Neues vom RC Bröckedde - Folge 124
Der Weihnachtskalender
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.
Schön war er geworden, der neue Weihnachtskalender. Wie in den Jahren zuvor war es ein Gemeinschaftsprodukt des RC Bröckedde und der Lions Bröckedde, der Reinerlös sollte dem Kindergarten St. Eulalia in Bröckedde zufließen. Jeder Kalender kostete 14,50 Euro, und im Vorstand wurde beschlossen, dass jedes Clubmitglied zehn Exemplare zu erwerben habe, um sie dann eigenhändig weiterzuverkaufen. Doch viele Freunde fühlten sich überfordert. Freund Warrenstein klagte, der Erwerb eines Aston Martin habe ihn finanziell völlig ausgelaugt. Freund Munzinger, der Investmentbanker, verwies auf einen enormen Anstieg der Grundsteuer für seinen Drittwohnsitz in Marbella. Und Jungrotarier Müntewelle meinte, eine Weihnachtskalender-App für 1,99 Euro hätte es doch auch getan.
Präsident Pröpke war unter Druck. Jahr um Jahr brachten die Lioniden ihre Kalender problemlos unter das Volk, nur bei den Rotariern hakte es. Notgedrungen gestand er den Freunden ein Rückgaberecht der nicht verkauften Exemplare zu. Wie befürchtet, lief der Verkauf schleppend. Munzinger meldete ihm von einer Investorenkonferenz in New York, er sei dort leider keinen einzigen Kalender losgeworden. Und Freund Boppert, der sich vor einem Supermarkt in Bröckedde mit einem Verkaufsstand platziert hatte, rief ihn aufgelöst an: „Dort gab es heute Schweinenackensteaks für 1,23 Euro das Kilo – ich hatte keine Chance.“
Und so häuften sich bei Pröpke die Rückläufer. Seufzend sagte er zur Gattin: „Die Tante muss ran.“ Tante Gisela wohnte im benachbarten Wapswede, telefonisch bat er sie um die Bestellung von 437 Weihnachtskalendern und Bezahlung bei Kassierer Knödler. Kaum war das bewerkstelligt, rief der Präsident des Lions-Clubs an und verkündete fröhlich: „Wir haben alle Kalender verkauft, freut mich für die Kleinen in St. Eulalia.“
Pröpke erwiderte ebenso fröhlich: „Bei uns sind auch alle weg, wir hätten noch mehr drucken lassen können.“
Kurz nach Weihnachten fuhr er zu Tante Gisela und erstattete ihr die ausgelegte Summe aus seiner Privatschatulle. Die Tante führte ihn in ihren Keller, wo sich die Paletten mit den Kalendern bis an die Decke stapelten. Die Paletten waren von 2001 bis 2016 durchnummeriert und die Tante meinte: „Jetzt habe ich nur noch Platz für einen einzigen Jahrgang.“
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