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Neues vom RC Bröckedde - Folge 124

Der Weihnachtskalender

Neues vom RC Bröckedde - Folge 124 - Der Weihnachtskalender
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Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.

Alexander Hoffmann01.12.2016

Schön war er geworden, der neue Weihnachtskalender. Wie in den Jahren zuvor war es ein Gemeinschaftsprodukt des RC Bröckedde und der Lions Bröckedde, der Reinerlös sollte dem Kindergarten St. Eulalia in Bröckedde zufließen. Jeder Kalender kostete 14,50 Euro, und im Vorstand wurde beschlossen, dass jedes Clubmitglied zehn Exem­plare zu erwerben habe, um sie dann eigenhändig weiterzuverkaufen. Doch viele Freunde fühlten sich überfordert. Freund Warrenstein klagte, der Erwerb eines Aston Martin habe ihn finanziell völlig ausgelaugt. Freund Munzinger, der Investmentbanker, verwies auf einen enormen Anstieg der Grundsteuer für seinen Drittwohnsitz in Marbella. Und Jungrotarier Müntewelle meinte, eine Weihnachtskalender-App für 1,99 Euro hätte es doch auch getan.

Präsident Pröpke war unter Druck. Jahr um Jahr brachten die Lioniden ihre Kalender problemlos unter das Volk, nur bei den Rotariern hakte es. Notgedrungen gestand er den Freunden ein Rückgaberecht der nicht verkauften Exemplare zu. Wie befürch­tet, lief der Verkauf schleppend. Munzinger meldete ihm von einer Investorenkonferenz in New York, er sei dort leider keinen einzigen Kalender losgeworden. Und Freund Boppert, der sich vor einem Supermarkt in Bröckedde mit einem Verkaufsstand platziert hat­te, rief ihn aufgelöst an: „Dort gab es heute Schweinenackensteaks für 1,23 Euro das Kilo – ich hatte keine Chance.“

Und so häuften sich bei Pröpke die Rückläufer. Seufzend sagte er zur Gattin: „Die Tante muss ran.“ Tante Gisela wohnte im benachbarten Wapswede, telefonisch bat er sie um die Bestellung von 437 Weih­nachtskalendern und Bezahlung bei Kassierer Knödler. Kaum war das bewerkstelligt, rief der Präsident des Lions-Clubs an und verkündete fröhlich: „Wir haben alle Kalender verkauft, freut mich für die Kleinen in St. Eulalia.“

Pröpke erwiderte ebenso fröhlich: „Bei uns sind auch alle weg, wir hätten noch mehr drucken las­sen können.“

Kurz nach Weihnachten fuhr er zu Tante Gisela und erstattete ihr die ausgelegte Summe aus seiner Privatschatulle. Die Tante führte ihn in ihren Keller, wo sich die Paletten mit den Kalendern bis an die Decke stapelten. Die Paletten waren von 2001 bis 2016 durchnummeriert und die Tante meinte: „Jetzt habe ich nur noch Platz für einen einzigen Jahrgang.“

Alexander Hoffmann
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
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