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Myanmar

Rotary School No. 1

Myanmar - Rotary School No. 1
Kein Gladiatorenzug, sondern Friedrich und Helene Niederquell auf der Fahrt ins Dorf © Thomas Ebert (alle)

Der RC Korbach-Bad Arolsen hat sich mehrfach in Myanmar sozial engagiert – letztes Projekt die Rotary School No. 1. Nun nahm eine Delegation des Clubs an der Einweihung teil.

Christian Kaiser05.01.2019

Der RC Korbach-Bad Arolsen hat sich bereits mehrfach in Myanmar, dem früheren Burma, sozial engagiert. Den Anfang machten die „Swimming Doctors“ Gerhard Eschenhagen und Friedrich Niederquell, die auf einem gleichnamigen Schiff der „Stiftung Life“ während ihres Urlaubs Patienten im Irrawaddy-Delta versorgt haben – und in ihrem Club das "Myanmar-Fieber" entfachten.

Die "Stiftung Life" betreibt außerdem am Stadtrand von Yangon ein Waisenhaus für 150 Kinder bis 18 Jahre. Einige rotarische Freunde des RC Korbach-Bad Arolsen unterstützen auch dieses Projekt mit Patenschaften.

Schließlich wurde mit 25.000 Euro Spendengeld der Waldecker Rotarier gemeinsam mit der "Stiftung Life" - wiederum im strukturschwachen Irrawaddy-Delta - eine Schule für 250 Schüler projektiert. Die Grundsteinlegung für die "Rotary School No.1" erfolgte im Mai 2018 in Anwesenheit des "Swimming Doctors" und Pastpräsidenten Gerhard Eschenhagen.

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Die Rotarier wurden überall freudig erwartet.

Zur Einweihung der Schule reiste nun eine Waldecker Delegation nach Myanmar. Hier Auszüge aus dem von Sabine und Thomas Ebert verfassten Tagebuch:


Samstag 20.10.:

Nach rund zwölf Stunden Flug hatten wir Yangon erreicht. Jürgen Gessner (Gründer der "Stiftung Life") und sein Team empfingen uns am Flughafen, dann einchecken im Hotel und zum Begrüßungsabend in ein kleines Restaurant.

Sonntag, 21.10.:

Am frühen Morgen sind wir von Yangon nach Bagan geflogen. Min Min von der "Stiftung Life" empfing uns sehr herzlich am Flughafen. Über 2500 Pagoden, teils vergoldet, teils aus Ziegeln gebaut, prägen die Landschaft um Bagan. Nachdem wir mit Min Min das - unglaublich beeindruckende - touristische Programm auf der Habenliste verbucht hatten, wurde der Abend im vegetarischen Restaurant Moon zum Gedankenaustausch zu den aktuellen und bevorstehenden Projekten mit der "Stiftung Life" genutzt.

Montag, 22.10.

Bereits vor Sonnenaufgang starteten wir im Heißluft-Ballon über die unzähligen Pagoden in der Bagan-Region - ein unvergessliches Erlebnis, wunderschön... Das Highlight des Tages sollte aber noch kommen: In einem abgelegenen Dorf durften wir den Grundstein für die Volker-Vorschule legen, gesponsert von unserem Freund Ralph Hübschmann.

Am Ortseingang wurden wir freudig empfangen und dann auf Ochsenkarren durch das Spalier der 270 Schüler bis zum Bauplatz in der Dorfmitte kutschiert. In einer kurzen Ansprache formulierte Präsident Kaiser, dass die Zukunft des Landes in der Bildung der jungen Generation liege. Der Grundriss des Neubaus wurde durch die rotarischen Freunde unter großem Applaus mit fünf goldenen Holzdübeln markiert. Noch in diesem Jahr soll das Gebäude seiner Funktion übergeben werden und ein neues Klassenzimmer für rund 50 Vorschüler werden.

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Friedrich Niederquell und ein junger Mönch markierten den Bauplatz der Volker-Vorschule mit einem goldenen Holzdübel (links). Die Dorfältesten, der Schulleiter und die Korbacher Rotarier freuten sich über das neue Schulprojekt.

Dienstag, 23.10.

Nach nur 40 Minuten Flugzeit erreichten wir Heho am Inle-See. In Longtail-Booten fuhren wir durch mit dichtem Grün bewachsene Kanäle und über den See. Hier spielt sich das gesamte Leben auf dem Wasser ab. Einbein-Ruderer werfen Fischernetze aus, auf schwimmenden Inseln werden Tomaten und Obst angebaut und traditionelle Webereien produzieren in Handarbeit edle Tücher aus Lotuspflanzen. Die pittoreske Szenerie versprühte auch bei einsetzendem Regen noch viel Charme. Den Abend und die Nacht verbrachten wir in kleinen Bungalows auf Pfählen mitten im See.

Mittwoch, 24.10. 

Vor Sonnenaufgang weckten uns die knatternden Dieselmotoren der vorbeieilenden Longtails aus süßen Träumen. Die Morgenstimmung am Inle-See hatte einen besonderen Reiz und ließ sich von der Terrasse der Pfahlbau-Bungalows perfekt genießen. Schon um 8 Uhr düsten wir über den See Richtung Buddha-Prozession zur Ostseite des Inle. Über 20 XXL-Longtailboote, jeweils von ca. 80 Ruderern angetrieben, zogen in einer bunten Prozession durch die Kanäle des Dorfes Richtung Pagode. Am Ende wurden die verehrten Buddha-Figuren auf besonders geschmückten und mit viel Gold verzierten Schiffen präsentiert. Als weitere Stationen steuerten wir eine Silberschmiede und eine traditionelle Papierherstellung an. Am Abend ging es per Flugzeug zurück nach Yangon.

