https://rotary.de/clubs/distriktberichte/27-jahre-ostpreussenhilfe-a-15019.html
Korbach/Königsberg

27 Jahre Ostpreußenhilfe

Korbach/Königsberg - 27 Jahre Ostpreußenhilfe
Im Hof des "Apfelbäumchen", dem Heim für Straßenkinder in Königsberg/Kaliningrad © Heinrich Schnell

Seit 1992 unterstützt der RC Korbach-Bad Arolsen soziale Einrichtungen und bedürftige Menschen im russischen Ostpreußen.

Christian Kaiser28.10.2019

Seit 1992 sind Mitglieder des RC Korbach-Bad Arolsen im heute russischen Teil des ehemaligen Ostpreußens helfend tätig.

Es war PP Karl Heinz Keudel, bis 2017 Vorsitzender der Friedlandhilfe e.V., der den Club für die Ostpreußenhilfe motivieren konnte. Er kannte die Situation und die Gegebenheiten im nördlichen Ostpreußen, meist die erste Station der Spätaussiedler aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion.

2019, rc Korbach-bad Arolsen, Ostpreußen, Hilfstransport, Kurische Nehrung
Ein Ausflug zur Kurischen Nehrung gehört für die Ostpreußen-Fahrer immer dazu.

Nach Spenden im Umfang von 22.000 DM in den Jahren 1992 bis 1994 wurde im Herbst 1994 mit zwei LKW-Zügen der erste von bisher insgesamt 17 Hilfstransporten, teilweise unter abenteuerlichen Bedingungen, durchgeführt. Die für eine Klinik in Königsberg (heute Kaliningrad) bestimmte Ladung bestand aus dem gesamten Inventar eines Heimes für 120 Kinder, Küchen- und Sanitäreinrichtungen inklusive. Ebenfalls 1994 konnte ein LKW aus Bundeswehrbeständen mit Bau- und Isoliermaterial übergeben werden. In den folgenden Jahren wurden unter anderem ein komplett ausgerüsteter Notarztwagen für das Krankenhaus in Slawsk/Heinrichswalde, vier Krankenwagen und zwei Kleinbusse als Spende überführt. Die zweite Kirchenglocke, die nach 1945 im Oblast Kaliningrad läutete, stammt aus Korbach und wurde 1996 von Freund Keudel nach Slawsk/Heinrichswalde gebracht. Der vorläufig letzte Transport von Hilfsgütern erfolgte 2016. Heute sind Hilfen nur noch über Spenden möglich.

2019, rc Korbach-bad Arolsen, Ostpreußen, Hilfstransport, Kant-Denkmal
Auch das Kant-Denkmal ist jedes Mal ein Muss auf der Reise.

Nachdem sich PP Karl Heinz Keudel aus gesundheitlichen Gründen aus "seinem Projekt" zurückziehen musste, wurde die Reise 2019 von Heinrich Schnell organisiert – mit 13 Aufenthalten im Oblast Kaliningrad auch kein Anfänger mehr. Neben drei weiteren Rotariern und Frau Schnell nahmen auch drei Mitglieder der Korbacher Kirchengemeinde teil, die den Kontakt zur Partnergemeinde Slawsk/Heinrichswalde auffrischten.

Am ersten Tag fuhr die Gruppe über 1.000 km bis nach Braniewo/Polen und übernachtete im dortigen Katharinenkloster. Am nächsten Morgen wurden die Reisenden durch liturgische Gesänge geweckt – laut Heinrich Schnell ein Erlebnis, das man nur beim "Reiseservice RC Korbach-Bad Arolsen" buchen kann.

Nach einem reibungslosen Grenzübergang standen in den nächsten Tagen die Besuche bei den unterstützten Einrichtungen an, darunter ein Kinderheim und das Gemeindezentrum in Slawsk/Heinrichswalde, ein Kinderheim für Straßenkinder in Königsberg, die Diakoniestation in Gusew/Gumbinnen und das "Carl-Blum-Altenheim" in Darkehmen/Angerapp. Seit 20 Jahren, jedes Jahr, so auch dieses Mal, kauft der Rotary-Club bei zwei Bauern 6 Tonnen Kartoffeln. Sie werden an das Altenheim, das Kinderheim in Slawsk und an bedürftige Familien geliefert.

Neben diesen caritativen Aktivitäten stehen auch immer touristische und kulturelle Highlights auf dem Programm, so unter anderem Orgelkonzerte im Königsberger Dom, Stadtrundfahrten und Ausflüge auf die Kurische Nehrung.

Insgesamt waren 23 rotarische Freunde des Clubs Korbach-Bad Arolsen in dieser Zeit einmal beziehungsweise mehrmals im nördlichen Ostpreußen.

2019, rc Korbach-bad Arolsen, Ostpreußen, Hilfstransport, trakehner
In Trakehnen, vor dem Denkmal des Urvaters der Trakehner-Zucht, dem Hengst Tempelhüter 

Den Gesamtwert der gelieferten Hilfe beziffert Heinrich Schnell dabei auf 400.000 Euro Sach- und 250.000 Euro Geldspenden. Diese stolzen Zahlen seien auch der Unterstützung durch viele Freunde und einige Unternehmen geschuldet. Grund dafür seien vertrauenswürdige Verteilwege, über kirchliche und diakonische Stellen. So war von Anfang an dafür gesorgt, dass die Spenden immer in die richtigen Hände kommen – eine Hauptvoraussetzung für Spendenbereitschaft.