Distrikt 1820

„Das verändert das Leben“

von Claus Peter Müller von der Grün |
| Lesezeit: 2 Minuten

Ein Interview mit Bärbel Storch, Initiatorin der rotarischen Ukraine-Hilfe in Wiesbaden. Mit Spenden im Wert von bisher fast 1,2 Millionen Euro ist es die größte Hilfsaktion im Distrikt.

Frau Storch, was dachten Sie, als am 24. Februar 2022 die Nachricht vom russischen Einmarsch in die Ukraine eintraf?

Ich war fassungslos, konnte sekundenlang nichts sagen oder denken. Mir war sofort klar: Das verändert das bisherige Leben. Als Mitglied des RC Wiesbaden-Nassau habe ich dann mit Thilo von Debschitz (RC Wiesbaden-Kochbrunnen) telefoniert. Als Ergebnis schlossen sich Mitglieder aus insgesamt drei Wiesbadener Clubs zusammen und starteten einen Aufruf. Ein erster Transport fuhr bereits Anfang März an die polnischukrainische Grenze. Wie gewann Ihre Hilfe an Struktur? Durch einen Newsletter, der nach jeder Fahrt von Freund von Debschitz verfasst und an alle Rotary-Mitglieder in Wiesbaden und darüber hinaus versendet wurde. Gleichzeitig informierten der Deutsche Governorrat und rotary.de über unser Engagement. Wir erhielten Spenden aus Deutschland, der Schweiz, Lichtenstein und Österreich. In Polen erwarteten uns Ukrainer, um die Hilfsgüter entgegenzunehmen.

Wie helfen Sie dort heute?

Indem ich zusammen mit dem mir zum Freund gewordenen Ukrainer Igor Boychuck, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt und arbeitet, fast monatlich Transporte mit Hilfsgütern fahre. Jochen Kreith (RC Wiesbaden-Kochbrunnen), Geschäftsführer eines Autohauses, stellt uns dafür seit Beginn des Krieges zwei Transporter kostenlos zur Verfügung.

Was brauchen die Menschen in der Ukraine?

Alles, was dazu dient, die zerstörte Energieinfrastruktur wiederherzustellen. Nötig sind Generatoren, Öfen, Wasseraufbereitungstechnik, Nahrungsmittel, Verbandmaterial, Medikamente, Autoreifen und Autos.

Ist es schwer, die Hilfsbereitschaft hoch zu halten?

Nein. Aber die mentale Abwehr, sich mit dem Krieg und den Verhältnissen in der Nachbarschaft zu beschäftigen, ist groß.

Was zeigt das Foto?

Den Übergabeplatz an der Grenze: Igor und mich mit Ukrainern auf einer unserer mittlerweile 32 Fahrten. Seit September 2024 haben wir die dort abgebildeten männlichen Freiwilligen nicht mehr. Entweder sind sie an der Front oder bereits gefallen. Nun helfen uns Frauen und ein Verwandter von Igor, der eine Hilfsorganisation betreibt.

Claus Peter Müller von der Grün

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