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Neues vom RC Bröckedde - Folge 177

Die Engelgleichen

Neues vom RC Bröckedde - Folge 177 - Die Engelgleichen
© Marcus Schäfer/pengfingerstudio.tumblr.com

Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.

Alexander Hoffmann01.05.2021

Am 23. Februar 1905 setzten sich in Chicago Paul P. Harris, Gustavus Loehr, Silvester Schiele und Hiram E. Shorey im Büro von Loehr zusammen. Dieses Treffen wurde später als das erste Rotary-Meeting berühmt. Weniger bekannt ist, dass dazu ein schriftliches Protokoll gefertigt wurde, das man kürzlich im Hinterzimmer einer Chicagoer Pfandleihe entdeckte.

„Ein Sensationsfund“, erklärte Präsident Pröpke im jüngsten Meeting des RC Bröckedde. „Die Geschichte von Rotary muss neu geschrieben werden.“

Er las Auszüge daraus vor, die Freundinnen und Freunde lauschten atemlos, denn laut Protokoll waren die vier Ur-Rotarier Visionäre.

„Wir werden wachsen, wir werden überall auf der Welt präsent sein“, kündigte Paul P. Harris an.

„Vor allem in Deutschland“, ergänzte Gustavus Loehr. „Also in Bröckedde“, war sich Silvester Schiele sicher. „Jeden Mittwoch, 13 Uhr, im Bröckedder Hof“, sah Hiram E. Shorey voraus.

Paul P. Harris fasste hochgestimmt zusammen: „Der RC Bröckedde wird die Fackel weitertragen, unsere Werte in reinster Form verwirklichen. Von Freunden, die vereint sind in selbstloser Hingabe, engelgleich harmonierend und ein Geschenk für die Menschheit.“

Pröpke schloss ergriffen: „So endet die Niederschrift jenes denkwürdigen Meetings am 23. Februar 1905.“

Im Salon Hindenburg herrschte ehrfürchtige Stille. „Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde ...“, murmelte schließlich Ehrenpräsident Papke.

Da kam die Sekretärin mit der Unterschriftenmappe ins Büro. Pröpke erwachte im Chefsessel aus seinem Mittagsschläfchen. Sie sagte: „Herr Knödler ist am Telefon.“

Der Kassierer durfte ihn immer stören, denn er hörte im Club das Gras wachsen. Er legte gleich los. „Unseren Freund Pütterich, den Chef der Fellowship für Golf, haben sie in einem Putsch durch einen Jüngeren ersetzt. Jetzt darf er nicht mehr als Erster abschlagen, ist beleidigt und will unseren Club verlassen.“

„Ach du meine Güte. Was tut sich sonst?“

„Freund Mürzenich hielt doch kürzlich den Vortrag über etruskische Gräber. Freund Polterblume meinte danach im kleinen Kreis, die Ödnis der Darlegung sei nur noch von ihrer Länge übertroffen worden. Seitdem siezen sich beide wieder.“

„Und was machen die Damen?“

„Zwischen unseren Freundinnen Moosblume und Schnapphals-Schneckenberger gibt es schwere atmosphärische Störungen.“

„Warum?“

„Weil Moosblume beim letzten Frühjahrsmeeting ihr Gedicht als Erste vortragen durfte.“

Pröpke seufzte: „Tja, das mit der engelgleichen Harmonie, das ist so eine Sache ...“

Alexander Hoffmann
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
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