Titelthema
Wo Rotarier Arten schützen
Deutsche und österreichische Clubs gehen gegen das Artensterben an: mit Hands-on-Projekten, Aufklärung oder länderübergreifenden Initiativen. Hier Beispiele
- Dass weltweit pro Tag etwa 150 Arten an Pflanzen und Tieren aussterben, treibt zum Beispiel die Rotary Action Group for Endangered Species (RAGES – endangeredrag.org) an: Die Mitglieder unterstützen sechs besonders gefährdete Arten wie Orang-Utans und Zwergelefanten auf Borneo, Nashörner in Südafrika, Gorillas in Uganda, Schimpansen in Kamerun und Honigbienen in Guatemala.
Die Mitglieder stellen zum Beispiel Kameradrohnen zur Verfügung, um im Urwald Affengruppen und ihre Entwicklung zu beobachten und zu schützen. Sie unterstützen Auffangstationen für von der Mutter verlassene Jungtiere und verletzte Exemplare. Ihr Augenmerk richten sie auch auf den Erhalt des Lebensraumes der Tiere. Ein Stipendienprogramm verhilft Veterinärmedizin-Studenten zu mehr Wissen über Flachland- und Berggorillas.
In Südafrika unterstützt die Action Group zudem das Bildungsprogramm "Bush Babies" an Schulen. Kinder aus der Region des Kruger-Nationalparks lernen, wie wichtig der Schutz der Tiere in der Savanne ist. Im Norden des Landes fördert die Action Group außerdem die rein weibliche Ranger-Truppe der "Black Mambas". Die "Mambas" patrouillieren durch geschützte Regionen, kontrollieren Autos und gehen gegen Wilderer vor.
- Ein großes Herz für kleine Koalas bringen die Mitglieder des RC of Koala Lovers in Australien mit. Sie gründeten einen Club, der sich ausschließlich auf die pelzigen Bärchen fokussiert. Deren Lebensraum schrumpft und die Eukalyptusbäume, die sie als Nahrungsgrundlage brauchen, werden häufig von Buschbränden dezimiert. Da Koala-Fans in aller Welt leben, ist eine Mitgliedschaft von jedem Ort aus möglich. Einzige Bedingung: Als Teil des Clubbeitrags verpflichtet sich jedes Mitglied, einen Eukalyptusbaum zu pflanzen (Infos: facebook.com/ActionFor Koalas).
- Die Pandemie nutzte der RC Waidhofen-Amstetten für Workshops – zum Beispiel den "Peer Education Workshop". Darin ging es um den Raubbau an der Natur in Uganda, der den Lebensraum der Schimpansen massiv reduziert. In Zusammenarbeit mit dem Jane Goodall Institute (Institut für Naturschutz, Umweltbildung und Erforschung wild lebender Tiere) versuchten die Rotarier, ein Bewusstsein für die schwierige Situation in dem afrikanischen Land zu schaffen und Spenden zu sammeln.
- Das Baltic Sea Rotary Action Network (Basran) ist direkt vor unserer Haustür aktiv. Die rotarischen Mitglieder aus dem gesamten Ostseeraum haben sich vorgenommen, das Gewässer sauberer zu machen und den Hering zu schützen. Derzeit sinkt durch eingespülte Nitrate aus der Landwirtschaft die Wasserqualität, die Artenvielfalt leidet. Zusammen mit der Environmental Sustainability Rotarian Action Group (Esrag) versuchen die Mitglieder, dem Einhalt zu gebieten, um die Ostsee als Lebensraum zu schützen.
- Was Ian Riseley 2017/18 mit seiner Aktion, jeder Rotarier solle einen Baum pflanzen, begann, führten hiesige Rotaracter mit der Aktion "1 Million Trees" fort. Dazu kamen Projekte zu Blühwiesen/Blühstreifen, die zur Biodiversität beitragen und Insekten, Vögeln und Kleinlebewesen neue Lebensräume schaffen. Hinzu kamen Bienenhotels, die Insekten eine Möglichkeit zum Unterschlupf bieten – in der Aktion "Bee Alive". Viele Rotaracter wurden dabei von Rotary Clubs unterstützt: So konnten allein 2019 mehr als 170.000 Quadratmeter Brachflächen in Wildwiesen umgewandelt werden.
