Neues vom RC Bröckedde - Folge 174
Das neue Clublokal

Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Voller Elan stürzte sich Freund Arglos, ein frischgebackenes Mitglied des RC Bröckedde, ins rotarische Geschehen. Sein erster Vorschlag betraf ein Online-Benefizkonzert für Künstler, die durch Corona in Not geraten waren. Doch als er sein Projekt präsentierte, schienen die Freunde irgendwie abgelenkt. Arglos fragte Präsident Pröpke: „Habe ich etwas falsch gemacht?“
„Nein, aber im Moment stehen wir vor einer existenziellen Herausforderung“, seufzte der Präsident. „Wir brauchen ein neues Clublokal. Der Bröckedder Hof hat pleite gemacht.“
„Na ja, irgendeine Kneipe werden wir wohl finden.“ Pröpke wurde streng. „Junger Freund, das Clublokal ist unsere Heimat, unsere heilige Stätte. Hier lodert die rotarische Flamme am hellsten. Im Moment diskutieren wir über zwei potenzielle Lokalitäten, die Grüne Laube und den Gasthof Eulenburg.“
Staunend sah Arglos zu, wie das normale Clubleben zum Erliegen kam, wie das Thema zu Geheimtreffen und Shitstorms auf Facebook führte. Freund Donnerbarth, Vorstandsvorsitzender eines Konzerns, ließ Fusionsverhandlungen mit einem US-Konkurrenten platzen, denn er kämpfte ausschließlich für die Eulenburg. Staatssekretär Molkenkur machte Wahlkampf für die Grüne Laube und vergaß darüber eine wichtige Vorlage für die Kanzlerin. Die ehemaligen Busenfreunde verkehrten nur noch über ihre Anwälte. Arglos konnte es nicht fassen: „Warum macht man so ein Gedöns darum? Und was wird aus meinen Künstlern in Not? Bei denen lodert bald gar nichts mehr.“
Präsident Pröpke hob den Zeigefinger: „Beim Clublokal geht es um eine Jahrhundertentscheidung. Der Brexit war dagegen ein Kaffeekränzchen.“
Beim Streit wurde auch ein Generationenkonflikt deutlich. Die Jüngeren plädierten für die Grüne Laube. Dort gab es Parkplätze nur für E-Autos und vegane Speisen wie Tofu-Schnitzel. Der Meetingraum hieß „Greta-Thunberg-Lounge“. „Damit sind wir auch den grottigen Salon Hindenburg los“, meinte Molkenkur.
Die Traditionalisten um Donnerbarth, auch „Rouladenfraktion“ genannt, plädierten dagegen für die Eulenburg eine Straße weiter. Dort gab es im „Ludwig Erhard-Salon“ auch die Kalbshaxe nach Großmutter Art.
Der Kampf wogte hin und her, bis der Tag der Abstimmung kam. 33 Freunde plädierten für die Grüne Laube, 33 weitere waren für die Eulenburg.
Pröpke stöhnte: „Das ist eine Katastrophe. Am Ende droht uns eine Spaltung des Clubs.“
Kassierer Knödler beruhigte ihn. „In der Clubkasse habe ich eine geheime Rücklage. Die biete ich dem Wirt vom Bröckedder Hof an.“
„Wozu?“
„Damit er weitermachen kann.“
So geschah es. Und um die Grüne-Laube-Freunde zu besänftigen, gab es im Bröckedder Hof künftig ebenfalls Tofu-Schnitzel. Außerdem hieß der Meetingraum fortan „Greta-Hindenburg-Salon.“

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