RC Bietigheim-Vaihingen
"Russland und der Westen: Optionen einer neuen Entspannungspolitik"
Einblicke durch den Geschäftsführer des Deutsch-Russischen Forums e.V.
Wie der Vortrag von Martin Hoffmann, Geschäftsführer des Deutsch-Russischen Forum e.V. und Vorsitzender des Petersburger Dialogs, im Oktober beim RC Bietigheim-Vaihingen beweist, besteht in der Bundesrepublik Deutschland ein erhebliches Interesse an Russland. Auch daran, mit Russland in einem dauernden, friedlichen Gedankenaustausch zu stehen. Das Deutsch-Russische Forum e.V. besteht seit 1993, hat seinen Sitz in Berlin und bemüht sich um einen breiten gesellschaftlichen Dialog zwischen Deutschland und Russland.
Martin Hoffmann begann seinen Vortrag mit einem Rückblick auf die vielfältigen Konflikte zwischen Russland und Europa bis hin zur jüngsten Eskalation 2014. Durch die gesamten Krisen zieht sich aber eine "geradezu irrationale Zugewandtheit Russlands zu Deutschland". Ursächlich dafür ist, dass die Russen immer zwischen "Faschisten" und "Deutschen" unterschieden haben. Dadurch haben auch die Greueltaten des Zweiten Weltkriegs nicht zu einem Bruch geführt. Deutschland genießt in Russland einen "unglaublichen Vertrauensvorschuss". Der Vortragende empfindet auch in der deutschen Zivilgesellschaft ein spürbares Verlangen nach einem guten Verhältnis zu Russland. Ein Entspannungsprozess kann nach seiner Sicht mit Russland nur gelingen, wenn die Narrativen nicht im Vordergrund stehen, sondern persönliche Beziehungen gepflegt werden.
Was trennt zur Zeit Russland und Europa? Martin Hoffmann führte zunächst die Ukraine-Krise an, die den Traum der Pariser Charta von 2000 mit dem Ziel eines vereinten Europa und einer friedlichen Welt platzen ließ. Es gibt eine Reihe von Interessenskonflikten im Nahen Osten, in Syrien, der Türkei und weiteren Brennpunkten. Schwerwiegender sind aber die gegenseitigen Unterstellungen und das Misstrauen, dass das jeweilige Gegenüber das eigene Gesellschaftssystem untergraben will. Es herrscht ein Krieg der Unterstellungen und gegenseitigen Vorwürfe.
Aus der russischen Sicht war die Charta von Paris ein einseitiger Schritt Russlands in die Ideen und die Lebenswelt des Westens. Man habe es als Carte blanche des Westens empfunden, der sich als Sieger des Kalten Krieges generierte. Nach russischer Sicht wurden in der Ukraine die getroffenen Vereinbarungen vom Westen in kürzester Zeit gebrochen. Da beide Seiten an ihrer jeweiligen Sicht festhalten, sind Dialoge aktuell nicht weiterführend. Es kann keine positive Entwicklung geben, wenn beide Seiten auf ihrer Meinung beharren.
Lösungsansätze wären nach der Ansicht von Martin Hoffmann:
- Einfrieren der Interessenkonflikte und des Trennenden, wobei der Fokus auf das Verbindende gelegt werden sollte.
- Man benötigt starke Partner, Deutschland und Russland alleine genügen nicht. Der stärkste Partner wäre zur Zeit Frankreich.
- Erleichterung bei Visa-Fragen
- Gespräche über den Nahost-Konflikt
- Stärkung der Bürger-Diplomatie
Eine intensive Diskussion schloss sich an den gehaltvollen Vortrag an, der von den Anwesenden mit großem Interesse aufgenommen worden war.
Mitglied im RC Ellwangen seit 1994, Club-Präsident 2009/2010, Paul-Harris-Fellow. Verheiratet, ein Sohn. 2017 bis 2020 war er Distriktberichterstatter in D1830.
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