Interview mit Erika Krenn-Neuwirth
„Die leisten unglaublich viel soziale Arbeit“
Erika Krenn-Neuwirth hat als Governorin von 1910 Im April das PETS in Bosnien und Herzegowina verantwortet. Wir sprachen mit Ihr über den Verlauf und Ihre Erfahrungen.
Mit welchen Erwartungen bist du zum President elect Training Seminar (PETS) gefahren?
Das wesentliche am PETS ist, die zukünftigen Präsidentinnen und Präsidenten der Rotary Clubs in Bosnien und Herzegowina besser kennenzulernen. Wir reflektieren zusammen über ihre Pläne und Zukunft und unretsützen sie dabei. Meine Erwartungen an Bosnien waren durch meine vorherigen Besuche schon in einen Rahmen gesetzt. Was mich fasziniert hat, dass ich dieses Mal den Eindruck hatte, dass es wirklich eine offene, strategische Diskussion gegeben hat. Die zentrale Frage war: Wohin wollen sie mit ihren Club? Sie haben verstanden, dass es ein längerer Prozess ist, bestimmte Ziele zu erreichen. Da hat es einen Sprung gegeben, der mich sehr zuversichtlich stimmt.
Es war somit eine Entwicklung wahrnehmbar?
Ja. Wir dürfen nicht vergessen. Während der Pandemie hatten die Menschen härtere Zeiten und es gab wesentlich weniger soziale Unterstützung als etwa in Österreich. Die Einkommensverhältnisse sind ja in Bosnien und Herzegowina sehr breit gespreizt im rotarischen Umfeld. Es war ein richtiger Drive zu spüren, anzupacken und längerfristige Schritte gemeinsam zu gehen. Das war zuvor nicht so sichtbar.
Mit welchem Gefühl bist du wieder nach Hause gefahren?
Es war mehr als Zuversicht. Ich würde sagen, blanker Optimismus. Und das in Zeiten, die noch immer nicht einfach sind in einem Land, das politisch instabil ist. Rotary kann mit seiner Arbeit vor Ort helfen, das es auf dem Balkan ruhiger wird. Die leisten unglaublich viel soziale Arbeit, gerade dort, wo Menschen aus dem Rahmen fallen. Ich bin optimistisch, dass dies weitergeht.
Die Sorge, dass die politische Instabilität auf Rotary übergreift, hast du nicht?
Rotary ist Teil der Gesellschaft. In den Institutionen spüren wir schon die Instabilität. Das bedeutet aber nicht, dass es die Projekte beeinflusst. Wir müssen die Kooperation zwischen den einzelnen Clubs stärken, unseren Hebel verbreitern. Die Clubs sollen miteinander Projekte starten und die Chancen nutzen, die die Foundation über Grants bietet. Dazu musst du dein Gegenüber akzeptieren und verstehen und die Unterschiedlichkeit der anderen Volksgruppen, resultierend aus der geschichte des Landes, respektieren.
Dein Ziel ist es, die Clubs besser miteinander zu vernetzen.
Ich will sie noch viel besser miteinander vernetzen. Das betrifft aber nicht nur die bosnischen Clubs untereinander, sondern auch die Kooperation mit Clubs aus Österreich. Ich glaube, durch die zwei Länder und die Möglichkeit, Grants innerhalb des Distriktes aufzulegen, dann dieser Prozess weiter beflügelt werden.
Aber es gibt schon viele Projekte, wo die Kooperation hervorragend funktioniert.
Ja, wir haben Musterbeispiele. Nehmen wir mal das Lernhaus in Graz, was von allen Rotary Clubs der Stadt getragen wird. Dieses Konzept soll nun nach Mostar exportiert werden. Ich denke, dieses voneinander lernen und miteinander anpacken, muss uns auszeichnen. Wir sind "People of Action". Diesesn Schwerpunkt setze ich für mein Governorjahr. Meine Besuche sind so geplant, dass dort gleich mehrere Clubs zusamenkommen, so dass direkt eine Vernetzung stattfindet. Wir müssen wieder stärkere Bande knüpfen nach der Pandemie.
Ist das Konzept, bei deinen Besuchen mehrere Clubs zusammenzubringen, auch für Bosnien geplant?
Wenn mir das gelingt. Da müssen mit die Assistant Governor vor Ort helfen. Teilweise sind die Clubs sehr weit voneinander entfernt.
Siehst du die Gefahr, dass die Entfernung dann Mitglieder abhält, zu dem Meeting dann zu kommen?
Das ist natürlich ein Thema, wenn du drei Stunden Anreise hast. Man könnte natürlich die Online-Teilnahme ermöglichen, aber wenn es um künftige Projektarbeit geht, muss man sich kennenlernen. Das ist nur vor Ort wirklich möglich.
Wie bereitet man sich als Governorin elect aus Österreich auf das Land Bosnien und Herzegowina vor?
Ich habe vor drei Jahren angefangen, und die Assistant Governor interviewt. Ich habe zudem das Buch "Die Brücke über die Drina" gelesen. Es ist ein Schlüsselbuch über 500 Jahre Geschichte, aufgearbeitet in einem Roman. Du erfährst in dem Buch historische Hintergründe, die du in der Schule nicht lernst. Anschließend hast du eine andere Wahrnehmung und Sensibilität für die Dinge, die dort in Bosnien und Herzegowina geschehen. Nataürlich habe ich mich auch viel mit Arno Kronhofer und Ralf Peters, Governor nominee, ausgetauscht. Gerade von Arnos Erfahrungen kann man enorm profitieren. Der hat das Bosnien-Thema immer wieder ganz stark unterfüttert. Mir hat auch meine Zeit in Afrika geholfen, wo ich gelernt habe, dass Zeit eine relative Wahrnehmung ist.
Das Gespräch führte Florian Quanz
Copyright: Andreas Fischer
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