Neues vom RC Bröckedde – Folge 202
Rotary wird geschreddert
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Gute zwölf Monate war es her, als gegen Ende des rotarischen Jahres Seltsames geschah. Allabendlich ab 18 Uhr wurden viele Freundinnen und Freunde des RC Bröckedde mit Werbeanrufen überschüttet. Angeboten wurden Klassiker wie Schweinehälften auf Termin, Premiumwohnungen direkt an der Bröckedder Kläranlage, Lebensversicherungen auszahlbar in Bitcoins, Wagniskapital für die Suche nach Seltenen Erden in den Bröckeddeauen etc.
Präsident Pröpke war bald klar, was dahintersteckte. Adresshändler hatten sich der „Bibel“ bemächtigt, des Verzeichnisses aller Clubs und Mitglieder nebst ihrer persönlichen Daten. In einer Rundmail warnte er vor dem laschen Umgang mit dem sensiblen Inhalt und bat um eine sichere Entsorgung der abgelaufenen Verzeichnisse.
Das rotarische Jahr endete erneut, und Pröpke wollte diesmal vorbeugen. Alle Mitglieder wurden unter Androhung schärfster Sanktionen verpflichtet, ihre alten „Bibeln“ in den Bröckedder Hof zu bringen. Dort sollten sie im Rahmen eines feierlichen Schredder-Meetings im Salon Hindenburg einem Aktenvernichter überantwortet werden. Zur Einstimmung hielt Lebenscoach Würzärmel einen zündenden Vortrag zum Thema „Mache dich frei von Altlasten“.
Zu Pröpkes freudigem Erstaunen kamen mit einer Ausnahme sämtliche Freundinnen und Freunde zum Schredder-Meeting. Viele nutzten die Gelegenheit, nicht nur das Mitgliederverzeichnis, sondern auch andere unliebsame Erinnerungen loszuwerden. Sie fütterten den Aktenvernichter mit alten Steuerbescheiden, Strafbefehlen, schlechten Zeugnissen, Scheidungsurkunden, eigenen Gedichten aus der Jugendzeit und dergleichen.
Nur einer weigerte sich beharrlich, sein Mitgliederverzeichnis schreddern zu lassen. Das war der Clubintellektuelle Dr. Krümelein. „Ich habe alle Ausgaben von 1949 bis 2023“, sagte er zu Präsident Pröpke. „Ich brauche sie für einen neuen Essay, in dem ich die Entwicklung der Mitgliederstruktur in jener Zeit untersuche.“
„Wozu?“
„Na ja, mein Essay befasst sich mit dem Niedergang der deutschen Eliten.“
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