Wie sich Österreich langfristig politisch verorten wird, bleibt einstweilen offen. Gegen nationale und gesellschaftliche Verwerfungen und Volatiles stehen Landschaft und Kultur. Zumindest die Reisedestinationen Österreich respektive Wien und Salzburg fungieren als zuverlässige Größe.

Im laufenden Jahr gedenkt die Alpennation zum 80. Mal des Endes des Zweiten Weltkrieges und damit der Befreiung vom Nationalsozialismus. Zum 70. Mal jährt sich 2025 zudem der Staatsvertrag von 1955, Anfang 1995 schließlich trat das Land der Europäischen Union bei. Eine Nation entsprechend in Feierlaune? Bedingt, lässt man die jüngsten Wahlergebnisse Revue passieren. Die Österreichische Nationalbibliothek zeigt Flagge und nimmt die Jubiläen zum Anlass, entlang kuratierten Bildmaterials die bewegte und heterogene Geschichte Österreichs nachzuzeichnen. Die Jahrhundertschau präsentiert ikonische Werke österreichischer Fotografinnen und begleitet und reflektiert die Geschichte des Landes von den Anfängen der Republik bis zur Gegenwart. Dem Besucher hilft die visuelle Parforce-Tour nicht zuletzt dabei, ein belastbares Bild der Gegenwart zu gewinnen.

Drogen, Rausch, Sucht, Depressionen, Grenzüberschreitungen, existenzielle Dramen. Und: ein weitgehend herbstlich gestimmtes, verschattetes Werk, dessen weit aufgefächerter verbaler Kosmos seinen Sujets in ungekannte Tiefendimensionen folgt, während Sprache sich zum originären Klangmanifest verdichtet. Georg Trakls weitgehend posthum veröffentlichte Lyrik setzte Maßstäbe, nicht nur im Kontext des literarischen Expressionismus. Seine Texte als launige Kreationen eines Einzelgängers, Sonderlings, Trinkers und Heroinsüchtigen abzutun, grenzte an Ignoranz und intellektuelles Versagen. Idealtypisch, zumal in avancierter Manier, erinnert das vorliegende Hörbuch an die Kunst des Österreichers. 32 führende Schauspieler(innen) erinnern entlang ihrer Vortragskunst an herausragende Gedichte des früh Verstorbenen. Gerahmt wird die aufwendige Produktion von einem vielstimmigen, suggestiven wie surrealen Soundkonzept.

Dass öffentlich-rechtliche Medien ihre Aufgabe als intellektuelles, politisches Korrektiv wahrzunehmen wissen und sich der Aufklärung verpflichten, zeigt beispielhaft der ORF-Podcast „Österreich – die ganze Geschichte“. Das rund 20-minütige Format unter Leitung von Mariella Gittler ventiliert in Gesprächen mit Historikern, Kuratoren und Medienexperten vielfältige aktuelle oder historisch relevante Thementableaus wie „Downton Abbey in Wien“, „Krankenakte Mittelalter“, „Alles Walzer“, „Wohn(alb)traum Schönbrunn“ oder „Die Geburt der Straßenbahn“. Erkenntniszeitigend!

Thayatal: Der kleinste unter den österreichischen Nationalparks liegt im Grenzgebiet zu Tschechien, besticht durch dicht gewachsene Hangwälder und bündelt, klimatisch bedingt, rund die Hälfte der in der Alpenrepublik vertretenen Pflanzenarten. Eine sichere Heimat gefunden haben im Thayatal zahllose seltene oder gefährdete Tierarten wie die Europäische Wildkatze, der Schwarzstorch, die Schlingnatter oder der Uhu. Gemeinsam mit dem anschließenden tschechischen Nationalpark Podyjí bietet das geschützte Areal 100 Kilometer Wander- und Radwege. Zu den besonderen Attraktionen der Parks zählen überdies Wildkatzenfütterungen, Wildnispädagogik- und Rent-a-Ranger-Angebote.

1. Ausstellung: Ein Jahrhundert in Bildern – Österreich 1925–2025. Nationalbibliothek Wien/Prunksaal, 13.3.–2.11.2025
2. Hörbuch: Georg Trakl – Trakl-Sound. Gedichte, Sprecher: Tobias Moretti, Paula Beer und andere. Der Audio Verlag, 18 Euro
3. Podcast: Österreich – die ganze Geschichte, ORF, sound.orf.at/podcast/tv/oesterreich---die-ganze-geschichte
4. Nationalpark: 25 Jahre Nationalpark Thayatal, np.thayatal.at