Neues vom RC Bröckedde - Folge 43
Operation 65 plus 20
Als Präsident Pröpcke von seinem Vorgänger das Amt übernommen hatte, überreichte ihm dieser einen dicken Aktenordner. Seufzend sagte er: „Und hier ist die Causa Hicks. Ich bin daran gescheitert. Einige meiner Vorgänger sind fast daran zerbrochen. Vielleicht haben Sie mehr Glück.“
Pröpcke las sich ein in die Akte und verstand. Es ging um Freund Hicks, der schon sehr lange im Club war, aber mit Penetranz pro Jahr nur eine Präsenz zusammenbrachte. Eine einzige, nie mehr oder weniger. Dabei hatte er ein festes Muster. Freund Hicks war Süßwarenfabrikant und lud einmal jährlich die Freunde in seine Fabrik ein. Zur Belohnung gab es für jeden eine Kurpackung Waffeln. Das Jahr darauf erschien Hicks im Club und hielt einen Vortrag über die Waffel an sich. Ein Jahr später lud er erneut in die Fabrik und wieder gab es Waffeln.
Das war den jeweiligen Vorständen des RC Bröckedde zu wenig. Nicht an Waffeln, sondern an Präsenz. Höflichst wurde Freund Hicks gebeten, doch etwas öfter zu erscheinen. Anrufe wurden getätigt, Briefe und Faxe geschrieben und später E-Mails. Boten wurden zum Hicksschen Anwesen gesandt und ganze Delegationen. Umsonst – Hicks blieb bei seiner Einjahresregel.
Hicks geriet unter Druck. Doch er wehrte sich geschickt. Mal mit einem Attest des Chefarztes der Uniklinik von Strunze, der Hauptstadt des aufstrebenden Schwellenlands Strumelien. Dann mit einem Gutachten seines Anwalts, der Präzedenzfälle aus Paraguay herbeischaffte.
Irgendwann platzte einem Präsidenten der Kragen. Er ließ ein Schreiben los, in dem die Hickssche Mitgliedschaft als erloschen betrachtet wurde. Doch der Brief kam als nicht zustellbar zurück. Hicks hatte vorsorglich sich und seine Waffel-Holding auf die Cayman Islands verpflanzt.
Dort saß er an einem lauen Karibikabend, und seine Gattin maulte: „Wann können wir denn zurück nach Bröckedde?“
„Gemach, gemach. Wir müssen noch drei Wochen durchhalten. Dann ist die Operation 65 plus 20 beendet.“
Exakt drei Wochen später tagte der Vorstand. Präsident Pröpcke ließ sich grünes Licht geben, um Hicks per DHL-Express die Kündigung in die Karibik zu schicken. Da reichte ihm seine Sekretärin ein Fax von Hicks herein: „Heute wurde ich 65. Und bin seit 20 Jahren Rotarier. Mithin nicht mehr präsenzpflichtig. MFG, Hicks.“
Pröpcke las sich ein in die Akte und verstand. Es ging um Freund Hicks, der schon sehr lange im Club war, aber mit Penetranz pro Jahr nur eine Präsenz zusammenbrachte. Eine einzige, nie mehr oder weniger. Dabei hatte er ein festes Muster. Freund Hicks war Süßwarenfabrikant und lud einmal jährlich die Freunde in seine Fabrik ein. Zur Belohnung gab es für jeden eine Kurpackung Waffeln. Das Jahr darauf erschien Hicks im Club und hielt einen Vortrag über die Waffel an sich. Ein Jahr später lud er erneut in die Fabrik und wieder gab es Waffeln.
Das war den jeweiligen Vorständen des RC Bröckedde zu wenig. Nicht an Waffeln, sondern an Präsenz. Höflichst wurde Freund Hicks gebeten, doch etwas öfter zu erscheinen. Anrufe wurden getätigt, Briefe und Faxe geschrieben und später E-Mails. Boten wurden zum Hicksschen Anwesen gesandt und ganze Delegationen. Umsonst – Hicks blieb bei seiner Einjahresregel.
Hicks geriet unter Druck. Doch er wehrte sich geschickt. Mal mit einem Attest des Chefarztes der Uniklinik von Strunze, der Hauptstadt des aufstrebenden Schwellenlands Strumelien. Dann mit einem Gutachten seines Anwalts, der Präzedenzfälle aus Paraguay herbeischaffte.
Irgendwann platzte einem Präsidenten der Kragen. Er ließ ein Schreiben los, in dem die Hickssche Mitgliedschaft als erloschen betrachtet wurde. Doch der Brief kam als nicht zustellbar zurück. Hicks hatte vorsorglich sich und seine Waffel-Holding auf die Cayman Islands verpflanzt.
Dort saß er an einem lauen Karibikabend, und seine Gattin maulte: „Wann können wir denn zurück nach Bröckedde?“
„Gemach, gemach. Wir müssen noch drei Wochen durchhalten. Dann ist die Operation 65 plus 20 beendet.“
Exakt drei Wochen später tagte der Vorstand. Präsident Pröpcke ließ sich grünes Licht geben, um Hicks per DHL-Express die Kündigung in die Karibik zu schicken. Da reichte ihm seine Sekretärin ein Fax von Hicks herein: „Heute wurde ich 65. Und bin seit 20 Jahren Rotarier. Mithin nicht mehr präsenzpflichtig. MFG, Hicks.“
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
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