Porträt

Rotarys Vertreter in Brüssel

von Matthias Schütt |
| Lesezeit: 4 Minuten

Der Österreicher Hugo-Maria Schally ist einer von zwei Representatives von Rotary International bei der Europäischen Union. In dieser Funktion pflegt er die Beziehungen zwischen dem Staatenverbund und unserem Serviceclub.

 

 

Auf der Suche nach Partnern ist für Rotary International die Europäische Union eine interessante Adresse. 2013 ernannte RI mit Michel Coomans, RC Bruxelles, erstmals einen offiziellen Vertreter bei den EU-Institutionen in Brüssel. 2015 kam Hugo-Maria Schally, RC Bruxelles-Europe, als zweiter Verbindungsmann hinzu. Während Coomans als Beamter der Europäischen Kommission inzwischen im Ruhestand ist, leitet der 62-jährige Österreicher in der Generaldirektion Umwelt die Unterabteilung für „Multilateral Environmental Cooperation“.

Gefragter Fachmann

Mit 25 Mitarbeitern kümmert er sich um internationale Umweltabkommen, die Berücksichtigung von Umweltstandards in Handelsverträgen und um Fragen, was die EU zur Lösung von ökologischen Krisen beitragen kann.

In 22 Brüsseler Jahren ist Schally zu einem international gefragten Fachmann für Umweltpolitik geworden. Dieses Thema ist ihm erst allmählich zugewachsen. Ursprünglich hieß das Berufsziel Rechtsanwalt. Mit einem Schwerpunkt in Zivil- und Verwaltungsrecht sah er eine Zukunft in der Anwaltskanzlei seines Vaters in Klagenfurt auf sich zukommen.

„Ich war allerdings mit 23 Jahren noch nicht soweit, mich schon beruflich festzulegen, und suchte noch eine zweite Herausforderung“, schaut Schally zurück. Die fand sich in der Diplomatischen Akademie in Wien. Die Ausbildung und das internationale Flair eröffneten ihm eine faszinierende neue Welt, die sich mit einer Anwaltskarriere in Österreich nicht in Einklang bringen ließ.

Vielfältige Verwendungen

Stattdessen: Burkina Faso, wo der junge Diplomat erstmals mit Umweltthemen in Berührung kam, dann der Verhandlungstisch mit Vertretern aus DDR und UdSSR zur nuklearen Sicherheit nach Tschernobyl und anschließend das Amt des stellvertretenden Generalkonsuls in Los Angeles.

 

In der Vielfalt der Verwendungen eine typische Diplomatenkarriere, die dann aber 1992 eine zukunftsweisende Akzentsetzung erfuhr, als Schally zu den Verhandlungen zur UN-Klimarahmenkonvention und zur UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro entsandt wurde. Umwelt, das wurde jetzt sein Thema – „zumal das eine junge, dynamische Szene war, in der ich mich sofort wohlfühlte“. Von hier aus war der Weg nicht weit in die Umwelt-Abteilungen der Europäischen Kommission.

 

 

Gemeinsame Ziele

Rotarisch führte ihn der Weg vom RC Mödling bei Wien zum RC Bruxelles-Europe und schließlich zu Fragestellungen, in denen sich berufliche und rotarische Interessen kreuzen. Während Schally im Club die entspannte Geselligkeit im Freundeskreis genießt, der, anders als der Clubname suggeriert, gerade nicht mit Kommissionsbeamten durchsetzt ist, sondern die bodenständige Brüsseler Gesellschaft spiegelt, geht es in der Tätigkeit als RI Representative um die grundlegenden Beziehungen zwischen Staatenverbund und Serviceclub.

Für die EU interessant, so Hugo-Maria Schally, sind die wertvollen Impulse, mit denen Rotary durch Clubgründungen und Projektarbeit die Entwicklung zivilgesellschaftlicher Strukturen stärkt. „Das ist vor allem dort wichtig, wo diese Zivilgesellschaft noch im Aufbau ist, etwa in Osteuropa. Durch sein großes Netzwerk kann Rotary Einfluss auf gesellschaftliche Diskussionsprozesse nehmen und zur Durchsetzung gemeinsamer Zielsetzungen beitragen.“

 

 

Jahrhundertaufgabe

Jüngstes Thema einer Zoom-Konferenz mit RI-Präsident Holger Knaack, die Schally für über 400 Teilnehmer moderierte, war die Polio-Kampagne. Auch hier eine Kongruenz der Interessen. Die Europäische Kommission sieht den Nutzen der von Rotary und seinen Partnern geschaffenen Grundlagen einer Gesundheitsvorsorge, die es in vielen Ländern vorher nicht gab. Rotary andererseits braucht die Unterstützung eines starken Partners, etwa wenn es darum geht, die Regierungen an den Finanzbedarf zu erinnern, ohne den Jahrhundertaufgaben wie der Kampf gegen die Kinderlähmung nicht gelingen können.

 

 


 

 

Zur Person

Hugo-Maria Schally (RC Bruxelles-Europe), geboren 1958 in Klagenfurt, erwarb nach dem Jura-Studium den Doktortitel und absolvierte anschließend die Diplomatische Akademie in Wien. Seit 1998 ist er für die Europäische Union im Bereich Umwelt in Brüssel tätig und seit 2015 einer von zwei offiziellen RI-Vertretern bei der Europäischen Union. Der Vater von zwei erwachsenen Söhnen wohnt mit seiner Frau in einem Brüsseler Vorort und fährt gern mit dem Fahrrad in das 20 Minuten entfernte Büro.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Matthias Schütt

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