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Editorial

Merkels Erbe

Editorial - Merkels Erbe
© Jessine Hein/Illustratoren

CDU muss sich inhaltlich neu aufstellen

Björn Lange01.05.2021

Es stand schon besser um die CDU. Nach Jahren des oft erfolgreichen, aber visionslosen Regierens traten in der Pandemie Führungsschwäche und Ideenlosigkeit offen zutage. Der jüngste Abnutzungskampf zwischen Armin Laschet und Markus Söder um die Kanzlerkandidatur hat die alten Gräben innerhalb der Partei weiter vertieft und der Union einen nachhaltigen Imageschaden beschert. Just in diesem Moment zeigten die aufstrebenden Grünen, wie man es besser macht. In einer perfekten Inszenierung präsentierten sie Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin, die für Aufbruch und so viel mehr Zukunft steht als Laschet oder SPD-Kandidat Scholz. „Wenn man ermessen will, welch gewaltiger Umbruchprozess im jahrzehntelang so festgefahrenen Parteiensystem im Gange ist, muss man sich nur vergegenwärtigen, wie dramatisch sich die Verhältnisse ändern“, schreibt der Publizist Thomas Schmid zum Auftakt unserer Titelstrecke. Die deutschen Wähler, für Vorsicht und langsames Verschieben der Gewichte bekannt, würden sich auf einmal etwas trauen. Nach der Wahl, so Schmid, werden es die Grünen sein, die die Wahl haben.

Der Parteienforscher Karl-Rudolf Korte sieht, anders als Schmid, keinen radikalen Umbruch auf Deutschland zukommen, wohl aber eine mögliche Verschiebung der parteipolitischen Machtachsen: Die Union erscheine heute programmatisch rechter, die SPD linker als vor einigen Jahren. Das strategische Zentrum des deutschen Parteiensystems könnten daher die Grünen besetzen. Mit Blick auf die Wahl im Herbst schreibt er, dass Merkels Regierungsstil an einen Endpunkt gekommen sei, weil ihm der Möglichkeitssinn fehle: „Das Virus wird auch die Koalitionsoptionen mit beeinflussen. Im Augenblick sind wir erschöpft, gereizt, enttäuscht, weil so viel nicht funktioniert. Die Schuldzuschreibung gilt auch dem ‚Merkelismus‘. Die Kanzlerin war immer bravourös in der Beschreibung und Bearbeitung von Wirklichkeiten, aber sie agierte dilettantisch im Aufzeigen von Möglichkeiten.“

Wenn die Kanzlerin im Herbst also nach 16 Jahren des pragmatischen Regierens abtritt, wird sich ihre Partei, die nie wirklich ihre Partei war und in der sie eher zufällig landete, von ihr losmachen und inhaltlich neu aufstellen müssen. Die Journalistin Ursula Weidenfeld zeichnet das Bild einer Kanzlerin, die die CDU zu einer Regierungsmaschine formte, die zustimmte, die Wehrpflicht auszusetzen, sich von der Kernenergie zu trennen, die Deutschland zum Einwanderungsland machte und die in der Coronakrise der gemeinschaftlichen Schuldenaufnahme in der Europäischen Union zustimmte. In der Partei ließ man sie gewähren, weil sie den Machterhalt sicherte. 

Um nicht weniger als die Zukunft geht es auch bei den rotarischen Umweltprojekten, die zuletzt rund um den Globus angestoßen wurden und auch in Deutschland und Österreich starke Aktionen hervorbrachten. Über die ECO-Challenge im Distrikt 1920, ein Zuhause für Schwalben, über clevere Recycler und sportliche Müllsammler, über schicke Wildbienenhotels und über das Großprojekt „1 Million Trees“ engagierter Rotaracter berichtet unser Redakteur Florian Quanz im Fokus. Und unweit der legendären Brücke über die Drina am Städtchen Višegrad in Bosnien-Herzegowina, der Ivo Andric mit seinem Roman ein literarisches Denkmal setzte, beteiligen sich deutsche Rotarier am Kampf gegen eine Flut von Plastikmüll. Projekte, die inspirieren sollen und unbedingt zur Nachahmung empfohlen sind.

Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht

Björn Lange
Chefredakteur

Björn Lange
Björn Lange arbeitete seit April 2019 zunächst als stellvertretender Chefredakteur des Magazins im Rotary Verlag. Seit Juli 2020 ist er Chefredakteur des Rotary Magazins. Zuvor war er unter anderem Redaktionsleiter des Pressedienstleisters Rheinland Presse Service in Bonn und des B2B-Wirtschaftsmagazins inside B in Offenburg.