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Editorial

„Gibt’s da WLAN? Breitband? Glasfaser?“

Editorial - „Gibt’s da WLAN? Breitband? Glasfaser?“
© Jessine Hein / Illustratoren

Durch rasant gestiegene Akzeptanz von mobilem Arbeiten könnten viele jetzt dort arbeiten, wo sie mit ihren Familien leben möchten. Voraussetzung dafür ist allerdings eine ausreichende Datenleitung.

Frauke Eichenauer01.09.2020

Im Internet kursieren Sprüche, die typische Dorfkinder nie äußern würden, zum Beispiel: „Du musst jetzt nach Hause gehen, wir wollen essen“. Oder: „Leider können wir dich nicht mitnehmen, auf der Rückbank dürfen nur zwei Leute sitzen“. Tatsächlich unterscheiden sich Umstände und Alltag eines Stadtkindes noch immer sehr von dem eines Dorfkindes. Die einen haben streng durchgetaktete Terminkalender, die anderen butschern einfach über blühende Wiesen und spielen im Wald fangen... halt! Oder sitzen sie etwa mit ihren Handys vor der verrammelten Tür der ehemaligen Dorfwirtschaft und fragen sich verzweifelt: „Wo ist denn hier das WLAN?“

Diese Frage besetzt vermutlich Platz 1 der Top 10 bei Maklern, die Wohnraum in ländlichen Regionen vermitteln. Nicht erst seit Corona kommen immer mehr stadtmüde Menschen, die ihr zukünftiges Leben fernab von engen, teuren Wohnungen, Staus und Lärm verbringen wollen, zu ihnen – im Gepäck ein Laptop, ein Smartphone und die neueste Auflage von „Gemüsebeete für Einsteiger“. Die rasant gestiegene Akzeptanz von mobilem Arbeiten schafft für viele den Freiraum, genau da zu arbeiten, wo sie mit ihren Familien leben möchten. Aber die Voraussetzung dafür ist nunmal eine ausreichende Datenleitung – und genau daran wird es wohl noch viele Jahre hapern. Ole Wintermann und Guido Bosbach fassen zusammen, warum der Ausbau von Breitbandanschlüssen beziehungsweise der Einbau von Glasfaserkabeln für die Zukunft ländlicher Regionen so entscheidend ist. Einen Blick über den deutschen Tellerrand werfen zwei weitere Autoren: Der amerikanische Stadtforscher Joel Kotkin prophezeit das Ende von Megastädten und Stephan Petermann, Architekt und langjähriger Mitarbeiter von Rem Koolhaas, zeigt Parallelen und Unterschiede zwischem chinesischem und deutschem Landleben auf.

Online auf dem Laufenden zu bleiben wird auch im rotarischen Leben immer wichtiger. Die Welt Rotarys ist allerdings so vielfältig, dass man in erster Linie wissen muss, wo man Wissen herbekommt. In unserem Fokus stellen wir Ihnen die wichtigsten Quellen vor – online und offline.

Da das Ende vom Gependel für viele Menschen noch lange nicht erreicht sein wird, baten wir die Autoexperten Prof. Dr. Willi Diez sowie Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, in unserem Spezial um eine Einschätzung zur Lage der deutschen Autoindustrie. Und schließlich möchten wir Ihnen noch den Auszug eines sehr persönlichen Essays der jungen Autorin Maryna Rakhlei aus Berlin, aufgewachsen in Minsk/Belarus, ans Herz legen: Sie blickt mit Sorge, aber auch großer Hoffnung auf die jüngsten Entwicklungen in ihrer Heimat.

Es grüßt Sie herzlichst Ihre

Frauke Eichenauer
Stellvertretende Chefredakteurin

P.S. Was ein erwachsener Dörfler nie sagen würde, ist: „Gib mir mal die Aufbauanleitung für die Bierzeltgarnitur!“