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Convention

Breakout Sessions

Convention - Breakout Sessions
Austausch in kleineren Gruppen: Die Breakout Sessions boten Raum dafür – und jede Menge Themen. © Rotary Magazin

Informationszuwachs par excellence bieten bei den Rotary Conventions die Breakout Sessions. Hier eine Auswahl von 2023

Sabine Meinert31.05.2023

Jeder Distrikt, jeder Rotary Club, jede Fellowship oder Actiongroup und sogar einzelne Rotarier können Diskussionen für kommende Conventions in den so genannten Breakout Sessions anmelden. Wer auch immer von den Convention-Teilnehmern dafür interessiert kann daran teilnehmen. Meist gibt es so viele, dass man eine sorgfältige Auswahl treffen muss, um individuell besonders spannende Themenbereiche abzudecken.

Zum Beispiel lud in Melbourne die "Rotarians Against Malaria - Global" ein. Sie bericchteten über ihr Engagement, großflächig gegen die Krankheit vorzugehen. Mit Spenden und Zuwendungen – unter anderem in großem Umfang aus Deutschland und Österreich – kauft die Actiongroup  Moskitonetze. Dabei kann die Gruppe auf die Mithilfe von BASF setzen, die Unterstützung in Form von kostengünstigen Einkaufspreisen für die Netze gibt. Rund 14.000 Dollar verwendet die Gruppe darauf und warb auf der Convention 2023 für weitere Unterstützer.

Ans Wasser wagte sich die Initiative "Adopt a River". Besonders im Fokus natürlich die zunehmende Versandung und Austrocknung von lebenswichtigen Wasserarmen durch den Klimawandel. "Aber Flüsse verbinden ganze Völker und sind daher nicht nur für die Wassersituation wichtig", so Keith Madden aus Neuseeland von der rotarischen Initiative. Klima, Natur, Verschmutzung und allgemeine Veränderung – das Zusammenspiel dieser Faktoren spiele die wohl bedeutendste Rolle. Deshalb gelte es, effektive Trinkwasserprojekte anzustoßen und gleichzeitig Daten und Monitoring zu organisieren. Denn am Wasser gebe es viele Knackpunkte: zu viel, zu wenig, zu schmutzig...

"Adopt a river" könne ein Anfang sein. Jedoch müssten Clubs zusammenarbeiten, langfristige Aktionen planen und Kommunen einbinden. Bricia aus Mexiko berichtete aus eigener Erfahrung, dass Rotarier dafür gute Ansätze hätten – so am Rio Grande/Rio Bravo in ihrem Heimatland, die das Wasser für sechs Millionen Menschen transportierten. Ihre Erfahrung: Wichtig seien Koordinatoren in jeder Stadt, die einerseits das Lernen über Wasser an sich und das Saubermachen an den Ufern anstoßen könnten.

In Mexiko wurden zuletzt allein  16 Tonnen Müll und zehn Tonen Palmblätter nach einer Aktion entsorgt. In Guatemala und Honduras steht besonders Plastikmüll im Fokus, weil dieser sich bereits in Teppichen in den Flüssen sammelt. Ähnliches berichteten Rotarier aus Bosnien, wo zuletzt mit rotarischer Hilfe ein Plastiksammelboot eingesetzt wurde.

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Gespannte Zuhörer aus aller Welt, die Lust aufs Diskutieren hatten

Wichtig sei zudem das "Wie weiter". Mit Baumpflanzungen und Recycling des Wasserunrats, das zum Teil Erträge zugunsten von Schulen bringt, könne jeder Rotarier und jeder Club etwas tun. Auf diese Weise soll zum Beispiel in Kenia die Verschmutzung der Flüsse beendet werden, da bisher auch Kloake und medizinische Abwässer darin entsorgt werden. Wichtigstes Learning aus dieser Session: Partner bei Umweltorganisationen und Regierungen suchen!

