Kolumne Peter
von Peter Peter |
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Es müssen keine eigenen Küchenwaggons wie in China oder die stilvollen Speisewagen Tschechiens sein. Aber etwas mehr Ambition sollte es auch hierzulande geben.

Sorry, aber wenn ich an Speisewagen denke, dann ergreift mich Fernweh nach anderen Zeiten und Ländern. Vielleicht liegt das an meiner Mutter, die davon schwärmte, wie elegant es früher im Waggon-Restaurant zuging, als sie ihren Papa auf so ein dahingleitendes kulinarisches Erlebnis begleiten durfte.

Oder am Vor-EU-Salonwagen, der auf unserer Abiturfahrt nach Griechenland nach der bulgarischen Grenze angekoppelt wurde und der im Zentrum ein riesiges poliertes Messingbecken umschloss, in dem hellenische Biere mit geheimnisvollen Etiketten von Eisblöcken kühl gehalten wurden. An Fluchten vom Alltag, wie dem Nachtzug aus Siebenbürgen nach Wien, wo mir jüngst eine passable rumänische Grillplatte serviert wurde. Oder den bumper trains in Myanmar, die seit dem Ende der britischen Kolonialzeit durchzuhalten scheinen und die neben Gerüttel eine wunderbare Gelegenheit bieten, unverfälschte Landesküche zu erleben. Bei jedem Stopp öffnen sich die Türen für Bäuerinnen und Fischer, die auf dem Kopf Platten mit Kochbananen, pikanten Flussbarschsteaks oder grellrot mit Palmöl eingefärbten Hühnern balancieren.

Wahrscheinlich argumentiere ich ungerecht und arrogant und die Aussicht, in einem deutschen Speisewagenstehbistro ein gezapftes Reinheitsgebot-Pils zu zischen, mag für ausländische Touristen einen ähnlichen Reiz haben. Trotzdem ist aus gastrosophischer Sicht noch viel Luft nach oben. Die im Ansatz löbliche Idee, Sternechefs Rezepte verraten zu lassen, überzeugt mehr durch Werbefotos als Convenience-Resultate. Ich finde es toll, dass der TGV auf seiner Hochgeschwindigkeitsfahrt von Stuttgart nach Paris neben aparten französischen Käseschächtelchen mit süddeutschen Brezeln dagegenhält – gelebte Gastro-Partnerschaft! Wie wäre es auch sonst mit Regionalem statt austauschbarer Mikrowellenkost, und sei es Kartoffelsuppe aus der Gulaschkanone? Natürlich kann man von unserer Deutschen Bahn unmöglich erwarten, dass wie in den stilvollen tschechischen, polnischen und ungarischen Speisewagen, die auf internationalen Verbindungen durch deutsche Lande kreuzen, tatsächlich frisch gekocht wird. Wahrscheinlich sprechen 1000 hygienische und logistische Bedenken dagegen, richtig zu schnippeln und zu braten wie die Chinesen, die auf ihrer Transsib-Trasse einen eigenen Küchenwaggon einsetzen. Irgendwie scheint die Speisewagenmisere die kulinarisch einfallslose Nation Deutschland auf den Punkt zu bringen. In den auch eher ungemütlichen österreichischen Speisewagen gibt es zumindest Originelles wie Schienenbienenhonig, Mohnschmarren oder Schwammerlgulasch.

Unsere Speisewagen reizen ihre Möglichkeiten nicht aus, sind eher fahrende Spätis, um die Zeit totzuschlagen oder dem Sitzplatzmangel ein Schnippchen zu schlagen. Nahe Verwandte von Autobahnraststätten, wo Otto Normalbürger zähneknirschend das Günstigste bestellt und nicht ohne dringendes Bedürfnis einen Genussstopp einlegt.

Es muss ja nicht gleich Pomp wie im Train Bleu in der Pariser Gare de Lyon sein. Aber ein bisschen träumen darf man von Momenten, auf die man sich freut. Oder sollten wir dem Japan-Modell folgen und Bordverpflegung vorher besorgen? Auch wenn es auf unseren Bahnhöfen keine fantastischen Bentobox-Shops gibt?

Schluss mit Polemik. Wir sind froh, dass es den Service überhaupt gibt und ein paar Würstel oder eine Suppe gehen immer. Und irgendwann fällt den Verantwortlichen vielleicht ein, dass die Lieblosigkeit des Angebots, die nur durch die Freundlichkeit des Personals abgemildert wird, nicht der beste Werbeträger für das Verkehrsmittel Bahn ist.

Peter Peter

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