Hanau
Offen für Vielfalt — Rotary setzt Zeichen
Anlässlich des Jahrestages der Anschläge von Hanau führten die beiden örtlichen Rotary Clubs eine umfangreiche Plakataktion durch.
Offenheit und Toleranz stehen auf der Grundwerteskala der weltweit 1,2 Millionen RotarierInnen ganz oben. Entsprechend groß waren Entsetzen und Betroffenheit der Hanauer Clubmitglieder nach der rassistischen Mordserie in ihrer Stadt am 19. Februar 2020.
"Wie konnte sowas passieren, und dann auch noch in unserer Stadt – und was können wir jetzt tun?", so die Fragen, die sogleich gestellt wurden.
Die Antworten waren zunächst allgemeiner Art, etwa: zivilgesellschaftliches Engagement öffentlich zeigen, Hilfe beim Brückenbauen zur Vermeidung von Parallelgesellschaften.
Erste Zeichen
Erste sichtbare Antwort war die Beteiligung des RC Hanau an der Beflaggung der Philippsruher Allee anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus.
Gleich am Morgen nach dem Attentat war auf Initiative von Oberbürgermeister Claus Kaminsky die "Koordinierungsstelle der Stadt Hanau für Opfer und Betroffene des 19. Februar" eingerichtet worden.
Der damit ermöglichte mitfühlende und unbürokratische Umgang mit den Angehörigen der Opfer veranlasste Clubpräsident (19/20) Bernd Krempel, stellvertretend für alle Helfer OB Claus Kaminsky und Opferberater Robert Erkan mit je einer PHF-Medaille auszuzeichnen. Die Auszeichnung ist benannt nach Paul Harris, dem Gründer von Rotary. Neben der örtlichen Presse berichtete auch das Rotary Magazin über die Ehrungen im Hanauer Rathaus: rotary.de/a16358
Plakataktion
nlässlich des ersten Jahrestages des Attentates startete die Stadt Hanau eine Türschild-Kampagne "Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung". Mit dabei die evangelische Kirche und die beiden Rotary Clubs. Die Rotarier organisierten in ihren Reihen – Nachbarschaft inklusive —den Vertrieb der Schilder.
Zusätzlich verstärkten sie Sichtbarkeit und Wirkung der Kampagne durch eine Plakataktion — unter anderem in Ladenlokalen und mit 40 Dreierständern im öffentlichen Raum.
Ziel der Aktion ist es, einen Impuls für Austausch und Dialog zu geben. Austausch und Dialog in einer Stadt, in der 40 Prozent der Bürger einen individuell höchst unterschiedlichen Migrationshintergrund haben.
Brückenfunktion
In einem Vortrag vor den Mitgliedern des RC Hanau hatte Opferberater und Paul Harris Fellow Robert Erkan zuvor über die Arbeit der Koordinierungsstelle berichtet. Auch als Mitglied des Ausländerbeirates der Stadt Hanau bestens informiert schilderte er plastisch die besonderen Herausforderungen und alltäglichen Probleme, die mit der Integration von vielen Zuwanderern aus verschiedenen Kulturkreisen verbunden sind.
Clubpräsident Christoph Obladen bot daraufhin die Hilfe des RC Hanau an: "Rotary kann mit seinen breit aufgestellten Mitgliedern eine Brückenfunktion wahrnehmen – auf dem Weg, sich besser zu verstehen und Parallelgesellschaften zu vermeiden."
Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.
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