RC Neulengbach-Wienerwald
Bienendämmerung
Ein junger Club versucht, mit einem vielseitigen Projekt dem Bienensterben entgegenzuwirken.
Neue Clubs bringen auch neue Projektideen in die rotarische Welt. Erst im Vorjahr wurde der Club Neulengbach-Wienerwald gechartert (derzeit hält man bei 21 Mitgliedern, weiblich und männlich), und schon präsentierte man ein Projekt, das überregional Beachtung findet. Es geht um das Überleben der Bienen. Das mag kein Sozialprojekt im herkömmlichen Sinne sein, aber: Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. "Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr", warnen Wissenschafter seit Jahren. Sich dem Schutz von Bienen zu widmen, ist also sehr wohl auch ein Projekt für die Menschen.
Zwei Ebenen hat sich der Club dafür ausgedacht. Einerseits werden mit Imkern in der Region zusätzliche Bienenstöcke aufgestellt. Im Gegenzug verpflichten sich die Imker zur Pflege der Völker und ernten den Ertrag. „Wir wählen die Imker je nach deren Lage, aber auch nach deren Bereitschaft zur langfristigen Zusammenarbeit aus. Mit dem Projekt versorgen wir die Region mit einem 'Mehr' an Bienen“, erklärt Projektleiterin Monika Medek. 17 Gemeinden beteiligen sich bereits an dem Projekt. Jeder der besonders gekennzeichneten neuen Stöcke wird übrigens mit dem Namen eines Clubmitglieds versehen.
Bewusstsein schaffen
Andererseits möchte man durch zahlreiche begleitende Projekte das allgemeine Bewusstsein für die Bedeutung der Bienen erhöhen. Dazu wurde im Juni ein Bienenlehrpark eröffnet, der mit Schautafeln, einem aufklappbaren Schaubienenstock und vielem mehr in idyllischer Umgebung das Leben der Bienen erläutert. Auch die Kunst wird in den Dienst der Insekten gestellt.
Die Künstlerin Jolanda Richter, selbst auch Mitglied im RC Neulengbach-Wienerwald, ist dabei, eine Skulptur zu schaffen, die in einer Kombination aus hellem Stahlblech und Cortenstahl die Verbundenheit von Mensch und Natur darstellt und die wechselseitige Abhängigkeit symbolisieren soll. Cortenstahl rostet mit der Zeit, die langsame Korrosion ist ein Bild dafür, dass der Mensch erst mit Verzögerung die Zerstörung eines Stoffes bemerkt, dann, wenn dieser Prozess schon in vollem Gang ist.
Genau das passiert derzeit in vielen Ländern mit intensiver Landwirtschaft mit den Bienen. Ihr Überleben zu sichern und ihren Bestand wieder zu erhöhen ist international Ziel vieler Initiativen. Der junge Club im Wienerwald hat sich insbesondere wegen der langfristigen Wirksamkeit zu diesem Projekt entschlossen, das ebenso langfristig den freundschaftlichen Zusammenhalt fördern soll.
© Interfoto
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