Distrikt
In Zeiten von Corona
Governor Thomas Christ (RC Stuttgart-Weinsteige) im Gespräch über die Pandemie und ihre Folgen für Rotary
Governor Christ, wie beurteilen Sie die Lage hinsichtlich Corona in Ihrem Distrikt?
Zunächst einmal muss ich feststellen, dass die weit überwiegende Mehrzahl der Clubs sich entsprechend der gesetzlichen Bestimmungen hervorragend verhält und die rotarischen Aktivitäten entsprechend umgestellt hat. So finden in großem Umfang Online-Meetings statt, was ich persönlich sehr begrüße, da wir immer daran denken sollten, dass eine großer Zahl unserer Freundinnen und Freunde einer hohen Risikogruppe angehört und somit bei einem Präsenzmeeting einer erheblichen Gefahr ausgesetzt ist.
Man hört ein „Aber“ mitschwingen ...
Es gibt auch in unserem Distrikt eine kleine Anzahl von Clubs, die den Ernst der Lage nicht begriffen zu haben scheinen. Ich bin als Governor kein Rotary-Polizist, aber ich habe kein Verständnis dafür, dass mich bei massiv steigenden Infektionszahlen immer wieder Anfragen erreichen, ob nicht der jeweilige Club doch noch Präsenzmeetings veranstalten könne. Mein Rotary Club Stuttgart-Weinsteige hat in diesem Frühjahr einen sehr geschätzten Freund durch Corona verloren. Winston Churchill sagte sinngemäß einmal, dass eine Statistik anders empfunden werde, wenn sie mit einem Gesicht verbunden sei. Dem kann ich nur beipflichten.
Haben Sie auch positive Aspekte der Pandemie für Rotary entdecken können?
Durchaus. Mir wurde von mehreren Präsidentinnen und Präsidenten berichtet, dass ihre Clubs in der Krisensituation zusammengewachsen seien. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Manche Clubs haben in der Zeit der Pandemie einen Besuchs- und Einkaufsservice für ihre allein lebenden oder betagten Freundinnen und Freunde eingerichtet. Daneben haben jüngere Mitglieder einen "IT-Service" initiiert, der den älteren Freundinnen und Freunden die Befürchtungen hinsichtlich der digitalen Durchführung der Meetings durch eine praktische Unterstützung nehmen sollte. Hier wurde der rotarische Gedanke der Freundschaft in einer sehr eindrucksvollen Weise praktiziert. Nicht vergessen werden sollen natürlich auch die zahlreichen Hilfsprojekte, die auf nationaler oder internationaler Ebene durchgeführt wurden. Wir beweisen immer wieder aufs Neue, dass Freundschaft für uns keine leere Worthülse ist. Darauf können wir in aller Demut stolz sein.
Was für Pläne haben Sie für die zweite Hälfte Ihrer Amtszeit?
Wir hoffen nach wie vor, unser geplantes großes Rotaryforum „Zerbricht unser Staat? – Zerbricht unsere Gesellschaft?” Ende März in Stuttgart durchführen zu können, um meiner Forderung, dass Rotary politischer werden muss, Nachdruck zu verleihen. Ob uns dies gelingt, muss allerdings bei den derzeitigen Infektionszahlen fraglich bleiben. PETS und mehrere andere Veranstaltungen auf Distriktebene werden ausschließlich online durchgeführt werden.
Ein weiteres Ziel für die nächsten sechs Monate ist, der Forderung von RI-Präsident Holger Knaack nachzukommen und die Quoten „Junge Mitglieder” und „Frauen" zu verbessern.
Fabian Weiß (RC Stuttgart-Weinsteige) arbeitet als Unternehmens- und Rechtsberater in Stuttgart und Berlin im Start-Up-Bereich. Seit 2008 war er aktiver Rotaracter, zuerst beim RAC Bayreuth, dann in Mexiko (Guadalajara) und den USA (New York City). 2016 initiierte er mit rotarischen Freunden den "neuen" RAC Hamburg in Kooperation mit dem RC Hamburg. Seit Mai 2019 ist er selbst Rotarier und seit Juli 2020 als Distriktberichterstatter für den Distrikt 1830 aktiv.
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