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Neues vom RC Bröckedde - Folge 123

Der Problembär

Neues vom RC Bröckedde - Folge 123 - Der Problembär
© Illustration: Marcus Schäfer/pengfingerstudio.tumblr.com

Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.

Alexander Hoffmann01.11.2016

Eines Tages kam ein Fremder zum Meeting in den Salon Hindenburg und ließ sich am Präsidententisch nieder. Er sah müde aus und etwas abgerissen mit seinem Rucksack, der Feldflasche und dem Kompass. Spontan lud ihn Präsident Pröpke zum Essen ein. Der Fremde erklärte: „ich war Rotarier tief im Süden der Republik. Dann wurde ich in den hohen Norden versetzt und suchte einen neuen Club. Aber bislang wollte mich keiner haben. Nun bin ich auf Deutschlandtour.“

Pröpke war erschüttert. „Das kann doch nicht angehen!“, sagte er Tage später zu Kassierer Knödler. Der meinte: „Das kommt öfter vor, als man denkt. Einerseits sollte man ja lebenslang Rotarier bleiben dürfen, andererseits sind die Clubs souverän in der Frage, wen sie aufnehmen. Ein fast unlösbares Problem.“

Pröpke setzte kurzerhand durch, dass der Fremde in den RC Bröckedde aufgenommen wurde. Einige Freunde grummelten, aber der Neue entpuppte sich als Bereicherung. Er war engagiert und spendenfreudig, was besonders Kassierer Knödler freute.

Knödler war es auch, der Pröpke eines Tages auf den Nachbarclub Wapswede aufmerksam machte: „Die haben jede Menge Zuzug, auch wir könnten weiter frisches Blut vertragen.“ In der Tat konnten die Wapsweder mit immer neuen Very Important Persons auf­warten. Zuletzt hatten sie den Moderator des Frühstücksfernsehens von RTL 3 und den Co-Trainer der vierten Mannschaft des FC Bayern aufgenommen.

„Wie schaffen die das nur?“, fragte Pröpke ­Knödler. Der forschte nach und berichtete: „Es gibt offenbar einen grauen Markt für wechselwillige Rotarier. Für VIPs werden an die alten Clubs hohe Ablösesummen gezahlt – so machen es die Wapsweder.“

Pröpke schüttelte den Kopf: „Das ist irgendwie unrotarisch. Außerdem ist unsere Kasse ja notorisch leer. „ Knödler erwiderte: „Ich habe da eine Idee, las­sen Sie mich mal machen.“

Und so gewann der RC Bröckedde eines Tages Prof. Dr. Dr. Fürchtenicht-Wasserlos als neues Mitglied – eine Ober-VIP. Pröpke erkundigte sich bei dessen früherem Club und war irritiert ob der Auskünfte. Er zitierte Knödler zu sich: „Fürchtenicht-Wasserlos hat ja einen überragenden fachlichen Ruf, aber er gilt in seinem alten Club als eine Art Problembär.“ Knödler meinte fröhlich: „Weiß ich doch. Deshalb haben sie uns eine schöne Stange Geld gezahlt, damit wir ihn nehmen.“

Alexander Hoffmann
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
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