Eine tolle Gelegenheit, rotarisches Engagement zu präsentieren und Unterstützer zu suchen, präsentierte Sonia Uribe aus Kolumbien. Auf so genannten "Project Fairs" könnten Kontakte geknüpft werden, die gemeinsame Serviceprojekte auf mehr und kräftigere Füße stellten. Organisiert von Distrikten oder einer ganzen Region sei es das Ziel, Community, Clubs und Kultur vorzustellen. RI gebe dafür eine Menge Hilfen unter: rotary.org/project-fairs

Bisher gebe es derartige Projektmessen vor allem in Zentralamerika, Südamerika und Afrika. Meist zwei bis drei Tage werde ein Event organisiert, das vor allem auf Wissensaustausch angelegt sei, aber sowohl für Gäste von vor Ort wie auch Rotarier aus der Ferne interessant sei. "Build a relationship", sei die Erfolgsdevise.

"Growing Youth Voices" war der Titel einer weiteren Session, die vor allem den Austausch von Ideen und Innovationen im Fokus hatte. "Productive and powerful" seien die Ergebnisse, die auch Inklusion und Empowerment beinhalteten. Während Während Taylor Randall aus Australien in einer rotarischen Familie aufwuchs und bereits von ihrem Uropa Rotarisches aufsog, gleichzeitig als Stimme wahrgenommen wurde und daher Rotary weiter erlebte, spürte Chynna Julienne Dorado von den Philippinen, wie die Pandemie ihr Erlebnis als Interacterin zusammenschmolz. Es galt, eine neue Plattform zu finden, neues Selbstbewusstsein zu definieren und sich als Sprecherin für die Jugend und Leadership zu etablieren. Aus Sicht der Rotarier käme deshalb eine andere, digitale Welt, die auch Jugendstimmen hört, auf den Plan, war ihre Einschätzung.

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Viel Gesprächsbedarf auch nach der Session

Wie Jennifer Jones bereits berichtet hatte, gründete Rotaracterin Anniela Carracedo aus Venezuela das Rotary Youth Netzwerk. Dieses könne über die Pandemie hinaus helfen, Verknüpfungen zu schaffen, waren sich die Panel Teilnehmer einig. Die Zusammenarbeit mit Rotaract und Rotary habe ihre eigenen Höhen und Tiefen berichtete indes Vicki Pulitz aus den USA, die in ihrer Region für die Jugendarbeit zuständig ist. Es gelte auf jeden Fall, Menschen miteinander zu verbinden. Status spiele da keine Rolle. "Die Jugend muss eine Rolle, Chancen und Platz für Entwicklung bekommen." Hiya Jain aus Indien berichtete, wie das in ihrem Distrikt klappt. Denn wo es funktioniere, werde Entwicklung – persönliche wie rotarische – gefördert, sagte sie. Deshalb seien Youth Councils zum Beispiel eine gute Sache

Wie bekommt man rotarische Inhalte vermittelt? – Damit beschäftigten sich zahlreiche Mitglieder der rotarischen Familie in einer Session zur Öffentlichkeitsarbeit. "Easy, short, nicht zu komplex" waren die ersten Tipps. Jeder Autor müsse sich zunächst klar machen, für wen er schreibe. Und dann gebe es zehn wichtige Tipps:

  • gute Überschriften
  • Inhalte strukturieren, fünf W-Fragen
  • Keywords nutzen, das Wichtigste zuerst
  • kurz und knapp (halb so lang wie sonst)
  • Text personalisieren
  • unbekannte Worte, Slang, Akronyme, Abkürzungen vermeiden
  • Substantivierungen vermeiden
  • Anstriche für Aufzählungen nutzen
  • Links nutzen
  • Bilder immer extra, mit Hinweis zum Dargestellten, Copyrights und Bildunterschrift

Für interne wie externe Kommunikation seien auch Newsletter ein wichtiges Tool: Kurz, direkt, mit Links waren hier die Tipps.

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Fellowships, die noch nicht so bekannt sind und daher als "hidden gems" (verborgene Juwele) bezeichnet wurden, stellten sich in einer weiteren Breakout Session vor. Madu Bishnu aus Australien ist zum Beispiel Mitglied in zig Fellowships, unter anderem der der rotarischen Vogelbeobachter (Birdwatching). Bala Murthy aus den USA hingegen ist rotarischer Yogi und lud die Breakout-Teilnehmer gleich mal zum Lachyoga ein. Außerdem reist er mit der Fellowship of Travel and Hosting durch die Welt. Cheryl Law aus Großbritannien warb hingegen für die Fellowship of Gin. Mit ihren Freunden kreierte sie während der Pandemie einen purpurfarbenen Gin – Purpur ist in ihrer Heimat die Farbe von End Polio Now –, dessen Erlöse nun gespendet werden. "Gintastic!" Bonnie Sirower aus den USA stellte dagegen die Rotarian Musicians vor, die im House of Friendship auch für Singalongs sorgten. Außerdem quiltet sie und macht Textilarbeiten im rotarischen Umfeld.