Donnerstag, 25.10.

Der frühe Vogel fängt den Wurm: Um 5 Uhr war unsere vergrößerte Reisegruppe zur feierlichen Übergabe der Rotary School No1 ins Irrawaddy-Delta aufgebrochen. Katja, Matthias Eschenhagen mit den Töchtern Fienchen und Lotti, sowie Ursula, Tina und Basti von der "Stiftung Life" begleiteten und unterstützten uns an diesem besonderen Tag. Vier Stunden Fahrt in zwei engbestuhlten Minibussen auf teils schmalen, holprigen und mit tausend anderen Verkehrsteilnehmern geteilten Pisten (1000× gehupt...) waren eine wahre Tortur. Für die letzten Kilometer stiegen wir auf ein Boot der Dorfbewohner um, dort sorgte der lokale Musikverein mit reichlich Sound für eine Stimmung wie auf der Love-Parade.

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300 Schüler empfingen die Gäste mit einem langen Spalier.

Beim Anlegen und Einmarsch ins Dorf empfingen uns begeistert mehrere Hundert Kinder und Bewohner. Spalier, lachende Gesichter, laute Musik und Blumenketten - die Herzlichkeit und Freude war überwältigend. Bei gemeinsamen Tänzen und tropischen Temperaturen waren die letzten Berührungsängste schnell gebrochen und die Europäer fix durchgeschwitzt.

Das neue Schulgebäude mit fünf Klassenzimmern wurde in guter Qualität erstellt und ist der neue Mittelpunkt im ansonsten sehr ärmlichen Dorf Pa Yite Wa. Als Eröffnungsredner zollten Vertreter der lokalen Schulbehörde, ein Mitglied der Regierung, unser Präsident Franz-Peter Kaiser und Jürgen Gessner von der "Stiftung Life" Dank, Respekt und Lob.

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Vor dem neuen Schulgebäude mit den fünf neuen Klassenräumen fand sich gleich ein Fußballteam zusammen - natürlich mit neuem Ball.

Im Mittelpunkt standen aber die Kinder: Tanz- und Gesangsaufführungen aller Jahrgangsstufen wurden präsentiert, die gemeinsamen Klassenräume besichtigt und kleine Geschenke von den Kindern dankbar angenommen. Erleben, was verbindet - die Fußbälle wurden von den kleinen und großen Jungs gemeinsam ausprobiert. Nachdem uns noch ein leckeres burmesisches Essen gereicht wurde, hieß es leider schon: Abschied nehmen und den beschwerlichen Weg zurück nach Yangon antreten.

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Überall Tanz und Musik aus Anlass der Grundsteinlegung, auch vorgeführt von Schülern und Schülerinnen

Ein unvergesslicher Tag - alle Reiseteilnehmer sind daher überzeugt, dass wir mit diesem Projekt den Nagel auf den Kopf getroffen haben.

Freitag, 26.10.

Als letztes soziales Projekt dieser Reise besuchten wir am Morgen das Swimming Doctor Boat der "Stiftung Life" im Hafen von Yangon. Unsere Freunde Eschenhagen und Niederquell waren in 2017 als Ärzte zwei Wochen auf dem Boot durch das Irrawaddy-Delta gefahren und versorgten täglich Bedürftige in der ländlichen Region. Bei der Besichtigung konnten wir sowohl die unbedingt erforderliche medizinische Grundversorgung, als auch das wirklich spartanische Leben aller freiwilligen Helfer an Bord nachvollziehen.

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Unterwegs mit einem speziellen Boot auf dem Irrawaddy bei Yangon: Die "Swimming Doctors" Dr. Friedrich Niederquell und Dr. Gerhardd Eschenhagen kehrten an ihre alte Wirkungsstätte zurück, wo sie 2017 zwei Wochen als Volunteers halfen.

Nach kurzer Erfrischung im kolonialen, altehrwürdigen Strandhotel stand für den Rest des Tages die Besichtigung der touristischen Attraktionen Yangons auf dem Programm: Bummel über den alten Scott-Market mit Hunderten von Händlern, die Sule-Pagode in der Altstadt und zum Sonnenuntergang als Highlight die komplett vergoldete Anlage der Schwedagon-Pagode. Auf dem Rückweg ins Hotel noch ein kurzer Stopp beim liegenden Buddha. Den Abend verbrachten wir über den Dächern von Yangon in einer Roof-Top-Bar.

Samstag, 27.10.

Bye bye Yangon! Am Vormittag flogen wir zum Relaxen vor der Heimreise an den tropischen Palmenstrand von Ngapali im Westen Myanmars.

Zuhause gab es dann viel zu erzählen: Myanmar und seine Menschen beeindruckten uns sehr. Herzlichen Dank an die "Stiftung Life" für das selbstlose Engagement und die perfekte Umsetzung der dringend notwendigen Hilfsprojekte. Herzlichen Dank an unsere Freunde und Helfer vor Ort.

Christian Kaiser

Christian Kaiser wurde 1942 in Hessen geboren, machte Abitur in Hanau. Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Bonn mit Promotion. Pächter der Hessischen Staatsdomäne Kinzigheimerhof bis 2004. Öbuv. Sachverständiger. Verheiratet, zwei Kinder. Seit 1981 im RC Hanau. Präsident 1999/2000, PHF+3. 2011 bis 2021 war er Distriktberichterstatter für D 1820.