Foundation-Schwerpunkte
Fachwissen für Frieden
Neues Rotary Peace Center in Istanbul nimmt Konflikte in Asien und Nordafrika in den Fokus
Als sich Regierungsbeamte in Saudi-Arabien vor einigen Jahren auf die Suche nach jemandem machten, der dabei helfen könnte, Mediation und Konfliktlösung als Pfeiler der Justizreformen des Königreichs zu etablieren, stießen sie auf ein Problem. „Es war ein bisschen traurig, das zu hören, aber sie sagten, sie könnten keinen Experten auf diesem Gebiet finden, der Arabisch spricht“, erinnert sich Sherif Elnegahy. Glücklicherweise hatte Elnegahy, ein ägyptischer Rotary-Friedensstipendiat und heutiger Chefrichter am Wirtschaftsgericht seines Landes, gerade ein Buch zu diesem Thema verfasst – auf Arabisch – und der Justizminister selbst wurde darauf aufmerksam. Die Saudis hatten ihren Experten gefunden.
Als einer von etwa 100 ehemaligen Friedensstipendiaten, die im Nahen Osten oder in Nordafrika arbeiten, verfügt Elnegahy über ein Fachwissen, das in einer Region, in der ein enormer Bedarf an Friedensstiftern herrscht, sehr gefragt ist. Elnegahy, der sein Stipendium 2016 am ehemaligen Rotary Peace Center an der Chulalongkorn University in Thailand absolvierte, erinnerte sich daran, dass er auf dem Feedback-Formular seines Programms den Bedarf an einem solchen Zentrum im Nahen Osten anmeldete. Jetzt hat er Grund zum Feiern. Nach jahrelanger Planung verkündet Rotary seine neueste Partnerschaft mit der Bahçeşehir-Universität in Istanbul. „Es ist ein Traum, der wahr wird“, sagt er. Möglich wird dies auch dank der bislang größten Einzelspende für das Friedenszentrumsprogramm, 15,5 Millionen Dollar, die die Rotary Foundation im Februar 2021 von der Otto and Fran Walter Foundation erhielt. Deshalb wird das Friedenszentrum auch den Namen „Otto and Fran Walter Rotary Peace Center“ tragen. 2025 sollen die ersten Studenten aufgenommen werden.
Das Zertifikatsprogramm wird Friedensstifter ausbilden, die aus der Region stammen oder in der Region gearbeitet haben oder die in anderen Teilen der Welt ähnliche Arbeit leisten. „Dieses neue Friedenszentrum baut auf Rotarys langer Geschichte der Friedensarbeit auf“, sagt Bill Boyd, RI-Präsident 2006/07 und Vorsitzender des Suchausschusses für den Standort. In Bahçeşehir profitieren die Friedensstipendiaten künftig von einer Partnerschaft der Universität mit den Vereinten Nationen, um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung voranzutreiben, die sich mit Herausforderungen wie Armut, Ungleichheit, Klimawandel sowie Frieden und Gerechtigkeit befassen.
Das Istanbuler Zentrum ist ein weiterer Schritt in Rotarys Plan, bis 2030 insgesamt vier Zertifikatsprogramme in Afrika, dem Nahen Osten, Asien und Lateinamerika zu etablieren.
Die Einrichtung eines Zentrums im Nahen Osten war schon lange ein Ziel von Rotary. Der Bedarf an vertrauenswürdigen lokalen Führungskräften, die sich für den Frieden einsetzen, ist größer denn je, wie der Krieg zwischen Israel und der Hamas und andere lang anhaltende Konflikte im Jemen, im Sudan, in Syrien und anderswo zeigen. „Dieses Zentrum wird den Stipendiaten einen Ort bieten, an dem sie offen über lang andauernde Konflikte und die Zukunft der Region sprechen und neue Ansätze und Wege zum Aufbau friedlicher Gemeinwesen erkunden können“, sagt Laura Descher, Programm-Direktorin der Rotary Peace Centers. „Das Programm bietet ihnen die Möglichkeit, sich mit Fragen zu Konflikten, Identität, Armut und Vertreibung auseinanderzusetzen.“
Originaltext von Jason Keyser und Diana Schoberg. Aus: Rotary 2/2024
Copyright: Andreas Fischer
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