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Clubleben

Kreative Ideen – und wie man sie fördert

Rotary Clubs laufen überall auf der Welt nach ziemlich demselben Muster ab: Essen, Regularien, Vortrag und Diskussion sind die zentralen Elemente. Was vielfach zu kurz kommt, ist das spontane Gespräch untereinander, aber gerade das kann für die Zukunft des Clubs wertvoll sein.

Matthias Schütt07.01.2014

In der Dezember-Ausgabe des Rotarian berichten unter dem Titel „Chance encounters“ (Zufällige Begegnungen) verschiedene Clubvertreter, wie durch die Gunst des Zufalls – Plaudermeetings, spontane Ausflüge oder auch zufällige Treffen mehrerer Rotarier unter der Woche – die interessantesten Projekte ihren Anfang fanden.

Für Fachexperten wie Professor Keith Sawyer von der Universität North Carolina in den USA ist das keine neue Nachricht: „Überraschende Ideen gehen immer aus solch unstrukturierten Begegnungen hervor.“ Er bestätigt damit viele junge Unternehmer in Deutschland, die auf ihren Bürofluren auch Platz für Tischfußball und Tischtennisplatte geschaffen haben: Man muss dem Zufall auch die Chance geben, sich einzustellen.

Auf Rotary bezogen nennt Autorin Kim Lisagor drei Elemente, die dazu beitragen können: eine neue Sitzanordnung, andere Meetingorte und die Förderung der Kommunikation über soziale Medien. Wo die Tische in U-Form arrangiert sind, können zwar alle dem Vortrag bequem folgen, das Gespräch untereinander aber beschränkt sich – anders als bei runden Tischen – auf die direkten Sitznachbarn. Clubs, die über eigene Räumlichkeiten verfügen, sind gegenüber Hotelclubs klar im Vorteil, meint Bill Phillips vom RC Lawrensburg im US-Bundesstaat Tennessee: „An einem öffentlichen Ort verhält man sich sofort anders, steifer. Mein Club würde da viel von seiner Eigenart verlieren.“

Die sozialen Medien, schließlich, führen nach Expertenansicht keineswegs dazu, dass die persönliche Kommunikation leidet, sondern verstärken sie sogar. Facebook, Twitter und Co. setzen das im Club angeschobene Brainstorming auf anderer Ebene fort.

Auch in ihrem eigenen Club San Luis Obispo Daybreak im US-Bundesstaat Kalifornien sieht Autorin Lisagor ihre Recherchen bestätigt: Am wöchentlichen Markttag kommen im Stadtzentrum immer mehrere Clubfreunde im Zigarrenladen eines Mitglieds zusammen: „Dieses informelle Get-together hat mehr Projektideen angeschoben, als ich zählen kann.“ Sie sieht darin nicht nur eine zusätzliche Ebene für Clubkontakte, sondern geradezu die Rückkehr zum Ursprung: War nicht auch das erste Meeting in Chicago 1905 im Büro von Paul Harris ein spontaner Gedankenaustausch, wie man das Geschäftsleben verbessern kann?

Matthias Schütt

Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.