Wismar
Auf dem Fahrrad in die Freiheit
Mit einer groß angelegten Aktion hat der RC Wismar 200 gebrauchte Fahrräder gesammelt und für Flüchtlinge aufgearbeitet.
Wie man die im Club verfügbaren Ressourcen am sinnvollsten für Flüchtlinge einsetzen könne, war im RC Wismar eine intensiv diskutierte Frage, die nach Telefonaten mit Stadt- und Kreismitarbeitern zu einem interessanten Projekt führte: Neben Sprachkursen seien Fahrräder von Priorität, die würden in großer Zahl gebraucht, hieß es aus den Ämtern. Da der Club bereits einmal für Kinder eine Fahrradaktion durchgeführt hatte, konnte man dem Kreis Nordwestmecklenburg die Übernahme dieser Aufgabe zusagen. Das Konzept des Clubs sah vor, gespendete Fahrräder einzusammeln, Ersatzteile zu kaufen, reparaturbedürftige Räder straßentauglich herrichten zu lassen und mit Kreismitarbeitern an die Flüchtlinge zu verteilen.
Ende Oktober bat der Club über die Medien um Fahrradspenden, auch reparaturbedürftige Fahrräder konnten abgegeben werden. Präsident Sönke Schumann: „Wir hatten vielleicht mit 30 bis 40 Rädern gerechnet, tatsächlich haben sich am Ende über 120 Spender beteiligt so dass rund 200 Räder zusammenkamen. Dass die Spendenfreudigkeit der Menschen in der Region so groß sein würde, hat uns überrascht.“
Die große Menge sorgte für einiges Kopfzerbrechen. „Wir mussten zwölf Sammeltouren organisieren, bei denen vier Teams mit jeweils zwei Mann im Landkreis Nordwestmecklenburg und in der Stadt Wismar die Räder abholten. Logistisch war das schon eine Herausforderung, denn die Räder mussten zwischengelagert, sortiert, repariert und dann wieder ausgeliefert werden. Die Kosten für die Ersatzteile in Höhe von etwa 3000 Euro wurden durch eine Weihnachtsaktion, aus der Clubkasse sowie durch einzelne Mitgliederspenden finanziert. Bis jetzt haben wir 160 Fahrräder an acht Flüchtlingsunterkünfte verteilt. Weitere 20 bis 30 Fahrräder werden noch folgen.“
Insgesamt 200 Fahrräder wurden neu aufgemöbelt und verteilt
Sozialarbeiter wie Roy Rietentiedt betonen immer wieder, wie wichtig Fahrräder für die Integration der Flüchtlinge sind: „Für sie bedeutet das ein Stück Freiheit.“ Gerade im ländlichen Bereich sichert das Rad die Mobilität, dadurch werde der Besuch von Deutschkursen oder von Freunden häufig erst möglich. Die Räder wurden bei den Übergaben mit Freude in Besitz genommen und sofort ausprobiert.
Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.
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