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Neues vom RC Bröckedde - Folge 158

Die Stallwache

Neues vom RC Bröckedde - Folge 158 - Die Stallwache
© Marcus Schäfer/pengfingerstudio.tumblr.com

Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.

Alexander Hoffmann01.10.2019

Wenn der RC Bröckedde an Meetingstagen einen Auswärtstermin hatte, wurde penibel dafür gesorgt, dass eine Stallwache im Salon Hindenburg präsent war. Schon allein, um mögliche Gäste zu begrüßen, die es nach einem Besuch des Clubs gelüstete.

Die Stallwache bestand seit langen Jahren exklusiv aus Freund Trümpeldorf, was Präsident Pröpke gerade in der jüngsten Mitgliederversammlung gebührend gerühmt hatte: „Unser Dank gilt Freund Trümpeldorf für sein stilles, entsagungsvolles Engagement. Das nenne ich selbstloses Dienen!“

Trümpeldorf nahm das Lob bescheiden abwinkend entgegen, meinte aber: „Die Stallwache ist schon fordernd, aber ich stehe das durch.“

Neurotarier Wantzenbach fühlte mit ihm. Er stellte sich Trümpeldorf vor, der einsam im Salon Hindenburg hockte, die Glocke putzte bei einer erkaltenden Tasse Kaffee – während es sich der Club irgendwo da draußen gut gehen ließ.

Bei nächster Gelegenheit stattete er der Stallwache spontan einen Besuch ab. Trümpeldorf saß im Salon Hindenburg am Präsidententisch, neben ihm der Wirt des Bröckedder Hofs, der gerade aus einer staubigen Flasche zwei Probiergläser füllte und murmelte: „Koste den mal, ein Château Lafitte 1945, unvergleichlich.“

Beide probierten andächtig, dann wandte sich Trümpeldorf dem jungen Freund zu. „Was wollen Sie denn hier?“

„Ihnen beistehen, die Stallwache etwas erträglicher gestalten. Wir Rotarier müssen doch füreinander da sein.“

Trümpeldorf nickte dankbar: „Das ist sehr nett. Aber so ganz alleine bin ich ja nicht. In den Jahren der Einsamkeit habe ich mich mit dem Wirt angefreundet.“

Der war kurz verschwunden und kam dann mit einer neuen Flasche wieder. Er sagte: „Und hier habe ich die Trockenbeerenauslese der Lage Erbacher Marcobrunn im Rheingau von 1937. Ein Jahrhundertwein.“

Wantzenbach durfte mitverkosten und war beeindruckt. Trümpeldorf flüsterte ihm ins Ohr: „Das hier aber bleibt doch unter uns?“

„Aber klar doch, wenn ich künftig auch dabei sein kann? Ich werde mich auch um die rotarischen Gäste kümmern.“

Trümpeldorf verfiel ins Sinnieren: „Ach ja, die Gäste …“ „Wann kam denn der letzte Besucher?“, fragte Wantzenbach.

Trümpeldorf nahm noch ein Schlückchen Trockenbeerenauslese und dachte angestrengt nach: „Hm, das war wohl im September 1998. Da gewann gerade Schröder die Bundestagswahl.“

Alexander Hoffmann
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
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