Neues vom RC Bröckedde - Folge 46
Der Präsenzoptimierer
Als der Distrikt seine Jahresbilanz zog, lag ein Club mit seiner Präsenzquote wie immer auf dem letzten Platz – der RC Bröckedde. „Das muss sich ändern“, forderte Präsident Pröpcke im Vorstand und blickte den neuen Freund Stächele erwartungsvoll an. Stächele war Abteilungsleiter im Bundesfinanzministerium und genoss einen sagenhaften Ruf als Meister der „kreativen Haushaltsführung“. Er hatte diverse Schattenhaushalte und Sonderfonds so kunstvoll miteinander verflochten, dass die Kanzlerin zuletzt behaupten konnte, eigentlich habe der Bund keine Schulden, sondern ein Guthaben von 113 Euro.
Stächele machte sich umgehend ans Werk. Er war nun der POB des Clubs, der Präsenz-Optimierungs-Beauftragte. Als Erstes definierte er die „Präsenz“ neu. Wer ihm belegen konnte, dass er eigentlich zum Meeting kommen wollte, aber zu lange auf einen Handwerker warten musste, erhielt eine Gute-Absicht-Präsenz. Wer die Freunde mit einer Urlaubskarte aus der Steiermark grüßte, erwarb sich eine ideelle Präsenz. Wer per E-Mail Anteil am Clubgeschehen nahm, dem wurde die virtuelle Präsenz gutgeschrieben. Wer dreimal hintereinander zum Meeting gekommen war, erhielt eine zusätzliche Bonuspräsenz.
Stächele erfand auch die Kompakt-Präsenz. Die wurde erworben, indem man kurz vor dem Meeting mal freundlich in den Salon Hindenburg hineinwinkte, ehe man wieder ging. Die Kompakt-Präsenz erfreute sich bald großer Beliebtheit.
„Aber es reicht noch nicht“, berichtete Stächele dem Präsidenten. Also führte er die Globalisierungspräsenz ein. Präsenzen an prestigeträchtigen Orten wie Paris-Neuilly und Washington D.C. wurden doppelt gewertet. Ebenso der Besuch eines Meetings auf den Falklandinseln, allein schon wegen der riesigen Entfernung.
Da das immer noch nicht reichte, verfiel Stächele auf die Greif-Präsenz. Mit seinem Van kurvte er eine Stunde vor dem Meeting durch Bröckedde. Einen Freund zerrte er von der Couch eines Psychotherapeuten, den anderen löste er in der örtlichen Schuldnerberatung aus, den dritten eiste er aus der Selbsthilfegruppe alleinerziehender Väter los. Den vierten rettete er beim Zahnarzt vor einer Wurzelextraktion, und zu fünft fuhren sie frohgemut zum Meeting.
Bei der nächsten Jahresbilanz war der RC Bröckedde die Nummer eins in Sachen Präsenz, und Stächele meinte im Vorstand: „Na also, geht doch.“
Stächele machte sich umgehend ans Werk. Er war nun der POB des Clubs, der Präsenz-Optimierungs-Beauftragte. Als Erstes definierte er die „Präsenz“ neu. Wer ihm belegen konnte, dass er eigentlich zum Meeting kommen wollte, aber zu lange auf einen Handwerker warten musste, erhielt eine Gute-Absicht-Präsenz. Wer die Freunde mit einer Urlaubskarte aus der Steiermark grüßte, erwarb sich eine ideelle Präsenz. Wer per E-Mail Anteil am Clubgeschehen nahm, dem wurde die virtuelle Präsenz gutgeschrieben. Wer dreimal hintereinander zum Meeting gekommen war, erhielt eine zusätzliche Bonuspräsenz.
Stächele erfand auch die Kompakt-Präsenz. Die wurde erworben, indem man kurz vor dem Meeting mal freundlich in den Salon Hindenburg hineinwinkte, ehe man wieder ging. Die Kompakt-Präsenz erfreute sich bald großer Beliebtheit.
„Aber es reicht noch nicht“, berichtete Stächele dem Präsidenten. Also führte er die Globalisierungspräsenz ein. Präsenzen an prestigeträchtigen Orten wie Paris-Neuilly und Washington D.C. wurden doppelt gewertet. Ebenso der Besuch eines Meetings auf den Falklandinseln, allein schon wegen der riesigen Entfernung.
Da das immer noch nicht reichte, verfiel Stächele auf die Greif-Präsenz. Mit seinem Van kurvte er eine Stunde vor dem Meeting durch Bröckedde. Einen Freund zerrte er von der Couch eines Psychotherapeuten, den anderen löste er in der örtlichen Schuldnerberatung aus, den dritten eiste er aus der Selbsthilfegruppe alleinerziehender Väter los. Den vierten rettete er beim Zahnarzt vor einer Wurzelextraktion, und zu fünft fuhren sie frohgemut zum Meeting.
Bei der nächsten Jahresbilanz war der RC Bröckedde die Nummer eins in Sachen Präsenz, und Stächele meinte im Vorstand: „Na also, geht doch.“
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
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