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Rettung in höchster Not

von Florian Quanz |
| Lesezeit: 3 Minuten

Krankheitsvorsorge- & Behandlung

Als ein 68-jähriger Tennisspieler in Gefahr geriet, einen Herzstillstand zu erleiden, war es der belgische Rotarier Carl Verstrynge vom RC Ieper, der Erste Hilfe leistete. Dies wird Verstrynge für den Rest seines Lebens nicht mehr vergessen. Darauf angesprochen, rekonstruiert er die Situation, als sei sie erst gestern geschehen.

„Ich saß mit einem Freund zusammen und wartete darauf, das nächste Doppel zu spielen“, erinnert er sich. „Plötzlich schien jemand zu Boden gefallen zu sein. Es war der 68-jährige Annick Naessens aus Harelbeke, Mitglied des TC Zwevegem. Zuerst dachte ich, er würde wieder aufstehen, aber weil ich Annick kannte, bin ich sofort zu ihm gegangen. Ich rief seinen Namen, klopfte ihm auf die Wange, fühlte seinen Puls und lauschte, um zu sehen, ob er noch atmete.“ Allerdings war keine Reaktion erkennbar. Mit dem Mut der Verzweiflung begann Carl Verstrynge mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. „Jemand hatte das AED-Gerät hergeholt, das in der Kantine des Clubhauses steht. Sobald Sie es aktivieren, sagt Ihnen das Gerät, was zu tun ist. Also habe ich einfach getan, was das Gerät von mir verlangte.“ Nach etwa 20 Versuchen spürte Verstrynge wieder einen Puls bei Naessens. „Annicks Magen begann sich zu bewegen, und er erlangte das Bewusstsein wieder. Das war ein fantastisches Gefühl, das Schönste, was man erleben kann. Es ist jedoch eine sehr intensive Erfahrung, das kann ich Ihnen versichern“, schildert Carl Verstrynge abschließend.

Diese Rettungsaktion hat nicht nur Eindruck hinterlassen, sondern war auch Initialzündung für seinen Rotary Club, sich hier zu engagieren. Im Club war man sich schnell einig: Es müssen mehr Menschen diese lebensrettenden Techniken beherrschen. Der Club startete eine Kampagne, die sich gezielt an Sechstklässler der Stadt richtete. Erste Hilfe gehört zu den Abschlusszielen der Sekundarstufe in Belgien, wird jedoch nicht an jeder Schule angeboten. Das wollen die rotarischen Freundinnen und Freunde in Ieper für ihre Stadt nun ändern.

Vier Ärzte bieten nun eine intensive Ausbildung für alle Ieper-Sportlehrer im Sekundarbereich an. Die während der Schulung verwendeten Reanimationspuppen und AED-Geräte finanzierte der Rotary Club mit 10.000 Euro. Ziel ist es, dass Lehrer die Puppen und Geräte im Unterricht einsetzen, damit Schülerinnen und Schüler lernen, die Herz-Lungen-Wiederbelebung effizient auszuführen. Das Projekt läuft bereits erfolgreich an mehreren Schulen. Carl Verstrynge hegt die stille Hoffnung, dass ihr Projekt auch außerhalb von Ieper im wahrsten Sinne des Wortes Schule macht.

Florian Quanz

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