Manche dieser Fellowships hat wenige Mitglieder und sucht noch Mitstreiter, andere verfügen über eine stabile Basis. Wer auch immer sich mit Freunden zu einer Fellowship zusammentun will, braucht 25 Mitglieder aus fünf verschiedenen Ländern. Zudem sind einige Formalitäten mit RI zu klären. Günstig, so alle Panel-Teilnehmer, ist die Benennung eines Fellowship-Chairs im Distrikt.

Flo Wackermann berichtete über seinen Start in der rotarischen Familie – und worauf in Zukunft geachtet werden sollte.

Um Alumni ging es in einer weiteren Diskussionsrunde. Drei junge Leute beschrieben ihre eindrucksvollen Entwicklungswege hin zu Rotaract oder Rotary als ehemalige Austauschschüler oder Programmteilnehmer. So erzählte Florian Wackermann vom RC Germering über Interact, Jugendaustausch, Rotaract-Jahre und konstatierte gleichermaßen: "Das ist nicht die Norm." Häufig würden gerade Alumni nicht weiter gefördert. Niemand sorge dafür, dass sie der rotarischen Familie weiter erhalten blieben. Schwierig sei auch die Ablehnung von Frauen in manchem Club. Inzwischen wirkt Flo aber nicht nur in seinem Club, sondern auch im Distriktteam – "an opportunity", wie er sagte.

Mit ihm auf dem Podium saß Mitty Chan aus den USA, er als einer von 500 Interactern in seiner High School ins rotarische Leben startete. Inspiration und Connection trieben ihn weiter zu Rotaract. Und das Erlebnis einer früheren Convention ließ ihn feststellen, dass Rotary eine Menge Brüder und Schwestern für ihn bereithalte. Mit-Panelistin Rebecca Fry indes startete in einem National Science Camp und durfte letztlich zu einem Wissenschaftsaustausch reisen. Sie lernte ein RYLA kennen, schließlich sogar ein internationales RYLA und eine Convention. "Damals habe ich Rotary verstanden und wollte dabeisein."

Drei außergewöhnliche Beispiele, die zur Regel werden sollten, waren sich die Zuhörer der Breakout Session einig. Wobei die drei Redner darauf hinwiesen: Nach dem Austausch war der Kontakt und damit der Weg zu Rotary eher schwierig. Hier müssten viel mehr Brücken gebaut weren, damit das Potenzial der jungen Leute aus den Austauschen nicht verloren gehe. Einladungen in Clubs und zu Events, niedrigee Zugangsbarrieren und kontakthaltende Clubs wünschten sich die drei Speaker.

Auch konkrete Projekte standen im Fokus, so zum Beispiel ein Hospital am Rande der Welt. Pastgovernor Rajib Pokhreel aus Nepal berichtete von den Wegen, die er mithilfe von rotarischen Freunden in eine abgeschnittene Region fand. Ein Global Grant sollte die medizinische Versorgung dort endlich sicherstellen. 100.000 Dollar waren dafür geplant. Die Bedingungen stimmten, nur auf dem Formular an RI hatte sich ein Fehler eingeschlichen. Die geplanten Katarakt-Operationen in dem Ort – zwei Tage zu Fuß von Kathmandu entfernt – standen auf der Kippe. Doch die Zusammenarbeit der rotarischen Familie machte es möglich, Ressourcen vor Ort wurden genutzt. Nun können täglich bis zu 25 Menschen vor dem Erblinden gerettet werden, zehn Krankenhausbetten stehen zur Verfügung. Inzwischen wird auch über Solarenergie und Telemedizin geredet, mit denen das Engagement fortgesetzt werden soll. Ein Projekt, das Nachahmer sucht.