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Rheingau

Aus den Erfahrungen der Mönche lernen

Rheingau - Aus den Erfahrungen der Mönche lernen
Die Flüchtlingsgruppe und die begleitenden Rotarier des RC Wiesbaden-Rheingau in der Basilika von Kloster Eberbach; im Vordergrund Martin Blach, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Kloster Eberbach. © Reinhard Spiegel

"Wer die Geschichte von Kloster Eberbach versteht, versteht Europa" - unter diesem Motto trafen sich Rotarier aus dem RC Wiesbaden-Rheingau mit Flüchtlingen.

Christian Kaiser21.06.2016

Der RC Wiesbaden-Rheingau war einer der ersten im Distrikt, die sich in der Flüchtlingshilfe engagierten. Schwerpunkt hierbei ist die Sprachförderung.

In der von Gerhard Obermayr (RC Wiesbaden-Rheingau) geleiteten Europa-Schule werden 20 volljährige Flüchtlinge von einer ausgebildeten Sprachlehrerin unterrichtet. Die erste Prüfung zum Niveau A1 haben alle Teilnehmer inzwischen bestanden. Ziel ist es, bis zum Niveau B2 auszubilden, um den Teilnehmern eine realistische Chance auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu geben.

Die Finanzmittel für die Durchführung der Kurse fließen aus mehreren Quellen. Zu clubeigenen Geldern und Zuschüssen des Distrikts über „Fast Action“ kam Hilfe von den Partnerclubs. So beteiligen sich die drei Rotary Clubs Florenz-Ost, Brüssel-West und Paris-La Defense im Rahmen des „Quadrangulaires“, wie beim diesjährigen gemeinsamen Treffen in Dresden einstimmig beschlossen wurde.

Parallel zum Sprachunterricht wurden Patenschaften gegründet, um den Schülern über persönliche Kontakte Leben, Sitten und Gebräuche in ihrer neuen Heimat näher zu bringen.

Diesem Ziel diente auch ein Besuch der Kursteilnehmer mit Familien und Freunden in Kloster Eberbach, zu dem Martin Blach (RC Wiesbaden-Rheingau), geschäftsführender Vorstand der gleichnamigen Stiftung, eingeladen hatte. Mit dabei Clubpräsident Michael Germann und vier weitere „Klosterführer“ aus dem RC Wiesbaden-Rheingau.

Nach der – obligatorischen – Wein- bzw. Traubensaftprobe erfuhren die 41 Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan, Pakistan, Somalia, Iran und Irak beim Rundgang und der anschließenden Diskussion für sie Erstaunliches zur europäischen Geschichte.

So war für viele eine Überraschung, dass auch in Europa Kulturgüter zeitweise mit wenig Respekt behandelt wurden und dass es viele Parallelen zwischen der Klostergeschichte und den aktuellen Geschehnissen in ihren Heimatländern gibt.  Neu auch die Erkenntnis, dass die Entwicklung von Europa zu dem heutigen „Friedenskontinent“ ein äußerst langer Weg war, bestimmt durch viele blutige Schritte.

Nach dem abschließenden gemeinsamen Essen brachte Martin Blach seine Gedanken und Eindrücke auf den Punkt: „Nichts baut Barrieren mehr ab und ist so wirksam, wie die direkte Begegnung und die Diskussion miteinander“.

Christian Kaiser

Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.