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Neues vom RC Bröckedde - Folge 137

Der satte Gong

Neues vom RC Bröckedde - Folge 137 - Der satte Gong
© Marcus Schäfer/pengfingerstudio.tumblr.com

Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg

Alexander Hoffmann01.01.2018

Nach jedem Meeting des RC Bröckedde erschien im Wochenbericht ein Protokoll, penibel geführt von Freund Langeimer, Oberstudiendirektor i.R. Seine Berichte waren von erschreckender Präzision und Detailfreude. In seinem jüngsten Bericht vermerkte er unter anderem „Beginn 13.01 h MEZ, Raumtemperatur im Salon Hindenburg 19,6 Grad Celsius.“ Danach schilderte Langeimer liebevoll die Tischdekoration („rote, etwas verblühte Tulpen“) und referierte das Essen – „Verzehr Vorspeise in 6,5 Minuten, Hauptgang 22 Minuten. „Den Vortrag präsentierte Langeimer in voller Länge, also auf 17 Seiten, versehen mit Anmerkungen und Hinweisen zur weiterführenden Literatur.

Er skizzierte die folgende Diskussion und steuerte dann den Schluss an: „Präsident Pröpke holte mit der Linken weit aus, er traf die Glocke mittig, mit einem satten Gong. Ende des Meetings 14.33h MEZ.“
Pröpke selbst seufzte nach der Lektüre des Protokolls: „Das erschlägt ja die Leute, das liest keiner. Wir brauchen konzentrierte Texte.“

Der junge Freund Trümpel, bekannt durch seine kurzen, knackigen Beiträge auf Twitter, zeigte sich erbötig, den nächsten Bericht zu verfassen. Und er schrieb über das folgende Meeting: „Geiler Vortrag, 19 Freundinnen und Freunde da, war echt supi.“ Pröpke seufzte erneut: „So geht es leider auch nicht.“
Nun war Freund Krawallsky an der Reihe, in seiner Freizeit ein gefragter Büttenredner bei der Narrengilde Bröckedde 1893 e. V.

Krawallsky startete mit Verve und schrieb über das letzte Meeting: „Wenn der Wein so kalt wie das Schnitzel und das Schnitzel so warm wie der Wein gewesen wären, hätte man das Essen genießen
können.“ Dann befasste er sich mit dem Referenten, es war ausgerechnet Langeimer, der über das erregende Thema „Die Ortssatzung von Bröckedde und ihre Auswirkungen auf das Völkerrecht“ sprach.

Und Krawallsky vermerkte: „Auftritt ganz in Ordnung, nur saß die Krawatte schief und seine Socken waren zu kurz.“ Am Ende schloss er mit der Passage: „Der Vortrag hatte zwei Phasen – er fing schwach an und fiel dann stark ab.“
Das Echo war enorm, vor allem bei Freund Lang­eimer. Präsident Pröpke seufzte zum dritten Mal:
„So kommen wir auch nicht weiter.“ Reumütig nahm er Kontakt mit dem Oberstudiendirektor i.R. auf und bat um die erneute Übernahme des Protokolls – „aber bitte künftig ohne Raumtemperatur, MEZ und den satten Gong.“

Alexander Hoffmann
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
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