Neues vom RC Bröckedde - Folge 122
Jahrhundertreform
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Als die Welt noch in Ordnung war – die frühen Jahre der Bundesrepublik“, lautete das Thema des Gastreferenten Humperdinck-Wollmichl. Schwungvoll und kenntnisreich führte er im Salon Hindenburg die Freundinnen und Freunde durch jene versunkene Zeit. So kam er bis ins Jahr 1957, zu dem er anmerkte: „Da brachen die Dämme.“ Nach einer Kunstpause fuhr er fort: „In jenem Jahr wurde es Ehefrauen gesetzlich erlaubt, auch ohne Zustimmung des Ehemanns arbeiten zu gehen.“
Im Salon Hindenburg zischte Freundin Totholz-Gümbel: „Tss, Tss“. Und Freundin von der Mayen sagte laut „Ups“. Humperdinck-Wollmichl blieb ungerührt. Er meinte: „Das wird man doch wohl noch mal sagen dürfen.“
Präsident Pröpke hatte den Eklat geahnt. Nicht umsonst entstammte Humperdinck-Wollmichl dem RC Knorringen, dem letzten Club im Großraum Bröckedde, der ein reiner Herrenclub war. Dieses Prinzip wurde eisern verteidigt. Jeder neue Governor durfte dort nur auftreten, wenn er zuvor schriftlich versichert hatte, das Thema Frauen nicht anzusprechen. Legendär waren die Kaminabende der Knorringer. Bei den jeweiligen Gastgebern durften die Ehefrauen zwar kochen und servieren, aber nicht am Essen teilnehmen.
Humperdinck-Wollmichl nahm am Präsidententisch Platz, und Pröpke dachte an die turbulente Zeit zurück, als sich der RC Bröckedde für die Aufnahme von Frauen entschieden hatte. Das hatte zum berühmten „Bröxit“, der Abspaltung einer Gruppe von Freunden, geführt. Eine neue Heimat hatten sie beim RC Knorringen gefunden.
Gut gelaunt sagte der Gast zu Pröpke: „Wir sind durchaus reformwillig.“ „Tatsächlich?“ „Im vorletzten Jahr haben wir die Gattinnen aller Freunde in Knorringen in den Club aufgenommen – allerdings ohne Präsenz- und Stimmrecht. Leider hat uns der Bundesgerichtshof dieses Modell in letzter Instanz untersagt. Aber wir denken weiterhin nach vorn.“
Nach dem Meeting verabschiedete Pröpke seinen Gast und bat ihn: „Wenn sich etwas bei Ihnen in Sachen Damen tut, lassen Sie es mich bitte wissen.“
Einen Monat später rief Humperdinck-Wollmichl an: „Lieber Freund, ich darf über eine Jahrhundertreform berichten, eine Revolution!“ „Und die wäre?“ „Bei den Kaminabenden dürfen die Frauen jetzt mitessen.“
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