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von Florian Quanz |
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Die Rotary Clubs in Polen sind besonders stark in der Ukraine-Hilfe engagiert. Auch der RC Katowice bildet da keine Ausnahme – ganz im Gegenteil.

"Uns war klar, dass wir helfen müssen", berichtet Club-Präsidentin Malgorzata Szymczyk. Und das tat der RC Katowice gleich auf mehreren Ebenen. So nahm Clubmitglied Bogdan Uliasz, der zugleich im Golfclub der Stadt engagiert ist, auf dem Vereinsgelände sieben Flüchtlinge aus Mariupol auf. "Die Schicksale der Flüchtlinge gehen einem nah", bemerkt Uliasz und berichtet von einer besonders nahegehenden und traurigen Szene. "Plötzlich brach eine Frau in Tränen aus, was alle Umstehenden zunächst verwunderte, waren sie doch nun in Sicherheit." Doch wenig später habe man erfahren, dass die Frau gerade vom Tod eines Familienangehörigen erfahren habe. In solchen Momenten rücke der Krieg noch einmal viel näher an einen heran.

Diese eine kurze Szene mag erklären, warum der Club sich so stark engagiert. Ob es die Koordination von Flüchtlingsaufnahmen ist, die Beschaffung eines Krankenwagens für die Ukraine oder die Organisation eines Benefizkonzertes, der Club spielt überall seine Stärken gekonnt aus.

Besonders liegt dem Club die Zukunft junger, talentierter Musiker aus der Ukraine am Herzen, die aufgrund des Krieges nach Polen fliehen mussten. "Sie haben kein Geld für Unterricht oder auch nur Notenblätter. Ihre Not ist groß und ihre weitere musikalische Entwicklung gefährdet", erklärt Malgorzata Szymczyk. Deswegen möchte der Club für eben diese Musiker Stipendien anbieten. Doch wie soll das benötigte Geld dafür zusammenkommen? Da kam den Clubmitgliedern eine Idee: Wie wäre es mit einem Benefiz-Konzert?

Gemeinsam mit weiteren Partnern organisierte der Club ein erstklassiges Jazz-Konzert am 9. April im Rialto Kinotheater, was bis auf den letzten Platz gefüllt war. Die Musiker sorgten nicht nur für hochklassigen Musikgenuss, sondern auch für Gänsehautmomente. Und das gleich zu Beginn: Ein einzelner Trompeter betrat die Bühne, nur ein gedimmter Lichtscheinwerfer auf ihn gerichtet. Aus Lautsprechern ertönt die Ansage, das Publikum möge sich für die ukrainische Nationalhymne erheben. So stand das Publikum gleich zu beginn, andächtig, traurig und zugleich vereint in dem Willen, der Ukraine und seinem Volk zu helfen. Was dann folgte, könnte es mit den besten Jazz-Ensembles der Welt aufnehmen.

Das Pawel Palcowski Quintett präsentierte mit mehreren eingängigen Jazz-Liedern seine ganze Bandbreite an musikalischem Können, ehe die über Polen hinaus bekannte Big Band Slaski unter Dirigent Grzegorz Nagorski übernahm. Solosängerin Marta Krol, die für mehrere Lieder auf die Bühne kam, wusste mit ihrer gefühlvollen Stimme zu begeistern und Wojciech Myrczek vermochte das Publikum so zu verzaubern, dass man bei seinem Gesang bei geschlossenen Augen das Gefühl gewann, da steht gerade Frank Sinatra persönlich auf der Bühne. Es war ein rundum gelungener Abend.

Dennoch erhofft sich der Club weiter finanzielle Unterstützung für die geplanten Stipendien. Der Rotary Club Katowice kann einfach per Mail an m.szymczyk@rotary.org.pl kontaktiert werden. Club-Präsidentin Malgorzata Szymczyk spricht hervorragend deutsch.

Florian Quanz

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