- Vor allem die heimische Vogelwelt hat der RC Achern-Bühl seit Jahren im Blick. Naturschützer Christian Gospos motiviert Clubfreunde und Sponsoren, sich für Schwalben, Buchfinken, Goldammern, Meisen und Amseln einzusetzen. Dazu stellen die Clubfreunde zum Beispiel Schwalbenhäuser auf, um selten gewordene Arten wie Rauchschwalben oder Mauersegler wieder anzusiedeln. Und der Club wagt sich gerade an ein Projekt, das brach liegende Rebflächen in der Weinregion nutzt. Denn in steilen Hanglagen werden immer wieder Flächen aufgegeben, die die Clubmitglieder nun mit Hecken und Krautsäumen zu einem Paradies für Vögel und Insekten umgestalten.
- Naturnahen Lebensraum versucht der Rotay Club Achern-Bühl ebenso wie der RC Wangen-Isny-Leutkirch auch mit Projekten zur Moorvernässung zu schaffen. Im Distrikt 1930 nahm das Thema 2021/22 großen Raum ein. Als naturbasierte Lösung zur Einlagerung von Kohlendioxid spielt das Thema eine wichtige Rolle. Denn – so haben Experten erkannt – Moore speichern sehr viel CO₂ und sind quasi Superhelden im Kampf gegen die Klimakrise.
- Gleichzeitig gewinnen Tiere und Pflanzen einen Lebensraum zurück, der bereits als verloren galt. Der RC Höchstadt machte sich vor zehn Jahren stark für den Moorfrosch, seltene Libellenarten und den Sonnentau, die in der Weiherlandschaft am Rande des Ortes wieder angesiedelt werden konnten.
- Der RC Freital engagiert sich für den Erhalt des Georgenfelder Hochmoors. Und hier vor allem für Moorkiefern und seltene Pflanzen und Tierarten. Der Club baute unter anderem Holzstege und Infotafeln für Besucher, damit das Wissen um das empfindliche Biotop nicht verloren geht.
- Heidelandschaften haben vor allem Rotary Clubs im Norden im Blick. Gerade im Niedersächsischen trifft sich die rotarische Familie immer wieder, um die Heide zu entkusseln. Das bedeutet, freie Flächen werden von Baumschösslingen befreit, damit die ursprüngliche Landschaft mit ihren typischen Pflanzen und Tieren nicht verloren geht. Seltene Arten finden so mehr Lebensraum.
- Greifswalder und Hiddenseer Rotarier fokussieren sich dagegen auf ein einzelnes, eher unscheinbares Gewächs. Sie wollen die seltene Mondraute schützen. Das Farngewächs droht auf der Insel Hiddensee der Überwucherung zum Opfer zu fallen. Die Rotarier befreien daher regelmäßig Flächen von Fremdbewuchs für eine Renaturierung.
- Daneben steht Wissensvermittlung im Fokus: Rotarier beim RC Feldbach (Österreich) organisierten einen großen Vortrag von Professor Stephan Koblmüller (Universität Graz) zum Artensterben. Der RC St. Wendel-Stadt stellte mit den örtlichen Rotaractern ein "NatureLab" für Schüler auf die Beine. Der RC Baunatal kooperierte mit dem örtlichen Gartenamt, während der RC Büdingen ein Projekt an Schulen zur Müllvermeidung und Ressourcenschonung startete. Schüler hatte auch der RC Jever-Jeverland im Visier mit seinem Wettbewerb zum Artensterben. In Stade ging es bei einem ganz ähnlichen Contest um Moorschutz. Ahrensburger Rotary Clubs unterstützten die Wildtierstiftung bei ihrer Arbeit.
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Insgesamt bis zu eine Million Arten weltweit klassifizieren Umweltexperten inzwischen als vom Aussterben bedroht. Deshalb zählt jedes Engagement für Biodiversität und Artenschutz, sind sich Rotarier in Deutschland und Österreich einig. Bereits jetzt gibt es den Aufruf, am 22. Mai, dem internationalen Tag der biologischen Vielfalt, gegen das Artensterben aktiv zu werden. Damit seltene Arten wie Schlingnatter, Blauschillernder Feuerfalter oder Krähenbeere vielleicht noch eine Chance bekommen.
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