Interview
„Rotaract kann uns ein Vorbild sein“
Die Vorsitzende des Deutschen Governorrates, Dorothee Strunz, zieht Bilanz ihres Amtsjahres, das am 30. Juni zu Ende geht.
Zur Person
Dr. Dorothee Strunz (RC Hof-Bayerisches Vogtland) ist Juristin und führt mit ihrem Mann die LAMILUX Heinrich Strunz Gruppe mit Sitz in Rehau. Die Past-Distrikt-Governorin D 1880 ist im rotarischen Jahr 2017/18 Vorsitzende des Deutschen Governorrates.
Frau Strunz, haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Ja. Wir haben ein Stafetten-Prinzip eingeführt. Das heißt, der aus dem Amt ausgeschiedene Vorsitzende arbeitet noch zwei Jahre im Innovationsausschuss mit. Wir stützen uns auf die Erfahrung des Past-Vorsitzenden und
des Past-Past-Vorsitzenden, weil wir sehen, dass sehr schnell Wissen und Erfahrung verloren gehen durch den Amtswechsel. Ich glaube, dass wir dadurch viel gesteigert haben an Effizienz.
Welche Themen treiben Sie um?
Die großen Themen bei Rotary sind ja Mitgliedschaftsentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit und Spendenaufkommen. In meiner Amtszeit konnten die allermeisten Distrikte ein sehr gutes Spendenaufkommen generieren, was grundsätzlich sehr schwierig ist. Als ich Governorin wurde, habe ich in San Diego gelernt: „Wenn Sie etwas erfahren, was getan werden soll, dann machen Sie es selbst.“ Also habe ich gesagt, ich spende jedes Jahr 1000 Euro direkt an den Annual Program Fund, und bin nun das erste deutsche Mitglied in der Paul Harris Society. Damit wollte ich ein Zeichen setzen.
In Bezug auf das Thema Mitgliedschaftsentwicklung gibt es manchmal eine zu geringe Bereitschaft, sich jungen Menschen und auch Frauen zu öffnen. Der Umbruch, in dem sich unsere Gesellschaft gerade befindet, kann in den Clubs nur nachvollzogen werden, wenn sie sich junge Menschen in die Clubs holen, die in dieser Umbruchsituation leben, sich zurechtfinden und die Veränderungen in der Kommunikation im gesellschaftlichen Verständnis aufgenommen haben. Daran muss weitergearbeitet werden.
Zum Thema Öffentlichkeitsarbeit: Was ich als ein ganz zentrales Anliegen empfinde, dass auch beim DGR eine Gruppe gebildet wird, die sich mit einer ganz breit verstandenen Kommunikation aufstellt. Das heißt, die verantwortlich dafür ist, dass Content produziert wird, der auf allen heute möglichen Kanälen verbreitet wird.
Was sind die größten Themen, die sie anstoßen konnten?
Wir haben sehr viel bewegen können im Bereich IT. Unter anderem die Neuentwicklung von RO.CAS 2. Wir haben uns stark dafür gemacht, dass die Einführung termin- und kostengerecht erfolgt und dass das Angebot für Software-Applikationen deutlich erweitert wird. Und wir haben uns stark dafür eingesetzt, dass wir uns mit unseren Ausschussvorsitzenden stärker abstimmen über die Ziele und Schwerpunkte ihrer Arbeit und über die Einbindung der Governors und eine Stärkung in der Frage, wie diese Arbeit den Clubs und Distrikten nutzen kann.
Inwiefern ist die Arbeit des DGR eine Chance für den einzelnen Rotarier?
Indem wir bei den Governors die relevanten und Zukunftsthemen ansprechen und sie in den Stand versetzen, gut gerüstet in ihr Governoramt zu gehen. Das heißt, im Governorrat adressieren wir aktuelle Themen, Möglichkeiten effektiver Arbeit im Distrikt, Möglichkeiten besserer Einbindung von jungen Menschen, neuen Medien und vieles mehr.
Sie hatten sich auch vorgenommen, die Jugend stärker einzubinden. Wie hat das funktioniert?
Die Zusammenarbeit mit Rotaract und dem Rotaract Deutschland Komitee (RDK) funktioniert sehr gut. Ich war in ständigem Austausch mit dem RDK-Sprecher, und es fand ein intensiver Austausch über die Frage statt, wie wir noch mehr junge Leute in die Clubs bringen können. Und wir können viel von den Rotaractern lernen. Sie können für uns durchaus ein Vorbild sein, was die Fähigkeit angeht, sich untereinander zu vernetzen, ihre Arbeit deutschlandweit zu organisieren und digitale Technik einzusetzen.
Was geben Sie Ihrem Nachfolger mit?
Dass er das eingeführte Stafetten-Prinzip möglichst beibehält. Denn das ist für mich ein ganz wirksames Moment, Arbeitsziele nachhaltig zu verfolgen.
Sie selbst sind auch noch zwei Jahre Mitglied im Innovationsausschuss. Was haben Sie sich vorgenommen?
Ich werde mich dafür einsetzen, dass wir die Themen, die wir uns langfristig vorgenommen haben, auch weiterverfolgen. Zum Beispiel das Thema Jugend, aber auch den Wertewandel in der Gesellschaft. Es entstehen gerade völlig neue Netzwerke, in denen sich Menschen wirksam verbinden und gut Kontakte pflegen. Rotary wird sehr stark daran arbeiten müssen, aufzuzeigen, was der Vorteil einer Clubmitgliedschaft ist, die einfach eine Geborgenheit und familiäres Miteinander bietet. Eine sehr attraktive Alternative zu den digitalen Netzwerken, weil doch der Mensch immer auf der Suche ist nach persönlicher Orientierung und familiärem Umfeld.
Ich denke, es ergänzt sich.
Was ist Ihre Herzensangelegenheit?
Dass es Rotary gelingt, sich darauf zu besinnen, was Rotary eigentlich ausmacht, und sich trotzdem öffnet für die Wahrnehmung von gesellschaftlichen Veränderungen.
Das Gespräch führte Insa Fölster.
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