihrer Zusammensetzung als „so unterschiedlich wie die Himmelsrichtungen“. Da ist zum Beispiel der RC Cairo Rhine-Nile, der 2002 von der Deutsch-Arabischen Handelskammer gegründet wurde und heute mit 22 Mitgliedern vor allem soziale Projekte realisiert. Aus der Distanz von über 9000 Kilometern wirkt der RC am Kap (Cape Town) wie ein weiterer Exot. Johannes Kraus, ein 41-jähriger Unternehmer aus Aschaffenburg, der in Kapstadt eine Englisch-Sprachschule aufgebaut hat, sagt, die deutsche Fraktion im Club lege Wert auf die Pflege heimischer Traditionen – etwa in Doppelkopf-Turnieren. Weitere Clubs mit spannenden Geschichten befinden sich in Thailand, Polen, Russland und in Südtirol.
Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht
Björn Lange
Chefredakteur
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