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von Matthias Schütt |
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Interview mit Alexan Ter-Minasyan, RC Gjumri, Armenien

Auf der Rotary Convention in Hamburg 2019 kam Alexan Ter-Minasyan, RC Gjumri/Armenien, mit Past-Gov. Udo Noack ins Gespräch, dem Beauftragten des Deutschen Governorrates für den Internationalen Dienst. Ergebnis des Austauschs: Am 19. November unterschrieben beide in Hildesheim die Gründungsurkunde eines gemeinsamen Länderausschusses.

Freund Alexan, welche Erwartungen verbinden Sie mit der offiziellen Partnerschaft mit Rotary in Deutschland?

Aufgrund der politischen Entwicklung nach dem Zerfall des sowjetischen Staatenbundes leidet Armenien unter vielfältigen Spannungen im regionalen Umfeld zwischen Russland und der Türkei. Das führte zum Beispiel zu Blockaden lebenswichtiger Importe, sodass oft nur über den Iran ein Kontakt zur Außenwelt aufrechterhalten werden konnte. Mit der Gründung von Länderausschüssen mit Frankreich und jetzt Deutschland suchen wir neue Anknüpfungspunkte für gemeinsame Projekte.

Wie ist Rotary in Armenien aufgestellt, wie reagiert die Bevölkerung auf Ihre Arbeit?

Wir haben seit 1996 sechs Clubs gegründet, mit jeweils zwischen 25 und 35 Mitgliedern. Alle Clubs waren von Anfang an gemischt. Die Klassifikationen sind wie in Deutschland: viele Lehrer, Universitätsprofessoren, Ärzte und Ingenieure. Armenien ist mit drei Millionen Einwohnern ein eher kleines Land, aber mit einer großen Geschichte. Unsere Clubs haben sich vor allem mit medizinischen Hilfsprojekten viel Ansehen in der Gesellschaft erworben.

Wie könnte eine Zusammenarbeit konkret aussehen?

Wir hatten wegen der Corona-Krise noch keine Gelegenheit über künftige Projekte zu sprechen. Für die Kennenlern-Phase wäre es sicherlich günstig, wenn wir Rotarier für einen Besuch in Armenien interessieren könnten. Unser Land im Kaukasus ist eine der frühesten christlichen Kulturen mit zahlreichen religiösen Stätten. Tourismus ist eine der großen Chancen, auf die wir bauen.

Das wäre aber eher ein Nebeneffekt einer Zusammenarbeit in Serviceprojekten. Wo sehen Sie dafür die Ansatzpunkte?

Armenien wurde 1988 von einem verheerenden Erdbeben erschüttert, von dessen Folgen wir uns bis heute noch nicht ganz erholt haben. So wurde zum Beispiel meine Heimatstadt Gjumry zu 80 Prozent zerstört, sodass wir an allen Ecken und Enden noch mit dem Wiederaufbau beschäftigt sind. Ein besonderes Problem, auch aufgrund der erwähnten Spannungen, ist die Energieversorgung. Wir wollen uns möglichst von Importen unabhängig machen und – bei 300 Sonnentagen im Jahr – die Solarenergie ausbauen. Dabei hätten Krankenhäuser Priorität, um die medizinische Versorgung von hohen Fixkosten zu entlasten.

Die Fragen stellte Matthias Schütt.

Matthias Schütt

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