Jeder 300. Norweger ein "Rotarianer"
Bereits sechs Jahre bevor Altkanzler und Hapag-Chef Wilhelm Cuno mit dem RC Hamburg den ersten Rotary Club im Deutschen Reich ins Leben rief, war am 13. Oktober 1921 der erste Club in Skandinavien gegründet worden.
Olaf M. Oleson, norwegisch-amerikanischer Senator aus Idaho und Mitglied des RC Fort Dodge, hatte im Juni 1921 an der RI Convention in Edinburgh teilgenommen, anschließend sein Geburtsland besucht und seinem Neffen dort von Rotary erzählt. Ola Five, Hauptmann der Königlichen Garde, versammelte acht Freunde und gründete mit ihnen den RC Kristiania. 1924 änderte der Club wie die Stadt den Namen und heißt seither Oslo Rotary Klubb. Zu den Ehrenmitgliedern zählt Kronprinz Haakon Magnus, sein Vater König Harald V. ist Ehrengouverneur der sieben norwegischen Rotary-Distrikte. Der Oslo Rotary Klubb hat nicht nur 19 Clubs in Norwegen gegründet, er stand mit dem København Rotary Klubb auch Pate an der Wiege des Stockholm Rotary Klubb. Heute zählt Norwegen mit 335 Clubs und rund 14.000 Mitgliedern zu den rotarischen Hochburgen – jeder 300. Norweger ist „Rotarianer“.
Ihre Begegnungen eröffnen die Clubs mit einer „Gladmelding“, einer persönlichen frohen Botschaft. Währenddessen geht ein Mitglied von Tisch zu Tisch und verkauft Lose; dem Gewinner winkt ein Wein, das Siegerlos zieht der Referent des Tages. Die Erlöse kommen der Clubkasse zugute. In einem Drei-Minuten-Vortrag kommentiert ein Mitglied ein aktuelles Thema, ehe bei Mittagstreffen ein kalter „lunsj“ und abends ein warmes „middag“ gereicht wird.
Dank der hervorragenden digitalen Infrastruktur setzen die Clubs vielfältige webbasierte Initiativen um. Eine von ihnen ist der „digitale Schmelztiegel“; in regelmäßigen Netzwerktreffen stimmen die Clubs auf regionaler und nationaler Ebene bestehende und geplante Projekte miteinander ab, bündeln Ressourcen und steigern damit den Nutzen rotarischer Projektarbeit. Auf die akademische Jugend setzt der RC Færder: Er bietet seinen heimgekehrten Austauschstudenten eine kostenlose Mitgliedschaft an. Bjørn Rismyhr (RC Karmøy-Vest) ließ seinen Mercedes mit dem Wunschkennzeichen „Rotary“ versehen. „Rotary, ist das ein Tanzclub?“, lautete eine der Fragen, die er zu hören bekam. „Was auch immer die Leute fragen, es ist eine gute Gelegenheit, Rotary vorzustellen“, sagt Rismyhr.
Autor Kai-Axel Aanderud (RC Hamburg-Deichtor) ist der Sohn eines norwegischen Vaters und einer deutschen Mutter. Er gewann den Uranienborg Rotary Klubb (Oslo) als Partnerclub seines RC Hamburg-Deichtor.
Lesen Sie, wie Rotarier in anderen Ländern aktiv werden: www.rotary.de/a18696
Kai-Axel Aanderud, RC Hamburg-Deichtor, ist Publizist und Historiker sowie Gründer und Inhaber der Hamburger Agentur "aanderud media consulting. successful communications".
aanderud-consulting.com